Schicksal!
herumlaufen, kommt mir der Zweck des Ganzen sowieso ziemlich zweideutig vor.
Auf seinen einhundertfünfzigtausend Quadratmetern voller Konsumenten-Luxus wartet die Westfield Mall auch mit einem Bloomingdale’s auf, einem Nordstrom-Accessoirehändler, drei Bebe-Modegeschäften, neun Sonnenbrillen-Läden, siebzehn unterschiedlichen Wellness-und-Beauty-Shops und sechsundzwanzig Juwelieren. Die Mall verfügt sogar über einen Concierge, einen Parkservice und eine hauseigene Wellness-Oase.
Man sollte meinen, dass es ihnen bei all dem Geld, das sie in dieses Ding gesteckt haben, gelungen ist, Platz für einen Hot Dog on a Stick oder einen Orange Julius zu finden. Weit gefehlt. Der kleinste gemeinsame Nenner in Sachen Ernährung, den ich auf der Fressmeile finden kann, sind ein Panda Express und ein Jamba Juice.
Während ich also auf einem ledernen Lehnstuhl sitze, Orangenhühnchen esse und meinen Orange Dream Machine-Smoothie mit zugesetztem Sojaprotein schlürfe, beobachte ich einmal mehr die Mall-Süchtigen, die mit ihren vollgestopften Taschen und Tüten an mir vorüberziehen, deren Inhalt unterm Strich nur einen Zweck verfolgt: sich von der eigenen Zukunft abzulenken.
Die zweiundfünfzigjährige Hausfrau, die seit sechs Monaten keinen Sex mehr mit ihrem Mann hatte und über eine Affäre nachdenkt, nur um wieder die hungrige, liebende Berührung eines Mannes zu spüren.
Der neunundzwanzigjährige Manager von Banana Republic, der von seiner Frau nicht genug kriegen kann, sich aber fragt, ob sie außerhalb des Schlafzimmers genügend Gemeinsamkeiten für eine glückliche Ehe haben.
Die vierzigjährige geschiedene Mutter zweier Kinder, die lieber bei ihrem Freund bleibt, den sie nicht liebt, als ihr Herz einem anderen Mann zu öffnen, der sie wirklich liebt.
Es sieht so aus, als wären Beziehungen das Thema des Tages.
Ich sehe so etwas ständig: Männer und Frauen, die an stagnierenden Beziehungen festhalten oder sich entscheiden, keine neue Beziehung einzugehen. Weil es einfacher ist, als allein zu sein oder von Grund auf neu zu beginnen. Und so verharren sie lieber in der Gewohnheit von etwas, das nicht funktioniert, statt den Mut aufzubringen, sich auf etwas einzulassen, das sie glücklich machen könnte. Etwas, das zu der Zukunft führen könnte, die sie sich immer erträumt haben. Etwas, das tatsächlich das Risiko eines gebrochenen Herzens beinhalten könnte.
Aber sie bevorzugen die Bequemlichkeit ihrer eigenen vier Wände.
Also geben sie sich mit weniger zufrieden, als sie sich wünschen. Begnügen sich mit mittelmäßigen Beziehungen, lauwarmen Romanzen und distanzierten Bettgeschichten. Und enden schließlich hier. Oder an einem Ort wie diesem. Vielleicht an einem Ort mit einem JCPenney-Kaufhaus statt Bloomingdale’s. Ganz gleich, welcher dieser Orte es ist – sie erfüllen alle denselben Zweck.
Einkaufen hilft dabei, alles zu überdecken, was in einer Beziehung nicht stimmt. Es übertüncht vielleicht nicht so gut wie Sex, aber wenn du dir selbst etwas Nettes kaufen kannst, dich selbst mit einem neuen Paar Schuhe erfreust oder mit der Uhr, die du schon immer haben wolltest, oder wenn du ein paar Stunden in einer Wellness-Oase verbringst – dann fühlst du dich besser. Und das hilft dir auch, dich mit deiner Beziehung besser zu fühlen. Zumindest eine Zeitlang. Bis dir auffällt, dass du die Ursache deines eigenen Leidens lediglich verschleierst.
Ich bin hier, um alldem ein Ende zu machen.
»Meine Damen und Herren«, sage ich und stelle mich in einen Pflanzenkübel in der Mitte der Aufenthaltszone. Wohl nicht die subtilste aller Methoden, um eine Rede zu halten, aber ich habe hier einer Menge beziehungsgestörter Menschen zu helfen, und ich würde das gern in einem Abwasch erledigen. »Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«
Ein paar gelangweilte Kunden schauen in meine Richtung. Der Rest ignoriert mich einfach und geht weiter zu Banana Republic oder Sunglass Hut International. Also versuche ich es von neuem, diesmal in meiner besten Imitation von Jerry.
»Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«
Dieses Mal habe ich ihre Aufmerksamkeit. Die meisten von ihnen schauen nicht nur in meine Richtung, sondern hören auf der Stelle auf mit dem, was sie gerade getan haben, und kommen näher. Es ist erstaunlich, was man erreichen kann, wenn man wie Gott klingt.
Das Problem ist: Es besteht ein himmelweiter Unterschied dazwischen, nach Jerry zu klingen und Jerry zu sein. Seine Aura kann ich einfach
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