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Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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waren schöne große Räume und es versöhnte mich etwas, dass ich sie ganz nach meinen Vorstellungen einrichten durfte. Als alles fertiggestellt war, arrangierte ich eine große Einweihungsparty. Dietrich stöhnte manchmal ein wenig über die Häufigkeit, mit der wir Abendgesellschaften veranstalteten, doch er lobte auch mein Organisationstalent. Seine Exfrau hatte auf diesem Gebiet offenbar wenig Fähigkeiten bewiesen. Indem er mich heiratete, hatte Dietrich sich in jeder Beziehung verbessert.
    Ich vermisste kaum etwas in den ersten zwei Jahren unserer Ehe. Dass Dietrich sich bemühte, mir auch seine sexuelle Leistungsfähigkeit tatkräftig zu beweisen, war mir eher lästig. Ich erfand Ausreden und Dietrich meinte lachend, da habe er nun eine so viel jüngere Frau und müsse sich doch bescheiden. Aber er ließ mich weitgehend in Ruhe.
    Unser Hawaii-Urlaub im dritten Jahr unserer Ehe markierte den Wendepunkt. Diesmal hatte ich das Urlaubsziel allein ausgewählt. Mir war nach Sonne, Wasser und Beach-Party zumute, nicht nach endlosen Besichtigungen, wundgelaufenen Füßen und frühem Zubettgehen. Dietrich erfüllte meinen Wunsch, doch der Urlaub geriet zum Fiasko. Zum ersten Mal wurde mir richtig bewusst, mit einem alten Mann verheiratet zu sein. In seinen teuren Maßanzügen machte Dietrich immer noch eine gute Figur. In der Badehose wirkte er lächerlich. Mit seinem weißen, wabbeligen Fleisch und dem unverkennbaren Bauchansatz bildete er einen unschönen Kontrast zu den muskelbepackten, braungebrannten jungen Männern, die sich am Strand tummelten. Noch eklatanter war jedoch die Veränderung in seinem Wesen. War er auf unseren Städtereisen der gebildete Fremdenführer und eloquente Plauderer gewesen, so gab es hier nichts, was sein Interesse weckte. Griesgrämig wie eine alte Eule hockte er mit einem Buch auf der Strandliege unter dem Sonnenschirm, ängstlich den direkten Kontakt mit der Sonne meidend. Plötzlich wurde er auch noch eifersüchtig und nahm mir meine harmlosen Flirtereien mit jungen Männern übel. Als einer von ihnen, in der ganz offensichtlichen Absicht meinen Mann zu provozieren, fragte, ob er denn das Fräulein Tochter mal an die Strandbar entführen dürfe, reagierte mein Mann völlig unsouverän. Er warf mir niveauloses Verhalten vor, obwohl ich überhaupt nichts für die Szene konnte.
    Nach dem Urlaub war nichts wie früher. Die Verehrung und Rücksichtnahme, die mein Mann mir gegenüber stets an den Tag gelegt hatte, waren verschwunden. Es schien sogar, als würde er es jetzt bewusst darauf anlegen, mich zu verletzen. Der eklatanteste Beweis dafür war die demonstrative Versöhnung mit seiner Tochter Carola. Carola hatte mich von Anfang an nicht gemocht und das auch nicht sonderlich gut verborgen. Dennoch wahrte sie zunächst den Schein und pflegte einen lockeren Kontakt mit mir und Dietrich. Mir war Carola aus vollem Herzen zuwider. Sie verkörperte sowohl den Prototyp des verwöhnten Einzelkindes reicher Eltern, als auch den der maßlos ehrgeizigen Karrierefrau: Studium in der Schweiz, vier Sprachen fließend, Golf und Segeln in der Freizeit. Dietrich hatte Unsummen in sie investiert. Mit 30 wurde sie Mutter und als müsse sie auch auf diesem Gebiet ihre besonderen Kapazitäten nachweisen, gleich von Zwillingen. Ich hoffte nur, seine neue Großvaterrolle würde Dietrich von der Idee abbringen, mit mir noch ein Kind zu wollen.
    Zum Eklat kam es auf der Weihnachtsfeier der Kanzlei. Ich hatte wie jedes Jahr alles liebevoll vorbereitet: Stilvolle Tischdekoration, Gebäck und Baumkuchen aus der besten Konditorei und kleine Geschenkpäckchen für die Mitarbeiter. Anwesend waren die beiden Anwaltsgehilfinnen Sarah und Katrin, unsere Sekretärin Frau Goldschmidt, unser früherer Referendar Michael Lindt und sein Nachfolger Peter Gersdorf, der im kommenden Jahr zu uns stoßen würde, außerdem unsere Reinigungskraft Frau Saalfelder. Carola aber, die sich noch im Mutterschaftsurlaub befand, war gewissermaßen der Stargast. Sie spielte sich sofort in den Mittelpunkt und gab fürchterlich an. Schon jetzt plante sie ihren beruflichen Wiedereinstieg und brüstete sich mit tollen Jobangeboten und Aufstiegschancen. Mir ging sie fürchterlich auf die Nerven und ich wandte ein, man könne durchaus andere und lohnendere Ziele im Leben verfolgen.
    Welche das denn meiner Meinung nach wären, fragte sie spitz. Ob sie sich lieber einen reichen älteren Mann suchen und sich von ihm aushalten lassen solle?
    Alle am

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