Schicksalsnacht in Los Angeles - Baccara Bd 1613
Mrs. Wainwright durch den Kopf gehen ließ, gab Heather ihr im Stillen recht. Sie hatte sich schon häufiger über Jake geärgert. Aber dass er sie oder irgendjemanden auf Hickory Hills von oben herab behandelt hätte, konnte sie nicht behaupten. Er kannte die Stallburschen mit Namen, grüßte sie und unterhielt sich mit ihnen genauso selbstverständlich wie mit allen anderen. Selbst Clara war voll des Lobes, wenn sie über Jake redete. Heather konnte sich auch nicht vorstellen, dass es viele Multimillionäre gab, die sich zum Essen mit der Haushälterin und ihrem Sohn an den Küchentisch setzten.
„Wollen wir uns verabschieden und nach Hause fahren?“
Heather schrak aus ihren Gedanken auf. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass Jake sich von John Wainwright hatte loseisen können und zu ihnen an den Tisch gekommen war. Verlegen lächelte sie und stellte Mrs. Wainwright und Jake einander vor. Dann verabschiedete sie sich von der alten Dame. „Es war sehr nett, sich mit Ihnen zu unterhalten.“
„Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite“, antwortete Mrs. Wainwright. Sie winkte Heather dichter an sich heran, legte ihr die Hand auf den Arm und sagte leise: „Lassen Sie diesen jungen Mann da nicht laufen. Der scheint mir der Richtige zu sein. Denken Sie an meine Worte.“
„Das werde ich tun, Mrs. Wainwright“, antwortete Heather lächelnd. „Danke.“
Als sie wieder im Wagen saßen und sich auf den Heimweg begaben, sagte Jake plötzlich: „Ich muss mich bei dir entschuldigen, Liebes.“
Überrascht runzelte Heather die Stirn. „Wofür?“
Jake warf ihr einen langen Blick zu. Es gab Momente, in denen sie so zauberhaft aussah, dass er kaum an sich halten konnte. Auch jetzt wäre er am liebsten rechts an den Straßenrand gefahren, hätte angehalten, sie in die Arme genommen und geküsst. „Wainwright ist ein Flegel. Es war eine Unverschämtheit, wie er dich behandelt hat.“ Jake hätte den eingebildeten dicken Mann zu gern dafür eins auf die Nase gegeben, dass er sich Heather gegenüber so herablassend benommen hatte. Im Nachhinein wunderte Jake sich selbst über seinen plötzlich ans Licht tretenden Beschützerinstinkt. Diesen Zug kannte er gar nicht an sich.
Nach längerem Schweigen bat Heather plötzlich: „Erzähl mir doch mal was über dich!“
Jake zog die Augenbrauen hoch. „Was willst du wissen?“
„Alles. Wo du aufgewachsen bist, ob du Geschwister hast.“ Sie legte ihm die Hand auf den Oberschenkel, und Jake war so überrascht, dass er fast in den Straßengraben gefahren wäre.
„Wie kommst du darauf?“
„Mich interessiert natürlich, ob Mandy vielleicht noch mehr Familie hat. Immerhin haben wir ein Kind zusammen, und ich weiß über dich kaum mehr, als dass du ein Anwalt bist, der sich bezeichnenderweise auf Scheidungen spezialisiert hat.“
Damit sie sie nicht fortzog, legte er seine Hand auf ihre und genoss die Wärme, die ihn bei der Berührung durchströmte. „Ich will daraus gar kein großes Geheimnis machen. Wie meine Geschwister bin ich in San Francisco geboren und aufgewachsen. Mein Bruder Luke und ich sind eineiige Zwillinge …“
„Ach herrje! Es gibt noch so ein Exemplar wie dich?“
Jake lachte. „Keine Sorge. Wir sehen uns zwar sehr ähnlich, aber er ist eindeutig der Ruhigere und Seriösere von uns beiden.“
„Also so ziemlich das Gegenteil von dir.“ Nachdenklich fragte sie: „Ist er verheiratet?“
„Ja, allerdings noch nicht lange. Haley und er haben vor ein paar Monaten geheiratet, und sie erwarten jetzt ihr erstes Kind.“ Je länger er sprach, desto besser fühlte er sich dabei, Heather von sich zu erzählen. „Und dann ist da noch unsere Schwester Arielle. Sie ist zehn Jahre jünger als Luke und ich. Sie hat letzten Monat geheiratet, und auch bei ihr steht Nachwuchs ins Haus. In fünf Monaten bekommt sie Zwillinge.“
Heather schwieg lange, sodass Jake sich zu ihr umdrehte, um zu sehen, ob sie womöglich eingeschlafen war.
Sie begegnete seinem Blick und sagte lächelnd: „Ich finde es schön, dass Mandy Onkel, Tanten und Cousins hat. Und wie ist es mit Großeltern? Leben deine Eltern noch?“
„Meine Mutter ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Das war vor sechzehn Jahren. Luke und ich waren damals zwanzig, Arielle erst zehn. Wir haben unsere kleine Schwester, so gut es ging, gemeinsam großgezogen, obwohl wir noch ein bisschen jung für so eine Aufgabe waren.“
„Es tut mir leid, das von deiner Mutter zu hören. Wo war denn dein
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