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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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wirkte. Das war Grace schon öfter bei Besuchern auf der Intensivstation aufgefallen. Sie sah einen Zusammenhang mit deren religiösen Überzeugungen.
    »Mr. Lavender hat mich angerufen«, sagte Wade, als müsste er seine Anwesenheit rechtfertigen. »Das ist der Mann auf dem Sofa. Ich hatte ihn noch nie gesehen, aber er hat mich sofort angerufen und mir gesagt, was passiert war. Ganz ehrlich, Grace. Ich weiß kaum, was ich mit mir anfangen soll. Mr. Lavender wollte mir ein Flugticket schicken, aber ich sagte: Oh nein! Ich schäme mich nicht, zuzugeben, dass ich Flugzeuge nicht mag - wenn der Herr gewollt hätte, dass wir fliegen, hätte er uns Flügel gegeben. Nein, Madam, ich bin so schnell ich konnte in meinem Pick-up hergekommen.«
    »Das ist schön«, sagte Grace, die von der Bescheidenheit des Mannes ganz gerührt war.
    »Glücklicherweise«, fuhr Wade fort, »braucht Matts
Mutter das nicht mit anzusehen. Sie starb, als Matt dreizehn war, und wenn Sie mich fragen, fingen damals die ganzen Probleme an.«
    »Welche Probleme?«, fragte Grace, die nun neben Matts Bett stand und den Patienten beobachtete. Sie beschloss, zu warten, bis Wade ging, ehe sie dem Patienten das Blut abnahm und ihn wusch.
    »Damals wurde er völlig wild und waghalsig«, erwiderte Wade. »Zuerst hatte er ein Skateboard, mit dem er ständig irgendwelche Tricks übte und sich dabei die Knie und Ellbogen aufschlug. Danach war es ein Mountainbike, und mit sechzehn kaufte er sich gebrauchte Sportwagen und rüstete sie auf. Kurz darauf beteiligte er sich an einem Rennen, verlor die Kontrolle und überschlug sich. Nur durch ein Wunder hat er das lebend überstanden. Bloß ein paar Rippen waren gebrochen.« Eine Träne rollte entlang einer Falte in Wades gebräuntem Gesicht, aber er sprach unbeirrt weiter. »Und jetzt diese verrückte Situation. Kein Knochen gebrochen, sagte man mir. Das stelle man sich vor. Was hat der Herr hier im Sinn, frage ich mich?« Wade blickte seinen Sohn liebevoll an. »Sieht aus wie ein Engel, nicht wahr? Einer von diesen Chorengeln.« Dann redete er Matt direkt an. »Wir kriegen dich wieder gesund, mein Junge«, sagte er. »Und dann bringe ich dich nach Hause, wo du dich in aller Ruhe erholen kannst. Fort von all dem Unsinn. Hast du das gehört?« Wade versuchte zu lächeln, aber Grace erkannte, dass er kurz vor dem Zusammenbruch stand.
    »Guten Abend«, rief Fred Hirsch fröhlich. Er rauschte in seinem weißen Kittel, die Akten unter dem Arm, ins Zimmer. Wade stand auf, um ihn zu begrüßen.

    »’n Abend«, sagte er. »Ich bin Wade Conner, Matts Vater.«
    »Fred Hirsch«, erwiderte Fred. Sie schüttelten einander über dem Bett die Hände. »Gute Nachricht. Auf dem CAT-Scan war keinerlei Blutung zu sehen, und beim Magnetscanner sahen wir, dass die Schwellung zurückgegangen ist - nicht so viel, wie wir gehofft hatten, aber es ist die gewünschte Entwicklung. Am wichtigsten ist momentan, eine Infektion zu verhüten. Im besten Falle holen wir ihn Ende der Woche ins Leben zurück.«
    »Na, das wäre schön«, meinte Wade. »Er hat noch eine lange Erholung vor sich.«
    »Frage ist, wie lange das dauern kann und wie schwer es wird«, erwiderte Fred auf seine freundliche, direkte Art. »Aber das wissen wir genauer, wenn er wieder bei Bewusstsein ist.«
    Was Fred nur andeutete, war die Möglichkeit eines dauerhaften Hirnschadens, aber niemand wollte das weiterverfolgen. Es war genug für Wade, dass sein Sohn überhaupt wieder aufwachte. Er war noch nicht bereit, mehr zu hoffen.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte Wade, »damit ich Ihnen nicht im Weg stehe. Mr. Lavender sagte, er würde mich zu meinem Hotel bringen.« Er blickte zu Matt. »Oh, Matty«, seufzte er. »Mein Matty.« Dann beugte er sich vor und küsste seinen Sohn sanft auf die Stirn.
    »Was ist los?«, ertönte eine heisere Stimme vom Sofa her. Es war Michael Lavender, der gerade aus seinem Schlummer aufgewacht war und beunruhigt die Gruppe um Matts Bett sah. Die Haare standen ihm wild zu Berge, seine Augen waren vor Angst weit aufgerissen.

    »Alles in Ordnung«, beruhigte ihn Grace. »Dr. Hirsch hat sich nur mit Mr. Conner unterhalten, der jetzt in sein Hotel gebracht werden muss. Okay?«
    Lavender war durch die Anwesenheit von Fred Hirsch eingeschüchtert und sagte nichts weiter, obwohl Grace spürte, dass er eine lange Liste von Beschwerden hatte, die er mit ihr durchgehen wollte. Lavender war ein Ellbogenmensch, der allerdings vor einem weißen Kittel

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