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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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Knoblauch, Olivenöl, Tomaten, Paprika und Würstchen entgegenschlug. Sie bettelte dann, probieren zu dürfen, und Großmama, eine robuste Frau mit ungeheurer Energie, zwinkerte ihr zu und flüsterte dann übertrieben und heiser: »Okay, aber sag ja nichts zu deinen Kusinen.« Mit verschwörerischer Miene gab sie Joanne dann einen Löffel voll zum Kosten. Als Großmama vor sechs Jahren gestorben war, hatte Joanne ihre Rezepte geerbt, die heute in der untersten Schublade des Küchenschranks lagen. Diese Rezepte waren für Joanne ebenso intim und kostbar wie ein Tagebuch. Es waren wertvolle Lebensdokumente und nicht bloß Anregungen für eine Mahlzeit. Großmama hatte immer behauptet, jeder könne nach ihren Rezepten kochen, aber dass es bei niemandem in der Welt so gut schmeckte. Das stimmte auch. Und selbst wenn Joanne sich für die Kochkunst interessiert hätte, sie hätte niemals versucht, es Großmama nachzumachen. Aus genau diesem Grund waren die Rezepte auch noch hier, weil sie einen wichtigen Teil ihres Lebens in der Wohnung lassen wollte. Und nun wurden diese alten
Anweisungen tatsächlich ausprobiert. Joanne sah die alten Karteikarten mit Großmamas Handschrift auf dem Tisch.
    Als sie nach links ins Wohnzimmer blickte, sank ihr das Herz. Das Zimmer war eine einzige Katastrophe. Auf dem Sofa und den Sesseln lagen Kleider verstreut. Der indische Couchtisch, den sie gekauft hatte, war unter Zeitungsstapeln und schmutzigem Geschirr kaum zu erkennen. Am schlimmsten aber waren die großen Umzugskartons überall im Raum - dieselben Kisten, die Joanne gedroht hatte, mit sämtlichen Gegenständen der Wohnung zu füllen, um Donny weiszumachen, dass sie niemals zurückkehren würde. So weit war sie allerdings nicht gegangen, aber die Kartons standen noch an genau dem Platz, wo sie sie zurückgelassen hatte. Einer war halb voll mit Badehandtüchern, Büchern und alten Schuhen.
    »Hey«, sagte sie zu Donny gewandt.
    Donny drehte sich um. »Hey«, erwiderte er und ließ rasch den Blick über ihre Figur gleiten. »Das ist aber ein hübsches Kleid. Du siehst aus wie Miss Universum.«
    »Donny - was machst du denn?«
    »Ich koche, Schatz. Ist mein neues Hobby.«
    »Mit Großmamas Rezepten?«
    »Warum denn nicht?«, entgegnete Donny. Dann sah er sie besorgt an. »Meinst du vielleicht, sie ärgert sich darüber?«
    »Nein, natürlich nicht. Sie findet das sicherlich toll.«
    Und dann fiel es Joanna wie Schuppen von den Augen. Donny kochte nicht für sie, sondern für jemand anderen. Er hatte kein Wort von Essen erwähnt.

    »Ach so«, meinte sie so gleichgültig wie möglich. »Und für wen ist das gedacht?«
    »Was denkst du denn? Dich und mich.«
    »Vielleicht habe ich schon gegessen, Donny.«
    »Eine so tolle Frau wie du kann nie genug essen. Schönheit muss genährt werden. Wie ein hungriges Baby, stimmt’s?«
    »Ich weiß genau, was du vorhast, Donny.«
    »Hä?«
    »Du versuchst, mich ins Bett zu kriegen.«
    Donny lachte. »Ha! Das ist schon lange her, Schatz. Das hier ist nur ein Abendessen. Setz dich. Ich bringe dir ein Glas Wein.«
    Erst da hörte Joanne den Song, der aus dem Schlafzimmer drang: Precious and Few von Climax. Ihr Lieblingslied.
    »Donny!«
    »Was ist?«, engegnete Donny und bewegte sich im Takt. Dann hielt er den Holzlöffel wie ein Mikofon vor den Mund. » And if I can’t hold you in my arms «, gurrte er, » it just wouldn’t be fair .«
    »Ich kann es nicht glauben, dass du ausgerechnet diese Platte spielst«, beschwerte sich Joanne. Sie fragte sich, ob Donny bei Nightingales gespürt hatte, dass sich zwischen ihr und Hoag etwas anbahnte, ob er ahnte, dass sie das Boot des Captains besucht hatte, wie sie im Regen zusammen zurückgegangen waren, das seltsame Gefühl, als sie und Hoag tropfnass wieder in der Bar ankamen und sie gedacht hatte, er würde sie küssen. Das war aber nicht geschehen, aber vielleicht war Joanne gegangen, ehe er eine Chance dazu bekam, was auch in Ordnung
war, denn sie saß jetzt wieder in ihrer eigenen Wohnung, und ihr möglicherweise sehr eifersüchtiger Ehemann schenkte ihr ein Glas Chianti ein.
    »Danke«, sagte Joanne und nahm das Glas entgegen. Sie trank einen tiefen Zug, um ihre Nerven zu beruhigen.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Donny.
    »Absolut«, antwortete Joanne, doch sie fühlte sich den Tränen sehr nahe. Hier stand ihr Ehemann. Das war ihr gemeinsames Leben gewesen. Manchmal konnte sie ziemlich sentimental sein, doch sie versuchte, sich zu beherrschen. »Es

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