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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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ihrer Überraschung ein Kästchen mit einem Brillantring hervorgezogen, der seiner Großmutter gehört hatte. Er hatte ihn aus der alten Goldfassung in Silber fassen lassen, was besser zu Grace passte, und für Grace war er immer noch der schönste Ring der Welt: elegant und bescheiden. Er passte zu ihr. Jetzt lag er in der Schublade ihres Nachttischchens.
    Aber Grace hatte das Arcadia nicht nur aus emotionalen Gründen gemieden. Ehrlich gesagt hatte sie das Essen dort nie gemocht, denn es war kaum besser als im Krankenhaus selbst. Nur hatte man im Arcadia ein echtes Gemeinschaftsgefühl, denn es existierte schon seit Jahrzehnten und wurde immer noch von derselben griechischen Familie geführt. Es gab zwei Reihen von Nischen mit Bänken aus grüngelbem Vinyl und eine lange Theke mit roten Drehhockern, auf denen um diese Stunde immer dieselben stoppelbärtigen Einzelgänger aus dem Krankenhauspersonal, Polizisten nach der Nachtschicht und Unfallärzte in Bereitschaft saßen. Als Grace auf den Diner zuging, dessen Lampen die neblige Nacht erhellten, erinnerte sie sich, wie Gary ein Stück Erdbeertorte mit Schokoladenguss aus der runden Glasvitrine ausgesucht hatte. Sie hatten einander mit der Gabel gefüttert und waren ein paar Tage später zusammen mit Garys Bruder Bob als Trauzeuge zum Standesamt gegangen.
Anschließend waren sie zu dritt zur Brooklyn Bridge gefahren, um Champagner zu trinken und Fotos zu machen.
    Grace war schweißnass, als sie die Tür des Arcadia öffnete, und freute sich über die kühle Luft der Klimaanlage. Ihr Blick wanderte automatisch zur Nische ganz hinten, wo sie und Gary damals gesessen hatten, und sah zu ihrer Erleichterung, dass sie unbesetzt war. Doch als ihr Blick den Raum von hinten nach vorn überflog, blieb er beim Anblick von zwei Leuten drei Tische von der Tür entfernt hängen: Cherry und Rick, die nebeneinandersaßen. Ihre Wangen waren vom Lachen und angeregter Unterhaltung gerötet. Cherry hatte beide Arme um Ricks Hals geschlungen und kicherte ihm ins Ohr wie ein alberner Teenager, während er seinen Kuchen mit dem starken, geduldigen Appetit des Herrn im Haus verspeiste. Falls Rick Cherrys kindisches Verhalten peinlich war, so sah man es ihm nicht an.
    Grace musste länger hingesehen haben, als ihr bewusst war - jedenfalls lange genug, dass Cherry aufblickte und sie erkannte. Grace öffnete verärgert den Mund, weil sie sich beim Spionieren erwischt fühlte, aber Cherry schien das nicht aufzufallen. Ihr Blick hellte sich erkennend auf. »Grace!«, rief sie und winkte ihr zu, als wäre diese blind.
    Grace lächelte gespielt überrascht, als hätte sie Cherry gerade erst gesehen. Dann fuhr ihr Blick rasch zu Rick, den sie mit einem Kopfnicken begrüßte.
    »Hallo, du Nachteule«, rief Cherry, »komm, setz dich zu uns.«
    »Okay«, erwiderte Grace fröhlich, dachte aber, dass sie lieber die Tortur auf sich nähme, mit Michael Lavender
zu essen, als sich zu den beiden Frischverliebten zu setzen, über deren Beziehung sie nicht gerade begeistert war. Rick war ein solcher … aber nein, sie musste tolerant sein. Rick sah Grace mit einem müden Funkeln in den Augen an, einer Spur Humor, die eine Art Einverständnis zwischen ihnen beiden anzudeuten schien hinsichtlich der verrückten romantischen Beziehungen in einem Krankenhaus. Aber er wirkte auch leicht verlegen, als betrachtete er Grace als eine ältere Schwester oder Beschützerin von Cherry, mit der er es sich nicht verderben wollte.
    »Hi, Cameron«, sagte Rick, nachdem er fertig gegessen und sich den Mund abgewischt hatte. Er trug ein hellblaues Oxford-Hemd mit hochgerollten Ärmeln. Am linken Handgelenk glänzte eine goldene Rolex. »Was ist passiert? Haben sie endlich aus Hygienegründen die Cafeteria geschlossen?«
    Grace’ angebliche Liebe zu institutionellem Essen war auf der Station wohl bekannt.
    »Da saß unser Freund Mr. Lavender«, erwiderte Grace, »daher versuche ich mein Glück hier.«
    »Glück ist gut«, meinte Rick.
    »Wie ist deine Schicht?«, fragte Cherry, die immer noch an Ricks Hals hing. »Ist der Vater nett?«
    »Scheint so«, antwortete Grace und zwang sich, Cherry trotz ihres Unbehagens mit deren Verliebtheit anzusehen. »Sehr bescheiden und zurückhaltend.«
    Cherry runzelte die Stirn. »Es muss schwer für ihn sein.« Dann wandte sie sich zu Rick und küsste ihn auf die Wange. »Mach du nur ja nie solchen Unsinn«, sagte sie. »Mit dem Surfboard.« Cherry blickte wieder zu Grace.
»Rick ist

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