Schicksalspfad Roman
Sonne gewesen war. Er lächelte sie mit seinen strahlend blauen Augen an, aber Grace wusste, dass es nur gespielt war.
»Ich schleiche mich weg wie ein Dieb in der Nacht«, nölte er wie ein Cowboy aus den Bergen von Texas. »Ich wollte mich nur bedanken, dass Sie sich so gut um mich gekümmert haben. Und mich für mein schlechtes Benehmen entschuldigen. Tut mir leid, wenn es mal danebenging.
Vermutlich werde ich irgendwie doch nie ganz erwachsen.« Er kratzte sich sein stoppeliges Kinn. »Also, ja, ganz herzlichen Dank.«
»Oh, nicht der Rede wert«, erwiderte Grace lachend und mit einer abwehrenden Handbewegung. Ein wichtiger Teil ihrer beruflichen Haltung war, sich ihren Patienten gegenüber immer ausgesprochen fröhlich zu verhalten. Aber ihr Lächeln war jetzt ebenfalls gezwungen. Ihr Herz tat weh bei dem Gedanken, dass er nun gehen würde. Dagegen konnte sie nichts tun, außer dienstbereit und pflichtbewusst dazustehen.
»Also«, fuhr Matt fort und trat einen Schritt auf sie zu. »Es war nicht in Ordnung, meine Wut an Ihnen auszulassen. Mein Manager hat gesagt, ich müsse mich erst noch erholen, ehe ich wieder vor die Kamera treten könne.«
»Vielleicht«, erwiderte Grace vorsichtig, »ist ausruhen besser für Sie als allzu große Eile.«
»Eile mit Weile«, sagte Matt. »Genau das hat er gesagt.«
»Gut Ding will Weile haben«, setzte Grace den Gedanken fort. »Das hat meine Großmutter auch immer gesagt.«
Matt starrte sie an. »Jetzt können Sie also wieder die Tagschicht machen, eh?«
»Ja«, antwortete Grace, »aber eigentlich habe ich mich an diesen verrückten Zeitplan gewöhnt.«
»Yeah«, sagte Matt. »Ich auch.«
Grace nickte. Sie sahen einander forschend an. Grace spürte, was sich zwischen ihnen abspielte. Er ebenfalls. Sie war sich absolut sicher.
Er kam einen Schritt näher.
»Ich möchte, dass Sie mit mir kommen.«
»Wie bitte?«
»Ich meine, ich möchte Sie einstellen.«
»Mich einstellen?«
»Als meine private Krankenschwester. Man hat mir geraten, eine Pflegerin einzustellen.«
»Wer hat das gesagt?«
»Dr. Daras.« Matt strich sich über das Kinn und wandte den Blick ab. »Er sagte, wenn ich nach Hause komme, müsste immer jemand da sein, falls ich die Orientierung verliere oder Probleme mit etwas habe.« Seine Stimme klang weich, als kämpfte er gegen diesen Schlag für seinen Stolz und seine Eitelkeit an, den ihm die Behinderung versetzt hatte. Er sah Grace wieder an. »Ich kann das verstehen, wenn das nicht geht.«
Grace runzelte die Stirn. »Bei Ihnen zu Hause? Sie meinen in Texas?«
»Schon mal dort gewesen?«, fragte Matt.
»Nein«, antwortete Grace. Sie hatte keine Ahnung, wie es dort war, abgesehen von den üblichen Klischees: große Ranches, Cowboys, reiche Ölmagnaten mit riesigen Hüten.
»Vielleicht gefällt es Ihnen da?«, sagte Matt lächelnd, um die Spannung zu lösen. »Es gibt allerdings Skorpione und Klapperschlangen.«
»Wussten Sie, dass man Skorpiongift jetzt bei Krebsoperationen einsetzt?«, fragte Grace eifrig. Sie war noch zu überwältigt von Matts Angebot. »Das Gift unterscheidet zwischen Krebszellen und gesundem Gewebe. Man vermischt es mit einer fluoreszierenden Flüssigkeit, um den Tumor sichtbar zu machen. Das verbessert die Präzision bei der Operation, was sehr wichtig ist.«
»Heißt das, Sie kommen mit?«, fragte Matt.
Grace zögerte. »Ich kann meine Stelle nicht einfach aufgeben.«
»Das brauchen Sie auch nicht. Sie können … wie heißt das noch?«
»Unbezahlten Urlaub nehmen«, sagte Grace, die das schon überlegt hatte.
»Genau. Das geht doch, oder?«
Grace lachte, doch sie fühlte sich leicht unter Druck gesetzt. »Wie lange?«, fragte sie, wehrte sich aber immer noch aus Prinzip gegen den Vorschlag.
»Bis ich mich allein wieder zurechtfinde. Ich würde sagen, vielleicht einen Monat?«
»Einen Monat?«, wiederholte Grace, die sofort dachte, das wäre zu lange. »Ich glaube nicht, dass meine Chefin dem zustimmt.«
»Hat sie schon«, sagte Matt lächelnd. »Ich habe mit ihr geredet. Sie hat alle meine Filme gesehen. Sie ist ein großer Fan von mir.«
»Kathy?«, fragte Grace erstaunt.
»Und nicht nur das, sie gehört auch meinem offiziellen Fanclub an.«
»Sie meinen, sie ist …«
»Jawohl«, sagte Matt. »Sie ist eine Matt-Rat.«
Grace lachte. So überraschend das auch war, sie konnte das verstehen. Kathy war so kontrolliert, dass sie sehr wohl einen heimlichen Schwarm wie einen Hollywoodstar zum Ausgleich haben
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