Schicksalspfad Roman
Geschäft.«
»Äh?«
»Du brauchst ja nicht mit ihr zu schlafen, wenn du nicht willst, aber sie steht dir zur Verfügung. Weißt du, was ihre Agentin zu mir sagte? Sie sagte, und ich zitiere wörtlich: Liebling, unser Schatz Matt ist doch vom Hals aufwärts behindert, nicht vom Hals abwärts.«
»Ich dachte, ich brauche solche Dinge nicht mehr zu machen«, sagte Matt gereizt. »Ist das nicht ein Schritt zurück?«
»Im Gegenteil, mein Lieber. Der Unfall war ein Schritt rückwärts. Das hier ist ein Schritt nach vorn. Wir bringen dich ganz allmählich wieder an die Spitze. Du und Tania, eure Fotos in den Zeitungen, das würde mich sehr glücklich machen.Vom Sex ganz zu schweigen. Der Sex, Matt! Muss ich noch mehr sagen?«
Matt war nicht sicher, wie er sich fühlte. Er konnte den Plan kaum begreifen. Was für eine Abmachung war es eigentlich? Wer war Tania? War sie nicht noch ein Teenager?
»Wie alt ist sie?«, fragte Matt.
»Zweiundzwanzig«, antwortete Lavender. »Das ist genau deine Kragenweite, wie ich mich erinnere.«
Matt war übel. Das Ganze schien sehr schmierig und unter seiner Würde. Aber er musste praktisch denken, oder? »Wann soll das denn anfangen?«, fragte er vorsichtig.
»Morgen«, sagte Lavender. »Ich möchte, dass du morgen früh herfliegst.«
»Aber … ich habe meine Sprachtherapie.«
»Sprachtherapie? Für mich klingst du in Ordnung. Außerdem gibt es hier auch Therapeuten. Es ist alles arrangiert. Und jetzt bring deinen Arsch her, sonst muss ich kommen und dich abholen.«
Matt hörte hilflos zu, wie Lavender ihm schilderte, dass ein Flug schon gebucht sei und er bloß morgen früh am Flughafen von San Antonio auftauchen müsste.
»Sonnenbrille und Baseball-Kappe«, erinnerte ihn Lavender. »Ich will nicht, dass dich jemand erkennt. Wir brauchen auf dem Weg hierher keine Schlägereien, Mister …«
»Grace«, murmelte Matt.
»Ja, natürlich ist das großartig!«, jubelte Lavender. »Ehe du dich versiehst, bist du wieder im Geschäft.«
»Ich sagte Grace.«
»Wer?«
»Die Krankenschwester. Die sich um mich kümmert.«
»Was ist mit ihr?«
Matt zögerte. Es schien nicht recht, Michael Lavender seine tieferen Gefühle mitzuteilen. Er wusste, was der Manager sagen würde.
»Sie ist nett, das ist alles«, erwiderte Matt.
»Jaja«, meinte Lavender müde, als hätte er so etwas erwartet. »Sie ist nett. Nett und schlicht. Und ganz gewöhnlich. Sie kennt sich sicher sehr gut mit dem Stethoskop aus, aber ist es nicht wert, deine Karriere aufs Spiel zu setzen. Such im Internet Tania St. Clair und Arsch und ruf mich morgen wieder an.«
»Das verstehe ich nicht«, entgegnete Matt. »Was stimmt denn nicht mit Grace?«
»Alles in Ordnung, Schatz. Nur ist sie nicht gut genug für dich. Und für die Kassen wäre sie tödlich. Wenn du jede Menge Herzen brechen willst, dann bitte mit Stil. Diese Schwester, egal wie du sie findest, hat keinen Stil. Sie ist einfach nichts für Matt. Sie versteht nicht, was du brauchst. Wie könnte sie auch? Meinst du etwa, eine solche Frau würde bei dir bleiben, wenn du auf einer Party zu viel trinkst und dann ein bisschen Dampf ablässt? Nein, sie schneidet dir die Eier ab und verzieht sich. Das habe ich schon tausend Mal erlebt. Aber eine Maus wie Tania …«
Matt hatte keine Lust mehr, weiter zuzuhören. Er stellte das Telefon ab und steckte den Kopf unter die Kissen. Das war nicht das Beste, aber manchmal, wenn Lavender auf ihn einredete, verstand Matt kein einziges Wort.
29
F ür Joanne war der September immer schon der rom antischste Monat gewesen. Auch den Juni liebte sie, denn da hatte sie Geburtstag und Donny Namenstag, aber schon als kleines Mädchen freute sie sich am tag, aber schon als kleines Mädchen freute sie sich am meisten auf den tiefblauen, golddurchwirkten Schulanfangsmonat September mit dem wunderbaren Geruch von Bleistiftanspitz-Kräuseln und Kleber, der Aussicht auf Freundschaften und Verpflichtungen (Joanne hatte seit der Grundschule immer gerne den Klassendienst übernommen). Sie hatte auch im September geheiratet und
war im selben Monat in die Flitterwochen nach Rom gefahren.
Aber an diesem Septemberabend dachte sie nicht an solche Dinge, als sie noch in ihrer Schwesternkleidung zu Donny fuhr. Es war ein langer Tag gewesen, und umso länger, als man Grace noch nicht ersetzt hatte, deren Abwesenheit - schon seit über zwei Wochen - die Intensivstation sehr belastete. Joanne kümmerte sich alleine um fünf Patienten,
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