Schicksalspfad Roman
Kneipe?«, fragte Joanne, Spott in jedem Wort, doch dabei huschte ein verschmitztes, schuldbewusstes Grinsen über ihr Gesicht. Sie versuchte es zu unterdrücken, indem sie sich auf die Lippe biss.
»Was mit dem ist?«, fragte Donny. »Willst du mich verarschen? Weißt du nicht, dass ich im selben Moment, als ich in die Kneipe kam, wusste, was los war?«
»Da ist nichts passiert«, erwiderte Joanne. Sie war froh, das ehrlich behaupten zu können. »Wir unterhielten uns bloß.«
»Unterhalten? Du hast ihm praktisch einen geblasen!« Joanne lachte verächtlich. »Oh, wie wunderbar, Donny.«
»Du wirst ja ganz rot.«
»Stimmt nicht.«
»Doch! Du hast mit ihm geflirtet. Streitest du das etwa ab?«
»Wir sind Freunde«, sage Joanne. »Ich gehe oft in diese
Kneipe. Wir reden miteinander. Er zapft ein gutes Bier. Außerdem ist er doppelt so alt wie ich.« Sie warf die Hände hoch. »Das ist doch lächerlich. Tatsache ist …« Sie suchte nach Worten. »… ich muss …«
»Muss was, Jo?«
Joanne berührte ihre Schläfen, als würde ihr gleich der Kopf platzen. »Ich muss jetzt alleine sein!«
Donny wurde blass. »Wie meinst du das?« Seine Stimme klang ganz erschrocken.
Joanne erkannte, dass sich ihre wahren Absichten in der Angst in Donnys Augen spiegelten, so, als wüsste er, was auf ihn zukam, noch ehe sie es selbst wusste. »Ich finde, dass zwischen uns zu viel passiert ist, Donny. Zu viel Schlimmes.« Sie hasste es, wie er nun zusammensackte, aber sie musste es herausbringen. »Donny, sieh mal, ich liebe dich immer noch. Du bist immer noch mein verrückter Donny. Aber momentan muss ich einfach für mich sein, okay?«
Donny blähte die Nasenflügel auf in dem Versuch, sich zusammenzureißen. »Nein, das ist nicht okay.«
»Nun, so ist es aber.« Außer sich ging Joanne einen Schritt auf die Tür zu, doch Donny umklammerte ihr Handgelenk und hielt sie fest.
»Du bist meine Frau«, zischte er.
Zum ersten Mal klang dieses Wort für Joanne zu besitzergreifend, wie ein Joch, das es abzuwerfen galt oder dem sie zumindest entfliehen musste. Mit einer ausholenden Armbewegung löste sie sich aus Donnys Hand und griff nach der Klinke.
»Nein!«, rief Donny und war vor ihr da. Er öffnete die Tür und schoss zu Joannes Überraschung die Treppe
hinunter, wobei er mehrere Stufen auf einmal übersprang. Joanne wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie fragte sich, ob Donny verletzt genug war, um etwas Verrücktes zu tun … etwa, wild auf die Straße vor einen Bus zu rennen, nur damit sie sich den Rest ihres Lebens schuldig fühlte.
Da sie Donny in Gefahr glaubte, schoss Joanne aus der Wohnung, rannte die Treppe hinab und stürzte aus der Haustür. Auf dem Gehweg blickte sie wild nach links und recht und sah einen halben Block weiter etwas, bei dessen Anblick sie ungläubig erstarrte. Ihr Motorrad lag auf dem Gehsteig, das Vorderrad war hochgebogen wie der verdrehte Kopf eines gestürzten Pferdes. Donny stampfte mit seinen Retro-Schlangenlederstiefeln auf die Instrumente und die Lenkstange. Ein paar Leute - eine schwarze Frau in einem Lederbustier, ein junger Asiate mit rasiertem Schädel und Kopfhörern - waren in sicherer Entfernung stehen geblieben und starrten auf die Szene.
»Donny!«, kreischte Joanne und rannte auf ihn zu. Als er sie kommen sah, schrie er erschrocken auf und lief um die nächste Ecke. Joanne lief zu Suzi und bückte sich über das zerbeulte Gestell. Sie wusste instinktiv, dass Donnys Attacke auf ihr Lieblingsstück vermutlich seiner Wut die Spitze genommen hatte. Jetzt hatte er wohl nur noch Angst vor ihr.
Mit Tränen in den Augen und einem Herzen, das vor Wut und Schmerz raste, hob Joanne Suzi hoch und bockte sie auf.
30
D ie Nächste links«, sagte Matt. »Bei dem roten Schild. Sehen Sie das?« »Ja«, flötete Grace. Sie hatte Spaß am Steuer von Matts altem Dogde Pick-up, den er schon seit seiner Schulzeit besaß. Wade benutzte ihn gelegentlich, um Geräte zur Ranch zu befördern. Es war dunkel, und die Straße war breit, flach, gerade und lang - vielleicht waren sie schon zwanzig Meilen gefahren. Nach dem Ritt auf Pumpkin empfand Grace das Gefühl, hoch über dem Boden zu sitzen, nicht mehr als so fremd. Sie fuhr langsamer als die Einheimischen und wurde ein paar Mal von schnelleren Fahrern überholt, die ihr ärgerliche und manchmal wütende Blicke zuwarfen. »Tut mir leid, Jungs«, sagte sie Matt zuliebe. »Aber ich habe es nicht eilig.«
»Sie machen das sehr gut«, sagte
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