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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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auch mal in einen Arzt verliebt«, sagte sie. »Dr. Murray Friedlander. Oh, das ist schon lange her. Er war verheiratet und ich nicht - ich hatte gerade die Ausbildung beendet. Wir haben eng zusammengearbeitet - er war ein brillanter Arzt -, und es war nur natürlich, dass sich dabei bestimmte Gefühle entwickelten.«
    Cherry blickte zu ihrer Chefin hoch. »Und sind Sie diesen Gefühlen gefolgt?«, fragte sie.

    Kathy erblasste. Sie war auf diese Erörterung nicht vorbereitet gewesen und hatte jetzt keine Ahnung, warum sie ein so untypisches Bekenntnis gemacht hatte.
    »Ich rede eigentlich lieber nicht darüber«, sagte sie. Doch dann schien es ihr würdevoller, weiterzureden, statt einen Rückzieher zu machen. »Doch, es ist ja unter uns, ja, ich habe es zugelassen, mich von einem älteren, klügeren, verheirateten Mann verführen zu lassen. Und als er die Beziehung beendete, war ich ein solches Wrack, dass ich kündigen und mir woanders eine neue Stelle suchen musste.«
    »Wie furchtbar!«, sagte Cherry und wischte sich die Augen.
    »Ja, nennen wir es eine Jugendsünde. Aber Ihre Situation ist ein bisschen komplizierter.«
    Cherry stimmte zu und wurde erneut von der grundlegenden Ungerechtigkeit der Sache überwältigt. »Es ist nicht gerecht«, klagte sie. »Ich musste kündigen, und er hat immer noch seine Stelle.«
    »Darf ich Sie daran erinnern«, sagte Kathy verteidigend, »dass niemand Sie zur Kündigung gezwungen hat?«
    »Mich hat auch niemand daran gehindert«, gab Cherry spitz zurück.
    Das reichte, um Kathy wieder zurück hinter den Schreibtisch zu bringen. »Wir müssen alle mit unseren Entscheidungen leben«, sagte sie. Sie war von Cherrys angedeuteter Klage über Kathys Mangel an Unterstützung eher bekümmert als beleidigt. »Aber ich brauche nicht zu erwähnen, dass wir Sie sofort wieder hierhaben wollen. Was mich betrifft, können Sie morgen wieder anfangen.«

    »Aber was ist mit ihm?«, fragte Cherry ängstlich. »Ich kann nicht zurückkommen, wenn er noch hier ist. Das kann ich nicht.«
    »Andere Stationen würden Sie gerne übernehmen.«
    »Nein«, sagte Cherry so fest, dass es sie beide überraschte. »Ich sollte nicht die Station wechseln müssen. Er sollte entlassen werden - und seine Zulassung verlieren!« Etwas in Cherry wollte Rick und seine Karriere nicht so strafen, aber sein Verrat war zu schrecklich für sie gewesen. Er hatte sie nie geliebt, sonst hätte er sie nicht von einer Minute zur anderen so willig opfern können.
    »Ich würde nicht so unbedingt damit rechnen, dass man Dr. Nash kündigt«, sagte Kathy. »Sosehr er es auch verdient. Dieses Krankenhaus wird wie alle anderen Institutionen geführt. Ganz oben herrscht keinerlei Verantwortung, und alles wird auf dem Rücken der Kleinen ausgetragen.« Das war eine gewagte Bemerkung für eine Frau, die mit Herz und Seele am Manhattan Hospital hing und es sonst immer nur verteidigte.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Cherry, »dass Sie nichts unternehmen können?«
    »Cherry, ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein. Dr. Nash ist ein wichtiger Mitarbeiter dieser Station. Er steht an erster Stelle als Nachfolger für Fred Hirsch. Diese Situation könnte nicht nur den Ablauf der Station empfindlich stören, sondern auch dem Ruf des Krankenhauses schaden.«
    »Ist das alles, woran Sie denken?«, fragt Cherry, die es zusammen mit ihrer Wut auch genoss, nun als Freie und als Frau zu handeln, die rechtmäßig eine andere herausforderte,
vor der sie vorher immer ein wenig Angst gehabt hatte.
    »Lassen Sie mich ausreden«, sagte Kathy und hob eine Hand. »Ich wollte sagen, dass es unsere Aufgabe als Krankenpfleger ist, unseren Patienten die bestmögliche Pflege zukommen zu lassen. Wenn Krankenschwestern immer gleich kündigen, wenn sie einen Patienten verlieren, dann hätten wir nur noch sehr wenig Personal. Das System ist keineswegs perfekt. Das brauche ich Ihnen gar nicht zu sagen. Aber es ist unsere Pflicht, das Leben der Patienten zu verbessern, egal, in welchem Zustand sie sind. Das ist die Hauptsache. Und ehrlich gesagt ist es Mr. Donahue egal, ob ich es war oder Dr. Nash, die den Fehler begangen haben. Noch spielt es eine Rolle für die gegenwärtigen Patienten hier: Mr. Samuels, Ms. Arroyo, Mr. Beningo - sie sind es, die wichtig sind. Das dürfen wir nie vergessen.«
    Cherry nahm Kathys Worte leicht gedemütigt auf. Sie wusste irgendwie, dass das Leben der Patienten für sie wichtiger war als ihr kleiner Kampf um Gerechtigkeit. Sie

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