Schicksalspfade
litt noch immer, nahm den Gestank des eigenen Körpers wahr und
versuchte, wieder einzuschlafen.
»Neelix! Hör mir zu – öffne die Augen.«
Ein warmes, feuchtes Tuch strich über die Lider, lockerte die Kruste und beruhigte die Haut. Die Lider erzitterten, bevor sie nach oben kamen – und sich sofort wieder senkten, als Licht in die geweiteten Pupillen strömte.
»Ich glaube, du hast es geschafft. Wie fühlst du dich?«
Erneut öffnete Neelix die Augen, blinzelte in der Helligkeit und erkannte Wix, der besorgt zu ihm herabsah. Er versuchte sich aufzusetzen, aber jede Bewegung sorgte dafür, dass sein Körper mit Schmerz reagierte. Was war geschehen? Jemand schien ihn mit einem Knüppel verprügelt zu haben.
Und dann erinnerte er sich. Vorsichtig kam er nach oben, stützte sich an der Wand ab und starrte Wix an. Er entsann sich an die schrecklichen Qualen, die er hinter sich hatte, an seinen Zorn auf Wix und die Überzeugung, dass sein Freund und Partner verrückt war…
Wix rieb sein Gesicht auch weiterhin mit einem warmen Handtuch ab. »Ich weiß, dass es schrecklich war, aber jetzt hast du’s hinter dir. Du solltest ein Bad nehmen, und ich hole dir frische Sachen…«
Endlich begriff Neelix die Größe des Geschenks, das Wix ihm gegeben hatte. Er war nach den Kristallen süchtig gewesen
– andernfalls hätte sich der Entzug nicht so verheerend auf ihn ausgewirkt. Wix hatte ihn gezwungen, sich von dieser
Abhängigkeit zu befreien. Er war die ganze Zeit über bei ihm gewesen, ließ Flüche und Drohungen über sich ergehen und wartete geduldig, während sich Neelix’ Körper von allen Kristallspuren reinigte.
Tränen der Dankbarkeit quollen Neelix in die Augen und er griff nach Wix’ Arm, drückte fest zu. Ihm fehlten die Worte.
Wix lächelte und klopfte ihm kurz auf die Schulter. »Ich schlage vor, wir kehren zur Arbeit zurück, Neelix. Wir müssen uns um unser Geschäft kümmern.«
Und sie kümmerten sich darum, fast ein Jahr lang. Harte Arbeit ersetzte die Rhuludianischen Kristalle. Gelegentlich bekamen sie Schwierigkeiten, aber sie lachten auch viel. Reich wurden sie nicht, doch sie hatten immer gut zu essen. Oft mussten sie in Bewegung bleiben, um neuerliche Begegnungen mit
verstimmten Kunden zu vermeiden, was allerdings kaum ein Problem darstellte: Es gab nichts, das sie an einen Ort band.
Das ganze Weltall war ihre Heimat und sie fanden großen Gefallen daran, ins Unbekannte vorzustoßen und mit Hilfe ihres Einfallsreichtums zu überleben.
Ihr Raumschiff, das einst so mitgenommen gewirkt hatte, befand sich jetzt in einem erstklassigen Zustand. Ihre Quartiere waren den eigenen Wünschen angepasst und boten jeden
Komfort. Oft saßen sie dort, um zu planen, neue Strategien zu entwickeln. Zum ersten Mal seit der Metreonischen Kaskade fühlte Neelix so etwas wie Frieden und die Herausforderungen des Überlebens stimulierten ihn immer wieder.
Der ubeanische Zwischenfall setzte all dem ein Ende.
Eigentlich hatte das ein ganz normales Geschäft werden sollen.
Neelix und Wix wussten, dass die Ubeaner keinen besonders guten Ruf genossen, aber sie waren auch anderen bedrohlichen Spezies begegnet und ihre Erfahrungen liefen auf Folgendes hinaus: Alle brauchten elementare Dinge wie Obdach,
Kleidung, Nahrungsmittel und die Möglichkeit, durchs All zu reisen. Sie vermieden es, an politischen Diskussionen teilzunehmen, wahrten immer ihre Neutralität. Dadurch konnten sie auch mit kriegerischen Völkern Geschäfte machen, ohne in Gefahr zu geraten.
Sie gingen davon aus, dass es sich mit den Ubeanern ebenso verhielt. Als Neelix und Wix einer Erkundungsgruppe von der ubeanischen Heimatwelt begegneten, fühlten sie sich von der steifen Förmlichkeit der vierbeinigen Wesen mit den langen Schnauzen und kleinen, neugierig blickenden Augen ermutigt.
Zwar waren die Ubeaner bis an die Zähne bewaffnet, aber sie blieben höflich und würdevoll. Neelix fand bald heraus, dass sie dringend mikrostatische Triebwerksmodule brauchten. Sie waren bereit, mit Tantalumbarren dafür zu bezahlen.
Vielleicht war es ihre zurückhaltende Höflichkeit, die das Duo dazu verleitete, ein völlig unnötiges Risiko einzugehen.
Neelix und Wix hatten mehrere Kisten mit mikrostatischen Triebwerksmodulen vorbereitet, aber sie verfügten nicht über genug magnetische Pumpen, um alle Geräte funktionsfähig zu machen. Sie hätten den Ubeanern nur die vollständigen Apparaturen anbieten können, doch das in Aussicht gestellte
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