Schicksalspfade
blickten traurig ins Leere. Trotz ihrer hinreißenden Schönheit wirkte sie einsam und voller
Melancholie. Als sie den Kopf drehte, bemerkte Neelix zarte, wie Schwingen geformte Ohren, Merkmal eines Volkes, das er nicht kannte. Sie wirkten sehr ungewöhnlich und betonten die Schönheit der jungen Frau.
Sie kam näher und daraufhin fiel Neelix noch etwas anderes auf. Hier und dort zeigte ihre elfenbeinfarbene Haut purpurne Verfärbungen, für die es nur eine Erklärung geben konnte: Sie war misshandelt worden.
Die Fremde schien ihre Pflicht zu kennen. Sie nahm Tassen von einem nahen Tisch, kniete vor dem Fass, füllte die beiden Tassen mit kostbarem Wasser und reichte sie Jabin und Neelix.
Der Talaxianer begriff plötzlich, dass er die junge Frau anstarrte, aber sie hielt den Blick gesenkt, aus Respekt. Oder, was Neelix für wahrscheinlicher hielt, aus Furcht davor, Jabins Zorn zu wecken.
Der Maje lachte und es klang wie ein kehliges Knurren.
Neelix wandte den Blick von der Fremden ab und sah den Kazon an, der ihn mit spöttischer Erheiterung musterte.
Verlegenheit stieg in ihm empor, verfärbte seine Wangen.
»Sie ist sehr schön, nicht wahr? Aber damit hören ihre Vorzüge auch schon auf. Als Sklavin ist sie völlig wertlos.
Ermüdet zu schnell, hält keine Hitze aus und hat überhaupt keine Kraft.«
Etwas in Neelix regte sich, aber er versuchte, auch weiterhin gelassen zu wirken. »Das sehe ich«, sagte er und hoffte, dass seine Stimme gleichgültig klang. »Sie ist sehr zart und vielleicht krank.« Er legte eine kurze Pause ein, um dem Maje Gelegenheit zu geben, über seine letzten Worte nachzudenken.
»Ich könnte Arbeit in einem Haushalt für sie finden – falls Sie bereit sind, sie zu verkaufen. Sie brächte Ihnen einige Wasserfässer ein.«
Jabin kniff die Augen zusammen und maß Neelix mit einem abschätzenden Blick. »Wenn Sie das denken, was ich glaube…
Vergessen Sie’s. Sie ist kalt wie Eis.«
Neelix zuckte mit den Schultern. »Ich habe vor allem daran gedacht, was ich für sie bekommen könnte. Ich kenne einige Familien, die an einem Dienstmädchen interessiert wären.«
Jabin schnaubte, trank einen Schluck Wasser und zeigte dabei eine Behutsamkeit, die in einem sonderbaren Kontrast zu seinem Erscheinungsbild stand. Diese Kazon hatten gelernt, ihr Wasser sorgfältig zu rationieren und jeden kleinen Schluck zu genießen. »Als Arbeiterin ist sie für mich nichts wert, aber sie verfügt über Informationen, die ich von ihr haben will. Bisher hat sie sie nicht preisgegeben, doch ich kenne gewisse Methoden, um sie zum Sprechen zu bringen.«
In Neelix verkrampfte sich etwas. Dieser Mistkerl wollte die junge Frau foltern! Das musste er unbedingt verhindern. Er suchte nach einer Möglichkeit, während er das Gespräch mit Jabin fortsetzte, um Zeit zu gewinnen. »Informationen?
Welche Informationen könnte ein so armseliges Geschöpf haben?«
»Ihr Volk lebt im Innern des Planeten, geschützt von einer Entität, die ihm Energie schickt. Wenn mir ein Weg nach unten bekannt wäre, so könnten die Ogla jene Energie nutzen. Und dann, kleiner Mann, wäre ich nicht auf die Hilfe von
habgierigen Tauschhändlern wie Sie angewiesen.«
Neelix fand diese Hinweise bemerkenswert. Ein ganzes Volk, das im Innern eines Planeten lebte? Von so etwas hörte er zum ersten Mal. Und was hatte es mit der schützenden Entität auf sich? Er fand die ganze Sache überaus faszinierend. »Wenn die Wesen im Innern dieser Welt leben… Wie haben Sie dann diese junge Frau gefunden?«
Jabin lachte. »Weil sie zu neugierig war. Sie wollte wissen, was sich hier oben befindet. Und kaum sah sie zum ersten Mal zur Sonne empor, hatten wir sie auch schon geschnappt. Ich behalte sie hier, bis sie mir sagt, was ich wissen will.«
Entsetzen zitterte in Neelix. Er durfte auf keinen Fall zulassen, dass Jabin diesem lieblichen Geschöpf ein Leid zufügte. Er blickte zu ihr und stellte fest, dass ihn die junge Frau ansah. Verzweiflung leuchtete in ihren großen blauen Augen. Etwas bewegte sich hinter Neelix’ Stirn und dann hörte er etwas in der Sphäre seines Bewusstseins. »Bitte… hilf mir… «
Überrascht begriff er, dass die Fremde telepathisch mit ihm kommunizierte. Er blinzelte als Zeichen dafür, dass er ihre Mitteilung verstanden hatte, wahrte ansonsten aber einen neutralen Gesichtsausdruck, so als schätzte er den Wert der jungen Frau ein.
»Schicken Sie sie fort, Jabin«, sagte er plötzlich. »Ich möchte allein
Weitere Kostenlose Bücher