Schicksalspfade
eines von Wahnsinn geprägten Hirngespinstes gemacht hatte. Neelix musste sehr, sehr vorsichtig sein, wenn er diese Sache lebend überstehen wollte.
»Ich verstehe«, improvisierte er. »Und warum glaubst du, dass ich durchgedreht bin?«
Wix schnaubte verärgert. »Willst du mich auf den Arm
nehmen? Du verlierst immer dann die Kontrolle über dich, wenn du keinen Kristalldampf einatmest. Zur Ruhe kommst du erst wieder, wenn du dir die nächste Dosis beschafft hast. Das Zeug hat dich im Griff, Neelix, und ich muss dir helfen.«
Neelix dachte darüber nach. Ganz offensichtlich wusste Wix nicht, dass er verrückt geworden war, und dadurch wurde er noch gefährlicher. Neelix musste sehr behutsam und klug vorgehen, um in die Freiheit zurückzukehren. Wenn er gleich zu Anfang von Wix’ Wahnsinn gewusst hätte – dann wäre er jetzt nicht in einer solchen Situation.
»Mal sehen, ob ich alles richtig verstanden habe. Du hilfst mir… indem du mich ans Bett gefesselt hast?«
Wix nickte. »Du bleibst dort liegen, bis die letzten Spuren der Kristalle aus deinem Körper verschwunden sind. Es wird nicht einfach sein. Wie ich hörte, ist es ein recht schmerzhafter Vorgang. Aber es gibt keine andere Lösung für das Problem.
Ich bleibe hier und kümmere mich um dich.«
Neelix’ Gedanken rasten, als er versuchte, einen Plan zu entwickeln. Irgendwie musste er Wix dazu bringen, die Fesseln zu lösen. Aber sein Verstand funktionierte nicht richtig; er fühlte sich gereizt und nervös. Furcht suchte ihn heim und eine kalte Faust schien sich ihm in die Magengrube zu bohren. Nun, wer hätte sich in der Gewalt eines Irren nicht gefürchtet? Er versuchte, seine Position auf dem Bett zu verändern, denn die Muskeln schmerzten noch mehr. Er musste sich irgendwie drehen, um der Steifheit zu entkommen.
»Wix, bitte lockere die Fesseln. Sie sitzen zu stramm. Ich spüre die Füße nicht mehr.«
»Das liegt nicht an den Fesseln, sondern an der Reaktion deines Körpers auf den Mangel an Kristalldampf. Es sind Entzugserscheinungen.«
»Woher weißt du so viel darüber? Du rauchst ebenso viel wie ich. Du bist derjenige, der ein Problem mit den Kristallen hat.«
Das Sprechen fiel Neelix immer schwerer und er hörte einen sonderbaren, surrealen Klang in seiner Stimme.
»Niemand raucht so viel wie du. Ich kenne niemanden, der auch nur annähernd so oft Kristalldampf einatmet. Mir gefällt es, gelegentlich ein wenig zu schnuppern, aber ich achte darauf, dass alles im Rahmen bleibt. Du hingegen hast die Sache außer Kontrolle geraten lassen.«
Neelix spürte, wie er in Verzweiflung geriet. Dies war unmöglich. Er konnte hier nicht liegen wie ein gebundenes Gotha-Schwein, während sich seine Muskeln entzündeten und Verwirrung die Gedanken erfasste. Warum verstand Wix das nicht? Er musste irgendeinen Weg finden, es ihm begreiflich zu machen.
»Lass mich frei, Wix. Wenn du mich jetzt losbindest, bin ich dir nicht böse. Wenn nicht, ramme ich dir einen Dolch in den Bauch und schneide deine Eingeweide heraus.«
Wix sah ihn weiterhin traurig an. »In einigen Tagen hast du es überstanden. Ich bleibe hier und kümmere mich so gut es geht um dich.«
Panik breitete sich in Neelix aus. Er musste aufstehen, Arme und Beine bewegen, damit das Brennen in den Muskeln
aufhörte. Mit aller Kraft stemmte er sich den Fesseln entgegen, aber sie gaben nicht nach.
»Wix, lass mich noch etwas Kristalldampf einatmen, ein letztes Mal. Um mich zu entspannen. Es kann bestimmt nicht schaden – immerhin hast du mich gefesselt. Ich kann das Bett nicht verlassen. Lass mich nur ein bisschen schnuppern, um die Unruhe aus mir zu vertreiben. Ein letztes Mal – ich bitte dich nie wieder darum, das verspreche ich.«
Wix schüttelte kummervoll denn Kopf. »Möchtest du etwas Wasser? Du musst genug Flüssigkeit zu dir nehmen.«
Ungläubigkeit zitterte in Neelix’ splitterndem Selbst. Wix war ganz offensichtlich nicht bereit, auf die Stimme der Vernunft zu hören. Er hatte völlig den Verstand verloren, saß dort auf dem Stuhl und erläuterte verrückte Theorien, während Neelix langsam starb.
»Wix… Binde wenigstens einen Arm los. Lass mich ihn ein wenig bewegen. Anschließend kannst du ihn wieder festbinden und die Fesseln des anderen lösen. Mit einem freien Arm stelle ich wohl kaum eine Gefahr für dich dar, oder?«
»Es nützt dir nichts, einen Arm zu bewegen. Und ich will nicht riskieren, dass du dich befreist.«
Neelix schrie. Ganz plötzlich heulte er
Weitere Kostenlose Bücher