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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Oberfläche verdunstet war und der Planet zu einer Wüste wurde. Der Beschützer öffnete eine tiefe Schlucht im Boden und führte unser Volk in die von ihm geschaffene Stadt. Dann errichtete er eine spezielle Energiebarriere, die die Kazon daran hinderte, unseren Vorfahren zu folgen. Er versprach, sich für immer um uns zu kümmern.«
    Kes sprach mit atemloser Aufregung zu ihren Freunden, die gespannt an ihren Lippen hingen. Sie waren ganz versessen darauf, Einzelheiten über ihre Vergangenheit zu erfahren, saßen still da und hörten zu, während Kes die Geschichte des Ursprungs erzählte.
    »Und dies ist der interessanteste Teil«, fuhr sie fort. »Ich glaube, unsere Vorfahren konnten geistige Dinge vollbringen, zu denen wir nicht mehr imstande sind. An einigen Stellen ist die Rede von außergewöhnlichen Fähigkeiten, zum Beispiel davon, Objekte allein mit Gedankenkraft zu bewegen. Aber achtzig oder neunzig Generationen später wird so etwas nicht mehr erwähnt.«
    »Was mag geschehen sein?«, fragte Daggin. Er hatte die Gruppe versammelt, die inzwischen aus etwa vierzig Personen bestand, wie Kes zufrieden feststellte. Sie bekamen immer mehr Zulauf.
    »Ich glaube, wir haben jene Fähigkeiten verloren, weil wir keinen Gebrauch mehr davon machten. Wir bekommen alles vom Beschützer und sind faul geworden, weil wir nicht mehr für unseren Lebensunterhalt arbeiten müssen. Unser Geist ist wie ein Muskel, der verkümmerte, weil er nicht mehr
    verwendet wurde.«
    »Aber was hat das alles mit den Kranken zu tun, die uns der Beschützer schickt?«, fragte Allia, die als Krankenschwester in der zentralen Klinik arbeitete. Sie gehörte erst seit kurzer Zeit zur Gruppe, hatte glänzendes, kastanienbraunes Haar und eine freundliche, mitfühlend klingende Stimme. Kes zweifelte nicht daran, dass sie eine gute Krankenschwester war. »Und warum liefert er uns jetzt mehr Energie?«
    Diese Frage konnte niemand beantworten. Sie wussten nur: Die Abstände zwischen den akustischen Signalen, die auf das Eintreffen von Energie hinwiesen, schrumpften immer mehr.
    »Etwas hat sich verändert«, sagte Kes. »Etwas ist jetzt anders als während der fast fünfhundert Generationen zuvor. Und ich glaube, wir müssen dieser Sache auf den Grund gehen.«
    Sie bemerkte Daggins überraschten Blick und fuhr fort:
    »Daggin und ich haben einen alten Zugangstunnel gefunden und ich glaube, dass er zur Oberfläche führt. Ich möchte feststellen, was dort oben geschieht.«
    Verblüfftes Schweigen folgte. Die Kühnheit eines solches Plans erschreckte selbst diese aufgeschlossenen Leute.
    »Unsere Feinde befinden sich dort oben«, sagte Allia
    vorsichtig.
    »Woher wissen wir das?«, fragte Kes sofort. »Warum sollten wir glauben, dass die Dinge auf der Oberfläche genau so beschaffen sind wie in der fernen Vergangen heit? Es wäre töricht und dumm, von einer solchen Annahme auszugehen.
    Vielleicht wird es Zeit für uns, das Innere der Welt zu verlassen und wieder im Schein der Sonne zu leben.«
    .
    Unruhe kam auf in der Gruppe. Kes spürte, dass ihre Freunde noch nicht bereit waren, eine so radikale Idee zu unterstützen.
    »Lasst uns darüber nachdenken«, sagte Daggin mit der für ihn typischen Diplomatie. »Vielleicht gibt es Möglichkeiten, eine solche Reise sicher zu gestalten.«
    In Gedanken verspottete sie ihn für diese Bemerkung.
    Manchmal musste man auf Sicherheit verzichten. Manchmal musste man entscheiden, dass etwas die Mühe lohnte,
    ungeachtet aller Konsequenzen. Aber Kes behielt diese Worte für sich und achtete darauf, ihr Selbst abzuschirmen, damit die anderen nichts von ihren Gedanken erfuhren.
    »Hast du alle Aufzeichnungen gelesen?«, fragte Allia.
    »Fast. Nach einer Weile klingen sie sehr ähnlich. Man kann genau sehen, welchen Kurs unsere Apathie genommen hat. Je mehr Zeit vergeht, desto eintöniger wird der Text, bis schließlich überhaupt keine Vitalität und Neugier mehr zum Ausdruck kommen. Bis alles so klingt wie unsere Ältesten: müde und langweilig.«
    Kes musterte die Mitglieder der Gruppe nacheinander:
    Freunde, an denen sie sehr hing, und Personen, die sie kaum kannte. Eine besondere Eindringlichkeit kennzeichnete ihre nächsten Worte. »Wollen wir ebenso werden? Oder sagen wir der Langeweile den Kampf an?«
    »Du kennst die Antwort darauf, Kes«, sagte Daggin. »Warum bauen wir sonst unsere Nahrung an? Wir benutzen unseren Verstand. Wir arbeiten, um zu leben.«
    »Vielleicht genügt das nicht. Vielleicht müssen wir

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