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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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ihre Mutter Martis, sah ein Lächeln, das voller Stolz war. Ihre Blicke trafen sich und Kes spürte eine Woge aus mütterlicher Liebe, die ihr neuen Mut machte.
    »Kommt!«, rief sie. »Gehen wir sofort zu den Ältesten. Sie können uns nicht zurückweisen.«
    Kes schritt zum Bürogebäude, gefolgt von Daggin und ihren Freunden. Einige andere Ocampa schlossen sich ihnen an, aber vermutlich nur aus Neugier und nicht aus revolutionärem Eifer. Und wenn schon: Hauptsache, die Gruppe war ein wenig größer geworden.
    Marlath sah verblüfft auf, als sie das Vorzimmer betraten und ein Gespräch mit Toscat verlangten. Das Eintreffen der ungebärdigen Gruppe beunruhigte ihn ganz offensichtlich.
    Soweit er es wusste, war es noch nie zuvor zu einem solchen Zwischenfall gekommen.
    »Ich… ich weiß nicht, ob er da ist«, stammelte er.
    »Vielleicht… vielleicht ist er gegangen…«
    »Sparen Sie sich die Mühe, Marlath«, erwiderte Kes. »Ich weiß, dass er hier ist. Vom Hof aus habe ich ihn am Fenster gesehen.«
    Die Tür des Büros öffnete sich und Toscat erschien.
    Er versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bringen. »Wie kann ich euch helfen, Bürger?«, fragte er und Kes nahm zur Kenntnis, dass er laut sprach. Sie hatten tatsächlich Wirkung erzielt.
    »Wir beanspruchen das Recht, die Aufzeichnungen unserer Vorfahren einzusehen«, sagte Daggin fest. Toscats Blick glitt über die Gruppe und verharrte bei Kes.
    »Wie ich sehe, bist du nicht untätig geblieben, Kes«, sagte er mit einem Hauch Enttäuschung in der Stimme, so als fühlte er sich von ihr verraten.
    »Diese Leute teilen meine Ansicht, Toscat. Wir sind alle sehr entschlossen. Wie lautet Ihre Antwort?«
    Der Älteste musterte die Besucher einige Sekunden lang, hob dann die Hände und ließ sie wieder sinken. »Ich kann die Entscheidung nicht allein treffen. Die Ältesten müssen sich versammeln und darüber beraten. Diese Angelegenheit muss gründlich erörtert werden.«
    »Wann findet die Versammlung statt?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich muss zunächst einen Termin mitmeinen Kollegen vereinbaren…«
    »Es ist nicht so, dass Sie besonders viel zu tun haben«, sagte Kes, die keine endlosen Verzögerungen zulassen wollte.
    Toscat holte zischend Luft und sah sie verärgert an.
    »Wie kann ein Kind von der Verantwortung wissen, die auf den Schultern der Ältesten lastet? Du hast keine Ahnung davon, wie unsere Tage beschaffen sind…«
    »Wann, Toscat?«
    Er atmete tief durch und seufzte. »Ich versuche, die
    Versammlung für morgen einzuberufen.«
    »Dann kehren wir vor der Ausgabe der Abendrationen zu Ihnen zurück.«
    Toscat nickte, trat wieder in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Kes, Daggin und die anderen wechselten einen triumphierenden Blick. »Bis morgen, Marlath«, sagte Kes. Sie verließen das Gebäude mit dem Gefühl, einen großen Sieg errungen zu haben.
    Natürlich versammelten sich die Ältesten nicht am nächsten Tag, auch nicht am übernächsten oder am Tag danach. Und als sie sich schließlich trafen, unter dem beharrlichen Druck der Farmergruppe, vertagten sie ihre Entscheidung. Diese
    Verzögerungstaktik hätten sie vermutlich endlos fortgesetzt, wenn nicht etwas Außergewöhnliches geschehen wäre, etwas so Bizarres und Unerklärliches, dass sich selbst die Ältesten Sorgen machten.
    Eines Nachmittags, als Kes, Daggin und die anderen vor dem Versammlungsgebäude saßen und darüber berieten, wie sie noch mehr Druck auf die Ältesten ausüben konnten, hörten sie plötzlich ein seltsames Geräusch, eine Art Schrillen, fast schmerzhaft laut. Die Ocampa hielten sich die Ohren zu und das Geräusch verklang allmählich.
    Als es wieder still geworden war, lagen zwei fremde Wesen auf dem Boden.
    Einige der tapferen Ocampa näherten sich den Geschöpfen langsam. Man konnte auf den ersten Blick sehen, dass sie zu einer anderen Spezies gehörten. Dichter weißer Pelz bedeckte ihre Haut und sie waren viel größer als Ocampa. Die Köpfe wirkten wie in die Länge gezogen, zeigten eine ovale Form.
    Seltsamere Wesen hätte sich Kes gar nicht vorstellen können.
    »Woher kommen sie?«, fragte jemand, ohne eine Antwort zu erhalten. Die Ocampa traten neugierig näher und bemerkten etwas: Die Schultern und Arme der Fremden schienen wunde Stellen aufzuweisen. Blicke wurden gewechselt, Schultern gezuckt; allgemeine Unschlüssigkeit herrschte.
    Kes schob sich an den Schaulustigen vorbei und sah auf die Geschöpfe hinab. »Sie sind krank«, stellte

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