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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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sie fest. »Wir müssen ihnen helfen.« Sie ging in die Hocke und stellte fest: Die Wesen atmeten, waren aber ganz offensichtlich
    bewusstlos. »Daggin, benachrichtige den Medo-Dienst.«
    Daggin eilte fort – wenigstens einer, der aus Verblüffung nicht zu Reglosigkeit erstarrt war.
    Kurze Zeit später trafen Toscat und zwei der anderen
    Ältesten ein, gefolgt von Ärzten des Medo-Dienstes. Toscat sah sich um, warf einen Blick auf die beiden Fremden und verkündete: »Der Beschützer hat diese Wesen zu uns
    geschickt. Es ist unsere Pflicht, ihnen zu helfen.«
    Kes hätte gern gefragt, was Toscat dazu bewegt hatte, einen derartigen Schluss zu ziehen, aber sie wollte ihn nicht noch mehr verärgern, als es bereits der Fall war. Sie hoffte noch immer, dass die Ältesten schließlich nachgeben und ihr Zugang zu den alten Schriften gestatten würde. Außerdem vertrat sie ebenfalls die Ansicht, dass sie den Fremden helfen mussten, ganz gleich, woher sie stammten und wie sie hierher gekommen waren.
    Die beiden großen, pelzigen Geschöpfe wurden zur zentralen Klinik getragen und anschließend hörte man nichts mehr von ihnen.
    Wenige Tage später trafen zwei weitere Wesen auf die
    gleiche Weise ein.
    Die Neuankömmlinge wiesen größere Ähnlichkeit mit den Ocampa auf, hatten jedoch kleine, runde Ohren und dunkelrote Haut. Die Köpfe waren völlig haarlos. Auch bei ihnen zeigten sich wunde Stellen, so wie bei den ersten beiden Fremden, und man brachte sie ebenfalls zur Klinik.
    Die sonderbaren Besuche wurden zur Regel. In Abständen von einigen Tagen trafen jeweils zwei kranke Geschöpfe ein.
    Sie alle unterschieden sich von den Ocampa, waren bewusstlos und hatten wunde Stellen auf der Haut.
    Diese Ereignisse beunruhigten die Ältesten. Sie trafen sich häufig, diskutierten manchmal bis weit in den Nachtzyklus hinein – man konnte vom Hof des Versammlungsgebäudes sehen, dass hinter den Fenstern ihrer Büros noch Licht brannte.
    Zwei Wochen vergingen auf diese Weise und dann ließ
    Toscat Kes zu sich kommen.

Diesmal blieb sie stehen, nahm nicht auf dem Sofa mit den viel zu weichen Kissen Platz. Der dickliche Älteste wirkte ausgezehrt und seine Wangen erschienen schlaffer. Die Haut unter den Augen hatte sich gelblich verfärbt, was auf Schlafmangel hinwies.
    »Wir wissen, dass der Beschützer die Wesen aus einem
    bestimmten Grund zu uns schickt, aber wir können keinen Sinn darin erkennen. Wir haben uns so gut wie möglich um die Fremden gekümmert, ohne einen einzigen am Leben erhalten zu können. Dadurch gewinnen wir den Eindruck, den
    Wünschen des Beschützers nicht gerecht zu werden.«
    Interessante Neuigkeiten, fand Kes. Aber sie erklärten nicht, warum Toscat sie zu sich geholt hatte. Sie schwieg und wartete. Der Älteste schritt vor ihr auf und ab, die Hände auf den Rücken gelegt.
    Die nächsten Worte schienen ihm sehr schwer zu fallen – Kes glaubte mehrmals zu hören, wie seine Stimme brach.
    Aber es spielte keine Rolle: Was Toscat sagte, war so aufregend, dass es nur auf die Bedeutung der Worte ankam, nicht auf ihren Klang. »Uns kam in den Sinn… Ich meine, wir haben an die Möglichkeit gedacht, äh, dass der Beschützer vielleicht ungehalten ist, weil wir dir den Zugang zu den alten Texten verweigerten. Ich persönlich halte nicht viel von dieser Theorie, wenn ich das betonen darf, aber einige meiner Kollegen zogen sie in Erwägung. Und wir alle sind der Meinung, dass wir auf keinen Fall riskieren dürfen, den Beschützer zu beleidigen, nicht einmal unabsichtlich.« Er legte eine Pause ein und sah aus dem Fenster, als ein vertraut gewordenes Schrillen erklang. Sie wussten beide, was es bedeutete: Das Geräusch kündigte die Ankunft weiterer fremder Wesen an.
    »Die Ältesten haben beschlossen, dir Zugang zu den
    Aufzeichnungen zu gewähren. Vielleicht stellt das den Beschützer zufrieden. Möglicherweise findest du in den Schriften einen Hinweis darauf, warum er uns jene Geschöpfe schickt.«
    Kes’ Herz klopfte so laut und heftig, dass ihre Ohren vibrierten. Endlich bekam sie Gelegenheit, über die
    Vergangenheit zu lesen! Wer oder was auch immer der
    Beschützer sein mochte: Sie war plötzlich dankbar dafür, dass er einen so großen Einfluss auf die Ältesten hatte. Wenn Toscat und seine Kollegen keinen so großen Respekt vor dem Beschützer gehabt hätten, wären sie vielleicht nie bereit gewesen, Kes die alten Schriften zu zeigen.
    »Komm mit mir«, sagte Toscat. »Du kannst sofort mit der Lektüre

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