Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
Vom Netzwerk:
erwähne meine Familie nur selten.«
    »Ich habe mich geehrt gefühlt, weil Sie mir etwas so
    Persönliches anvertrauten«, sagte Kes und fühlte erneut Jabins Hand an ihrem Oberschenkel.
    »Kleine Ocampa«, murmelte er und seine Finger strichen über ihr Bein, »du bist ganz anders als meine Frau. Sie war groß, stark und leidenschaftlich. Sie sagte mir immer wieder, ich sei der einzige Mann, der sie befriedigen könnte. Du bist ein so blasses und zartes kleines Ding. Bei dir kann ich mir kaum Wollust vorstellen.«
    Die andere Hand berührte Kes an der Wange, dann an
    Schulter und Oberarm. Jabins nach Gannit riechender Atem strich ihr übers Gesicht und einige Sekunden lang befürchtete sie, sich übergeben zu müssen. Dies war viel schlimmer, als geschlagen zu werden.
    Jabin verbrachte einige Minuten damit, sie zu streicheln und ihr erotische Geschichten von seiner Frau zu erzählen. Kes saß still und steif da, ließ alles über sich ergehen und mied den Blick des Maje. Schließlich fluchte er, schob sie beiseite und griff nach der Tasse. »Kalter kleiner Vogel. Die Hitze von tausend Sonnen wäre nötig, um dich zu erwärmen.«
    Er trat mit der Tasse in die heiße Wüstennacht. Kes wartete lange Zeit, bevor sie es wagte, zu ihrer Matte zurückzukehren, auf der sie trotz der Hitze heftig zitterte.
    Zwei Wochen später begegnete Kes Neelix.
    Sie wusste, dass jemand ihr Lager besuchte, ein Mann, der nicht zu den Kazon gehörte und Wasser gegen Cormalin
    tauschte. Aus den dunklen Ecken von Jabins Zimmer
    beobachtete sie, wie die beiden Männer miteinander sprachen und verhandelten; sie blieb im Verborgenen, solange der Maje sie nicht rief.
    Die Stimme des Besuchers gefiel ihr. Darin erklang eine Freundlichkeit, die Kes seit langer Zeit nicht mehr gehört hatte. Sie erinnerte die Ocampa an ihre Heimat, wo es so viel Anteilnahme und Zärtlichkeit gab. Sie stellte fest, dass sie sich immer mehr auf die Besuche des Fremden freute, um dann in einer Ecke zu sitzen und seiner sanften Stimme zu lauschen.
    Eines Abends rief Jabin sie in seinen Raum, und als Kes eintrat, merkte sie sofort, dass er erneut Gannit getrunken hatte. »Du kennst den Rückweg zur Stadt im Innern des Planeten. Glaubst du, ich hätte dir deine Lüge abgenommen?
    Ich habe gehofft, du würdest meine Großzügigkeit belohnen, indem du mir jene Informationen gibst. Aber inzwischen ist mir klar, dass du viel zu egoistisch bist. Nun, ich hole die Antwort aus dir heraus, verlass dich darauf.«
    Furcht entstand in Kes. Schon seit einer ganzen Weile hatte Jabin den Tunnel nicht mehr erwähnt, wodurch in ihr immer mehr die Hoffnung wuchs, dass er das Interesse daran verlor.
    Jetzt, in seinem Rausch, war dieses Thema besonders
    gefährlich.
    »Hältst du es für schmerzvoll, wenn ich dich schlage? Du hast keine Ahnung, was echter Schmerz sein kann. Ich
    versichere dir: Es wird nicht lange dauern, bis du mir alles verrätst, was du weißt.«
    »Maje, ich habe Ihnen treu gedient. Bitte glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich den Tunnel nicht mehr finden kann…«
    »Schweig!«, donnerte Jabin und seine Stimme hallte durch die Nacht. Er beugte sich über den Tisch vor und in seinen Augen funkelte es. »Denk in dieser Nacht darüber nach, kleine Ocampa. Dein zarter Körper hält bestimmt nicht viel aus. Geh jetzt. Vielleicht bist du morgen früh bereit, mir Auskunft zu geben.«
    Er wandte sich ab und leerte die Tasse. Kes eilte fort, rollte sich auf ihrer Matte zusammen und fürchtete den
    Sonnenaufgang.
    Doch am nächsten Morgen rief Jabin sie nicht zu sich, um erneut nach dem Tunnel zu fragen. Kes hielt sich im
    Hintergrund und hoffte, dass er seine Drohung, sie zu foltern, nach dem Abklingen des Rausches vergessen hatte.
    Schließlich kam jemand herein und der Maje fragte: »Haben Sie Wasser gebracht?«
    Der Besucher, dessen Stimme Kes gefiel, erwiderte: »Ja, mein guter Freund. Ich habe mehrere Fässer mitgebracht. Sie enthalten kühles, herrlich frisches Wasser, das Ihren Durst auf sehr angenehme Weise stillen dürfte.«
    Jabin rief einen Befehl und fast sofort brachte man ihm eins der Fässer. »Ocampa!«, brüllte er und Kes erzitterte – er hatte sie nicht vergessen. Sie trat aus der schützenden Dunkelheit, näherte sich den beiden Männern und fürchtete, erneut geschlagen zu werden.
    Zum ersten Mal sah sie den Besucher aus der Nähe. Er war nicht annähernd so groß wie ein Kazon und hatte Flecken am Kopf und auf den Händen. Ein langes Haarbüschel

Weitere Kostenlose Bücher