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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Selbstbeherrschung.«
    »Deine Neigung zu Hirngespinsten ist noch größer, als ich dachte«, erwiderte M’Fau; ihre Stimme war so hart wie Granit.
    »Aber vielleicht geht es allen Eltern so, die glauben, Musterbeispiele für gutes Verhalten gewesen zu sein, als sie so alt waren wie ihre Kinder.« Sie ging zum Tisch, nahm wie beiläufig ein Kaltoh-Stäbchen fort und ersetzte es durch ein anderes – die ganze Konstruktion erschimmerte plötzlich und erreichte einen Zustand der Ordnung. »Ich entbinde dich nicht von der Verantwortung, deine Kinder großzuziehen. Du musst dich dabei ebenso bemühen wie alle anderen.«
    »Ich verstehe.«
    »Wirklich? Ich glaube nicht, noch nicht. Aber irgendwann wirst du verstehen.«
    M’Fau entließ ihn mit einem Nicken und er suchte die Küche auf, wo seine beiden Söhne verlockend duftenden
    Honigkuchen aßen. »Möchtest du ein Stück, Vater?«, fragte Varith mit vollem Mund. Tuvok hätte ihm fast mangelhafte Manieren vorgeworfen, überlegte es sich aber anders und nahm das angebotene Stück entgegen. Es schmeckte süß.
    »Was machst du, Vater?«
    Tuvok drehte sich um und sah das runde Gesicht seiner Tochter Asil, die zu ihm aufblickte. Eine kleine Hand griff nach seiner Kutte, schloss sich fest um die purpurnen Falten.
    Tuvok verdrängte den Gedanken, dass er vermutlich zu Schelte bereit gewesen wäre, wenn sich einer seiner Söhne auf diese Weise verhalten hätte. Er musste zugeben, dass er sein viertes Kind etwas anders behandelte, erklärte das aber nicht mit dem Geschlecht, sondern mit seinen gewachsenen Erfahrungen.
    Asil sah unerschütterlich zu ihm auf, und ihre Augen waren fast genauso beschaffen wie die ihrer Mutter: mandelförmig mit langen schwarzen Wimpern. Das Mädchen wirkte elfenhaft zart und hatte einen Hals, der Tuvok an den eines Schwans erinnerte. Ihm erschien es viel älter als nur vier Jahre.
    »Ich habe in die Wüste gesehen«, antwortete er.
    »Gibt es dort etwas?«
    »Dort gibt es viele Dinge, aber von hier aus kann man sie nicht erkennen.«
    »Hast du die Dinge jemals gesehen?«
    »Nein.«
    »Möchtest du?«
    Tuvok atmete dreimal tief durch, nahm auf dem gepolsterten Fenstersitz Platz und hob Asil auf seinen Schoß. Sie erstaunte ihn immer wieder mit der Fähigkeit, genau zu erkennen, was ihm durch den Kopf ging. Er hatte keine sondierenden
    Gedanken gespürt, aber eine andere Erklärung gab es nicht –
    sie musste einen geistigen Blick in sein Bewusstsein geworfen haben.
    »Ja, Asil, das möchte ich. Seit vielen Jahren träume ich von einer Pilgerreise durch die Wüste, um den heiligen Berg Seleya zu sehen.«
    »Warum bist du nie aufgebrochen?«
    Tuvok zögerte. Er wusste nicht, ob Asil das Konzept
    familiärer Pflichten verstand, und auf keinen Fall wollte er sie mit dem Verdacht belasten, dass Kinder Eltern daran
    hinderten, sich seit langer Zeit gehegte Wünsche zu erfüllen.
    »Es gibt eine Zeit für alles«, erwiderte er.
    Asil drehte den Kopf und sah in die Wüste, über der die Mittagssonne gleißte. Heiße Luft stieg auf und flimmerte, wodurch der rote Sand eine orangefarbene Tönung gewann.
    Manche hätten eine lebensfeindliche, grausame Welt gesehen, aber Tuvoks Augen präsentierte sich von Geheimnissen
    erfüllte Schönheit.
    »Dort muss es sehr still sein«, sagte Asil leise.
    »Es ist die Stille von Äonen«, bestätigte Tuvok und staunte einmal mehr über die Erkenntnisfähigkeit seiner Tochter. Die meisten Personen hätten von der Hitze gesprochen, von der Weite oder den Gefahren in der Wüste. Doch Asil erwähnte die Stille…
    »Eines Tages gehe ich dorthin«, sagte Asil in einem sehr sachlichen Tonfall. »Vielleicht können wir gemeinsam durch die Wüste wandern.«
    Tuvok strich ihr sehr sanft über den Rücken und spürte ein sanftes, fast unmerkliches Zupfen an seinem Selbst, wie ein Finger, der vorsichtig die Saite einer Harfe berührte. Asil hatte tatsächlich eine Verbindung zu seinem Bewusstsein hergestellt und ging dabei so behutsam vor, dass ihm fast gar nichts aufgefallen wäre.
    »Was hast du entdeckt?«, fragte Tuvok ruhig. Er hielt es für besser, seine Tochter wissen zu lassen, dass er ihre
    Sondierungen bemerkt hatte. Unbeeindruckt sah sie zu ihm auf.
    »Wenn ich jemals losgehe, so muss ich allein sein«, sagte Asil. »Und das gilt auch für dich. Ich glaube – und dies ist mein Gedanke, nicht deiner – dass du bald aufbrechen
    solltest.«
    Einige Tage später informierte Tuvok T’Pel von seiner Absicht, eine

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