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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Brüder zeigten keine entsprechenden Neigungen.
    Varith ließ seinen Zeigefinger von einer kleinen Hand ergreifen und wackelte mit dem Arm. »Wir spielen zusammen Dak’lir«, sagte er feierlich. »Ich zeige dir, wie man den Läufern ausweicht, sodass du die Ringe als Erster erreichst.«
    Varith sah zu seinem Vater auf. »Wie heißt er? Wie sollen wir ihn nennen?«
    Tuvok blickte zu seiner Frau und wölbte eine Braue.
    Zwischen ihnen war es zu einer Meinungsverschiedenheit in Hinsicht auf den Namen des Babys gekommen. Tuvok zog
    einen in der Tradition von Surak vor, aber T’Pel wollte lieber auf diesen Brauch verzichten, um ihrem dritten Kind einen originelleren Namen zu geben.
    »Die Entscheidung liegt bei dir«, sagte er. Das Kind war gesund; im Vergleich dazu spielte der Name kaum eine Rolle.
    T’Pel hielt seinen Blick einige Sekunden lang fest und erwiderte dann: »Er heißt Elieth.«
    Tuvok ließ sich nichts anmerken, aber er hätte kaum
    überraschter sein können. Seine Tante Elieth war Älteste Mutter gewesen und vor kurzer Zeit gestorben, was dazu geführt hatte, dass Tuvoks Mutter T’Meni ihre Nachfolge antrat. Es kam einer großen Ehre gleich, den Namen der Ältesten Mutter einem männlichen Kind zu geben, und eine solche Entscheidung konnte nur die Mutter des Kindes treffen, nicht der Vater. Angeblich wies so etwas auf bedeutende Ereignisse im Leben des Kinds hin.
    Tuvok nickte T’Pel zu, um sein Einverständnis zu zeigen. Sie hatte ihre Meinungsverschiedenheit damit auf sehr geschickte Weise ausgeräumt. Tuvok nahm einmal mehr zur Kenntnis, dass es seine Frau außerordentlich gut verstand, solche Kompromisse zu finden.
    Er kehrte zur Wiege zurück, wo Sek und Varith das
    Neugeborene streichelten und so mit ihm sprachen, als handelte es sich um ein kleines Tier, vielleicht um ein Sehlat-Junges. »Kinder«, sagte er, »das ist euer Bruder Elieth.«
    Die beiden Jungen zeigten keine besondere Reaktion auf diesen Hinweis und Tuvok nahm sich vor, ihnen die
    Bedeutung vulkanischer Namen zu erklären. Varith war
    vielleicht noch zu klein, um darüber Bescheid zu wissen, aber Sek hätte eigentlich informiert sein müssen – für seine Unwissenheit gab es keine Entschuldigung.
    Als er seine drei Söhne ansah, die sich wie zu einem
    Familienfoto zusammengefunden hatten, fragte er sich, ob er seinen Pflichten als Vater wirklich gerecht wurde. Bei Seks Geburt hatte er beschlossen, im Gegensatz zu seinem eigenen Vater eine aktive Rolle bei der Erziehung der Kinder zu spielen. Sunak hatte seine Tage im Tempel verbracht –
    wogegen es natürlich nichts einzuwenden gab – und es T’Meni überlassen, den einen Sohn großzuziehen. Tuvok brachte seiner Mutter den größten Respekt entgegen, aber er überlegte oft, ob eine größere Präsenz des Vaters ihm erlaubt hätte, schon früher mit den Disziplinen vertraut zu werden.
    Nun, seine eigenen Bemühungen in dieser Hinsicht schienen kaum die gewünschte Wirkung zu erzielen. Seiner Meinung nach mangelte es Varith und Sek an den Eigenschaften, die sie inzwischen aufweisen sollten. Was machte er falsch? Ein Erwachsener, der über so viel Erfahrung verfügte wie er, sollte imstande sein, zwei Kinder erfolgreich zu unterrichten. Er war entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, zog einen Stuhl heran und nahm neben T’Pels Bett Platz.
    »Das Verhalten unserer Söhne besorgt mich«, begann er. »Es mangelt ihnen an grundlegender Disziplin und manchmal sind sie zu ausgelassen. Sie bleiben bis fast eine Stunde nach Sonnenaufgang im Bett liegen, während ich als Kind immer vor dem Morgengrauen aufstand. Die Hausaufgaben erledigen sie nur, wenn ich darauf bestehe – so etwas wäre in meiner Kindheit völlig ausgeschlossen gewesen. Sie haben einfach nicht genug Kontrolle über ihr Verhalten und ihre Emotionen.
    Von den Idealen des Cthia sind sie weit entfernt. Was kann in dieser Hinsicht unternommen werden?«
    Nach der Analyse des Problems sah Tuvok seine Frau an und stellte überrascht fest, dass sie eingeschlafen war. Er streckte die Hand aus, um sie sanft zu wecken, überlegte es sich dann aber anders. Immerhin hatte T’Pel gerade ein Kind zur Welt gebracht.
    Er fasste einen Beschluss und stand auf. »Sek, Varith, begleitet mich.«
    Die Jungen sahen ihn erstaunt an und hatten offenbar die Entschlossenheit in seiner Stimme gehört. Eines musste Tuvok ihnen lassen: Sie zögerten nicht, folgten ihrem Vater wortlos, als er das Zimmer verließ. Varith musste fast laufen,

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