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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Minuten schlief er ein.
    Coris blieb zunächst wach und lauschte Harrys regelmäßigen Atemzügen. Ein bemerkenswerter Tag lag hinter ihr und seltsame Gedanken und Gefühle regten sich in ihr.
    Sie hatte damit gerechnet, von dem Mann in der goldenen und schwarzen Uniform für den Versuch, ihm die Stiefel zu stehlen, mit Prügel bestraft zu werden. Als er sie stattdessen zur Unterkunft brachte, rechnete sie mit Vergewaltigung.
    Doch als man ihr mit Anstand und Freundlichkeit begegnete, wusste sie kaum, wie sie darauf reagieren sollte. Sie brachte den Leuten von dem Raumschiff namens Voyager nach wie vor Argwohn entgegen und sprach nicht, aus Furcht, sie zu provozieren – vermutlich warteten sie nur darauf, dass sie sich eine Blöße gab. In diesem Bereich des Alls schloss nur dann jemand mit einer hilflosen jungen Frau Freundschaft, wenn er eine Gegenleistung erwartete.
    Aber nachdem sie Harrys Geschichte gehörte hatte, die so voller Liebe und Mitgefühl war, begann sie zu glauben, dass sich diese Leute tatsächlich von allen anderen unterschieden.
    Sie schienen wirklich so anständig zu sein, wie sich gaben –
    für Coris ein völlig neues und sehr verlockendes Konzept.
    Natürlich war es noch immer möglich, dass Harry und die anderen beabsichtigten, sie irgendwie zu benutzen, aber das hätte sie weder erstaunt noch enttäuscht. Es entsprach ihren Erwartungen. Wenn es nicht dazu kam… Das wäre die wahre Überraschung gewesen. Coris beschloss, abzuwarten und zu sehen, wie sich die Dinge entwickelten.
    Nach einigen Stunden fiel sie schließlich in einen unruhigen Schlaf und träumte von ihrer Großmutter, der einzigen Person, die ihr gegenüber jemals Liebe gezeigt hatte.
    »Wir müssen eine Karte vom ganzen Gefangenenlager
    anlegen«, sagte Tuvok, als sich die Gruppe am nächsten Morgen in einer Unterkunft versammelte. Der Himmel war bedeckt und ein kühler Wind wehte, stellte Regen in Aussicht.
    B’Elanna spürte die Kälte in den Knochen und konzentrierte sich auf Tuvoks Worte, um nicht an das schlechte Wetter zu denken. Diesmal sollte es bei der Diskussion um den nächsten Schritt ihres Überlebens gehen: um die Flucht.
    Es war eine überaus schwierige Aufgabe. Die Metallwand am Rande des Lagers schien unüberwindlich zu sein. Die Wächter verfügten über tödliche Waffen. Auf allen Seiten erstreckte sich dichter Wald und niemand wusste, wie weit sie von der Zivilisation entfernt waren – wenn es auf diesem Planeten überhaupt so etwas wie Zivilisation gab. Vielleicht war das Gefangenenlager der einzige bewohnte Ort. Außerdem fehlten Hinweise darauf, wo sich Captain Janeway, die Voyager und der Rest der Crew befanden.
    Doch eins nach dem anderen. Zuerst ging es darum, eine Karte anzufertigen, Details des Terrains zu erfassen, geologische Elemente, die Positionen der Wächter und alles andere, das sich als nützlich erweisen konnte.
    Zusammen mit Chakotay und Brad Harrison machte sich
    B’Elanna auf den Weg zur südwestlichen Ecke des Lagers. Sie schritten durch ein Territorium, in das sie bisher noch nicht vorgestoßen waren: eine hügelige Landschaft, in der es von zerlumpten Gefangenen wimmelte. B’Elanna spürte immer mehr neugierige Blicke, als sie über den Pfad schritten, den sie Main Street genannt hatte und der im rechten Winkel zum Broadway verlief. Sie wusste, dass ihre Gruppe besser gekleidet und genährt war als alle anderen Gefangenen, was Neid und Arger wecken mochte.
    »Was ist mit Ihnen, B’Elanna?«, fragte Chakotay. »Wollen Sie uns heute Abend Ihre Geschichte erzählen?«
    B’Elanna fühlte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. »Ich bin keine gute Erzählerin. Sie sollten jemand anders
    auswählen.«
    »Ich habe noch nie erlebt, dass es Ihnen an Worten mangelt«, erwiderte Chakotay. B’Elanna warf ihm einen kurzen Blick zu und stellte fest, dass seine Lippen ein für ihn typisches Lächeln formten. »Wir haben zwei Männern zugehört. Es wird Zeit für die Geschichte einer Frau.«
    »Sie könnten einige Dinge hören, die Sie schockieren«, sagte B’Elanna, woraufhin Chakotays Lächeln in die Breite wuchs.
    »Ich würde gern erfahren, worum es dabei geht«, konterte er.
    »Ich habe mein ganzes Innenleben preisgegeben und auch Harry war sehr offen. Mit weniger geben wir uns auch bei Ihnen nicht zufrieden.«
    B’Elanna schwieg. Wenn sie keine Verpflichtungen einging, wählte Chakotay am kommenden Abend vielleicht einen
    anderen Geschichtenerzähler. Sie erhielt keine Gelegenheit,

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