Schicksalspfade
ahmten sie das Verhalten der Gefangenen nach, die sie am Tag ihrer Ankunft beobachtet hatten: Sie gaben sich beschäftigt, sammelten Gras und Steine, als gäbe es nichts Wichtigeres im Universum.
Gleichzeitig behielten sie das Geschehen vor der Anhöhe im Auge und vermuteten, dass es bald um mehr gehen würde als nur um den Zweikampf. Die Zuschauer ahnten noch immer nichts von den näher kommenden Wächtern, blieben auch weiterhin auf das Duell konzentriert. Die beiden Kontrahenten hatten sich inzwischen gegenseitig umschlungen und wälzten sich auf dem Boden, während die Rufe des Publikums zu einem Heulen und Kreischen wurden.
Die nächsten Ereignisse hätten kaum entsetzlicher sein könnten und bescherten B’Elanna über lange Zeit hinweg Albträume. Die Halbklingonin, Chakotay und Harrison stellten ihre sinnlose Aktivität ein und beobachteten das Geschehen voller Grauen.
Die Wächter näherten sich den Zuschauern, die ihnen den Rücken zukehrten, hoben ihre großen Waffen und eröffneten das Feuer. Gelber Energiedunst wogte den Ahnungslosen entgegen und die Körper, die davon getroffen wurden, gingen sofort in Flammen auf. Aus dem begeisterten Kreischen wurden schmerzerfüllte Schreie, als sich die Wächter einen Weg durchs Publikum brannten. Gefangene fielen, wälzten sich brennend auf dem Boden und heulten vor Schmerz.
Eine Schneise bildete sich und durch sie drangen die Wächter vor. Die Zuschauer begriffen zu spät, welche schreckliche Gefahr ihnen drohte. Sie gerieten in Panik und begannen zu laufen, brachten sich bei dem verzweifelten Versuch, in Sicherheit zu gelangen, gegenseitig zu Fall. Die Kämpfer lagen noch immer mitten in der Arena auf dem Boden und sahen nun entsetzt auf. Die Wächter gaben ihnen keine Möglichkeit, wieder auf die Beine zu kommen, machten erneut von ihren Waffen Gebrauch und verwandelten die Duellanten in Asche.
Inzwischen waren alle Zuschauer in Bewegung. Wer auf der anderen Seite des Kreises am äußeren Rand stand, hatte eine gewisse Überlebenschance. B’Elanna bemerkte dort den
buckligen Alten, der sie zum Wetten aufgefordert hatte – er hastete fort und verschwand in einem Unterstand.
Nur wenigen anderen gelang die Flucht. Die Wächter
schwärmten aus, justierten ihre Waffen auf Dauerfeuer und schwenkten sie von einer Seite zur anderen. Zu Dutzenden fielen Gefangene brennend zu Boden, wanden sich und
versuchten vergeblich, die Flammen zu ersticken, die ihre Leiber verzehrten. Grässliche Schreie erklangen aus der Masse verkohlender Körper und der Gestank von verbranntem Fleisch stieg wie ein Miasma auf.
B’Elannas Blick glitt zu den anderen Bereichen des Lagers und dort sah sie Erstaunliches. Wer nicht in irgendeiner Verbindung mit dem Massaker stand, arbeitete fieberhaft, ohne irgendetwas zustande zu bringen. Alle versuchten, dem Gemetzel keine Beachtung zu schenken. Niemand hob den Kopf, um zu sehen, was bei der Arena geschah. Eine Art Massenverleugnung fand statt; die nicht betroffenen
Gefangenen weigerten sich, die schrecklichen Ereignisse zur Kenntnis zu nehmen. Vermutlich hatte die Erfahrung sie gelehrt, dass Gleichgültigkeit in diesem Fall das sicherste Verhalten war.
B’Elanna brachte es nicht fertig, sich ein Beispiel daran zu nehmen. Wie erstarrt beobachtete sie das Geschehen und Übelkeit stieg in ihr empor, als sie versuchte, mit dem entsetzlichen Anblick fertig zu werden. Die Körper brannten auch dann noch, als sie sich nicht mehr hin und her wanden, bis nur noch Skelette übrig blieben, an deren Knochen verkohlte Fleischfetzen hingen.
Schließlich stellten die Wächter das Feuer ein, standen einfach nur da und beobachteten, wie ihre Opfer starben. Als sie sicher sein konnten, dass genügend Gefangene bestraft worden waren, kehrten sie zur Metallwand zurück und
verschwanden durch die Tür darin.
Der ganze Vorgang hatte nur wenige Minuten gedauert.
Gegen welche Vorschriften auch immer verstoßen worden war
– die Wächter hatten das Vergehen schnell und auf sehr nachhaltige Weise bestraft. B’Elanna fragte sich, ob so etwas der Norm entsprach. Hatten die Gefangenen gewusst, dass eine so fürchterliche Strafe drohte? Oder verhielten sich die Wächter unberechenbar? Änderten sie Regeln und
Vorschriften nach Lust und Laune? B’Elanna bezweifelte, dass zwischen den beiden Kontrahenten ein so offener Kampf stattgefunden hätte, wenn die möglichen Konsequenzen klar gewesen wären.
Das nächste Ereignis war noch grässlicher.
Als die
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