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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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öffnen.«
    Was ist, wenn ich verhungern möchte?, dachte B’Elanna, sprach diesen Gedanken aber nicht aus. Sie wollte dies so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    Ihre Mutter nahm am Tisch Platz und musterte sie mit
    dunklen Augen. »Nun? Willst du mir nicht sagen, was passiert ist? Und warum hast du dir das schmutzige Tuch um den Kopf gewickelt?«
    B’Elannas rechte Hand tastete instinktiv nach der Stirn.
    Trotzig zog sie das Tuch, das sie auf der Straße gefunden hatte, noch etwas tiefer in die Stirn. »Nichts ist passiert. Und ich trage das Tuch, weil es mir gefällt.«
    Die Schärfe verschwand aus der Stimme ihrer Mutter und die nächsten Worte klangen sanfter, weniger herausfordernd. »Vor einer Stunde hast du das Haus verlassen, um zum Park zu gehen. Dabei hast du kein Tuch getragen. Dann kamst du zurückgerannt, als sei Fek’lhr hinter dir her, und hast dich in deinem Zimmer eingeschlossen. Etwas ist passiert und ich möchte wissen was.«
    »Nichts.«
    »Haben dich die anderen Kinder verspottet?«
    B’Elanna zischte leise, obwohl sie sich nichts anmerken lassen wollte. Spott? Nein, ganz und gar nicht. Das wäre etwas gewesen, dem sie hätte gegenübertreten können. Aber die Gleichgültigkeit, mit der man ihr begegnete… Wie sollte sie mit so etwas fertig werden? Es war substanzlos, wie etwas, das gar nicht existierte. Aber an ihrer Existenz konnte kein Zweifel bestehen…
    »Nein, das haben sie nicht.«
    »Bist du in eine Rauferei verwickelt worden?«
    Dann wärst du stolz auf mich, fuhr es B’Elanna durch den Sinn. Auch diese Worte blieben unausgesprochen. »Nein, es gab keine Rauferei.«
    »Bist du gefallen? Hast du dich verletzt?«
    »Nein.«
    Ihre Mutter sah sie mit wachsendem Ärger an. »Auf diese Weise könnte es den ganzen Tag weitergehen. Ich will wissen, was passiert ist.«
    »Das habe ich dir schon gesagt – nichts.«
    Prabsa schnaufte und war ganz offensichtlich ungehalten.
    Einige Sekunden lang blickte sie aus dem Fenster und
    versuchte offenbar, ihre Gefühle unter Kontrolle zubekommen.
    »Einmal, als Kahless acht Tage lang durch die Wüste
    wanderte…«
    B’Elanna rollte mit den Augen. Nicht schon wieder eine klingonische Geschichte, aus der sich irgendetwas lernen ließ.
    Warum musste ihre Mutter sie immer wieder mit moralischen Lektionen nerven? Was versprach sie sich davon? Es waren ausnahmslos dumme, unbedeutende Geschichten, die B’Elanna langweilig und sogar peinlich fand. Glaubte ihre Mutter tatsächlich, dass sie etwas aus ihnen lernte? Sie schienen alle gleich zu sein: weitschweifige Legenden, die von dem einen oder anderen klingonischen Helden berichteten. Immer hielten sie am Ende ein Stück Weisheit parat und ihre Mutter wollte offenbar, dass sie danach lebte.
    B’Elanna hörte gar nicht richtig hin. Während ihre Mutter sprach, dachte sie an den Park und ihre jüngste Demütigung.
    Kleine Mädchen hatten dort gespielt – hübsche, menschliche Mädchen –, und zwar Pre-Squares, die Vorstufe des
    Erwachsenensports Parrises Squares.
    Niemand spielte Pre-Squares besser als B’Elanna. Es fiel ihr ganz leicht. In dieser Hinsicht hatte die Natur sie mit einem Talent ausgestattet: Mühelos beherrschte sie die komplexen Muster bei der Führung des Balls – die anderen brauchten Stunden, um sie zu erlernen. B’Elanna sah sich selbst, wie sie mit wehendem Haar übers Spielfeld stürmte, den Squares-Ball dicht über dem Boden und völlig unter ihrer Kontrolle. Ein Schwindel erregendes Gefühl der Freiheit erfasste sie immer dann, wenn sie die anderen hinter sich zurückließ.
    Die Lehrer lobten sie.
    Die Klassenkameraden schenkten ihr keine Beachtung.
    An jenem Nachmittag hatte sie am Spielfeldrand gestanden und gehofft, zu einem Trainingsspiel eingeladen zu werden –
    bestimmt wollte die eine oder andere Mannschaft ihr
    besonderes Geschick nutzen. Aber niemand lud sie ein. Ganz allein stand sie da, beobachtete fast eine Stunde lang sehnsüchtig die spielenden Kinder.
    Als sie gerade beschlossen hatte, nach Hause zu gehen, verloren die beiden Mannschaften den Antigravball, und er sauste in ihre Richtung. B’Elanna handelte, ohne bewusst zu denken. Mit dem Fußknöchel nahm sie den Ball an, dann mit dem Knie… Und plötzlich lief sie los, ließ den Ball hin und her schnellen, kontrollierte ihn perfekt und trieb ihn übers Spielfeld. Vertraute Begeisterung prickelte in ihr, und sie konzentrierte sich aufs Ziel, während der Ball nicht zur Ruhe kam – zwischen

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