Schicksalspfade
einem schrecklichen Nachmittag, bei dem alle vorgaben, sich prächtig zu amüsieren. B’Elanna stellte sich vor, wie die menschlichen Kinder immer wieder die Köpfe zusammensteckten, um über die beiden Klingoninnen zu
flüstern: das aggressive Kind, ohne Freunde, und die herrische Mutter – zwei der hässlichsten Geschöpfe, die sie je gesehen hatten.
Das erste, was B’Elanna an der klingonischen Heimatwelt Qo’noS auffiel, war der Lärm und dieser Lärm begleitete sie während des Besuchs die ganze Zeit über. Vom Zeitpunkt der Ankunft an sehnte sie sich nach der Stille von Nessik.
Die terranische Kolonie auf Nessik mochte ihr Einsamkeit bescheren, aber sie bot auch Ruhe und Ordnung. Die Häuser standen in prächtig angelegten Parks, um die sich Leute kümmerten, die an Gartenarbeit Gefallen fanden. Zwischen ihnen kam es zu einer Art freundschaftlichem Wettstreit: Jeder versuchte, das eigene Stück Land schöner zu gestalten als alle anderen. Alle Wege und Pfade waren makellos und es gab viele Tiere.
Diese idyllische Umgebung schuf eine Atmosphäre von
Harmonie und Frieden. Wenn B’Elanna durch die Parks
wanderte, hörte sie das Zwitschern von Vögeln oder die Geräusche in der Ferne spielender Kinder, sonst nichts. So etwas wie Beschaulichkeit durchdrang Nessik, eine
beruhigende Aura, die dem Geist Muße schenkte.
Zu einer solchen Einschätzung war B’Elanna erst imstande, als sie im Alter von zehn Jahren die klingonische Heimatwelt besuchte – ihre Mutter hatte beschlossen, dass es Zeit wurde, die Tochter mit ihrem klingonischen Erbe vertraut zu machen.
Sie buchte einen Flug von Runii nach Minis Prime, wo sie an Bord eines Frachters gingen, der nach Gostak flog, einer Welt dicht hinter der Grenze des Klingonischen Imperiums. Von dort aus konnten sie mit einem Shuttle Qo’noS erreichen.
Es war eine lange, mühsame Reise und B’Elanna
verabscheute jede einzelne Minute. Sie war nie zuvor im All unterwegs gewesen, verspürte immer leichte Übelkeit. Ihre Unterkünfte boten nicht den geringsten Komfort, denn
dummerweise verzichtete ihre Mutter auf das Recht, Starfleet-Schiffe zu benutzen – sie entschied sich für zivile Transporter.
Das Essen war von sehr unterschiedlicher Qualität und ihre Mitreisenden stammten aus vielen verschiedenen Völkern.
Während all der Flüge pries Prabsa immer wieder die
Wunder von Qo’noS und erzählte B’Elanna hingerissen
Geschichten über das, was sie sehen würde: die Orte
historischer Schlachten, prächtige Kulturzentren und
unbeschreibliche Naturwunder. Sie redete fast die ganze Zeit über – manchmal blendete B’Elanna ihre Stimme einfach aus; daran war sie inzwischen gewohnt –, berichtete von der großartigen Vielfalt der klingonischen Gesellschaft. Seit zehn Jahren war Prabsa nicht mehr auf Qo’noS gewesen und die Rückkehr erfüllte sie mit freudiger Erregung. Sie schlief nur wenig, aß kaum etwas und schwatzte unaufhörlich von der Heimat.
»Zuerst sehen wir uns Kahless’ Schrein an«, sagte Prabsa und stellte erneut ein Programm zusammen, das sie später wieder verwarf. »Das ist einfach ein Muss und schafft die richtige Atmosphäre für alles andere. Oder vielleicht sollte das Schlachtfeld von Mithrak an erster Stelle kommen, damit du den Hintergrund von Kahless verstehst.«
Für B’Elanna klang das alles schrecklich. Schlachtfelder?
Schreine? Damit konnte sie nichts anfangen. Zehn Jahre lang hatte ihre Mutter von der klingonischen Geschichte erzählt, von Mythen, Legenden und Helden, an denen man sich ein Beispiel nehmen sollte. Prabsa ahnte nicht, dass B’Elanna von all diesen Dingen überhaupt nichts wissen wollte.
Schließlich brachten sie die letzte Etappe der Reise hinter sich, verließen den Shuttle und betraten ein großes Raumdock.
Es schien völlig überfüllt zu sein und alle Leute sprachen entsetzlich laut. B’Elanna hielt sich an der Hand ihrer Mutter fest, als sie sich einen Weg durch die Menge bahnten. Prabsa stürzte sich sofort in das verbale Chaos.
»Zur Seite… Wir wollen hier durch… Ghargh, deine
stinkenden Füße sind im Weg…« Solche Bemerkungen zischte und fauchte Prabsa, während sie durch den großen Saal des Andockbereichs stapfte. Allen Leuten, die ihr im Weg waren, schleuderte sie Beleidigungen entgegen, knurrte dabei voller Zorn, wobei B’Elanna vermutete, dass dieser Zorn gespielt war. Sie verhielt sich, im Großen und Ganzen, ebenso
unhöflich wie alle anderen.
B’Elanna war entsetzt. Nie
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