Schicksalspfade
Beine.
»Komm, Kusine, dies ist kein Abend für Tränen. Zeigen wir ihr die Kavernen, Lanna.«
Sie führten B’Elanna nach draußen. Rechts und links von ihr gingen sie und plauderten so, als wäre alles in bester Ordnung
– obgleich B’Elanna die Tränen jetzt nicht mehr zurückhalten konnte.
Eine Stunde später saßen sie in einer wundervollen,
glühenden Kaverne. Zahllose mottenartige Insekten bedeckten die Wände und ihre Biolumineszenz erhellte die Höhle.
B’Elanna hatte K’Karn und Lanna von ihrem Leben auf Nessik erzählt, von ihrer Nichtexistenz, ihrer Isolation, von Gleichgültigkeit und Ablehnung.
Als sie ihre Schilderungen beendete, zeigte sich Empörung in K’Karns Gesicht. Er sprang auf und ging in der Kaverne umher; leises Knurren wies auf seinen Zorn hin. »VeQ nglm«, zischte er. »Menschen haben nicht den Mut, die Dinge auf eine ehrenvolle Weise zu regeln. Du solltest sie herausfordern, B’Elanna; dann würden sie schnell begreifen, dass du ihnen überlegen bist.«
Ein sonderbarer Rat. Die Menschen herausfordern? Wozu?
Verwirrung breitete sich in B’Elanna aus, aber K’Karn schien nichts davon zu bemerken.
»Was macht dein Kriegertraining? Welche Stufe des
Kampfgeschicks hast du inzwischen erreicht?«
»Krieger… training?« B’Elanna wusste nicht, wovon er
sprach.
»Damit hast du inzwischen sicher begonnen, wenigstens mit dem Kampfsport«, sagte K’Karn so, als wäre es die
natürlichste Sache der Welt.
»Nein, ich…« B’Elanna suchte nach den richtigen Worten.
Plötzlich war es ihr peinlich zuzugeben, dass sie sich gar kein klingonisches Kriegertraining wünschte. »Dafür gibt es keinen geeigneten Ort«, sagte sie schnell. »Immerhin sind wir die einzigen Klingonen.«
»Dann solltest du hier bleiben und in Ogat sofort mit einem entsprechenden Ausbildungsprogramm beginnen. Du kannst bei Tante B’Kor wohnen – es würde ihr bestimmt gefallen, wieder eine junge Person im Haus zu haben.«
B’Elanna wusste nicht, wie sie auf diesen befremdlichen Vorschlag reagieren sollte. Hier leben, auf dieser überfüllten und chaotischen Welt, wo sich die Leute gegenseitig hin und her stießen und immer schrien? Es war eine grässliche Vorstellung und sie erzitterte innerlich bei dem Gedanken, dass die Erwachsenen davon hörten und es für eine gute Idee hielten.
»Das geht nicht. Ich kann meine Mutter nicht verlassen.«
»Vielleicht ist sie bereit, hierher zurückzukehren. Niemand versteht, warum sie überhaupt fortging. Ihre Wurzeln sind hier, B’Elanna, und deine ebenfalls. Dies ist deine wahre Heimat.«
Panik erfasste B’Elanna Torres und ließ für nichts anderes Platz. Sie vergaß, dass ihr dieser Verwandte etwas anbot, das ihr immer gefehlt hatte: Akzeptanz, Familie, Unterstützung.
Sie dachte nur noch an den Schrecken, der sie auf diesem Planeten voller wilder Leute erwartete. Mit rasendem Puls Und trockenem Mund stand sie auf.
»Ich spreche mit meiner Mutter darüber. Danke.«
K’Karn und Lanna erhoben sich ebenfalls und auf dem
Rückweg nach Hause sprachen sie unaufhörlich über den Spaß, den sie haben würden, wenn B’Elanna nach Qo’noS
umzog. Sie wollten gemeinsam auf die Jagd gehen, kämpfen, sich auf die Kriegerrituale vorbereiten. B’Elanna spürte Übelkeit, als sie das Heim von B’Kor und Torg erreichten.
Die Vorgänge im Haus brachten keine Erleichterung. Die Erwachsenen hatten offenbar Bier getrunken und waren noch lauter. Zwei Männer vergnügten sich, indem sie von
gegenüberliegenden Seiten des Zimmers mit gesenktem Kopf aufeinander zuliefen. Je härter der Aufprall, desto größer der Spaß. Nach jeder Kollision taumelten die beiden Männer, und die übrigen Anwesenden grölten. Grässliche Musik überlagerte die Stimmen und es herrschte ein unvorstellbares akustisches Chaos. Hinzu kam der Geruch von fettigem Fleisch und
sonderbaren, scharfen Gewürzen. B’Elanna hatte das Gefühl, kaum mehr Luft zu bekommen, und plötzlich drehte sich alles, langsam erst, dann immer schneller. Sie versuchte, auf den Beinen zu bleiben, aber Dunkelheit wogte heran…
Sie erwachte in einem großen Bett und Prabsa saß an ihrer Seite, betupfte ihre Stirn mit einem feuchten, kühlen Tuch.
Zwischen B’Elannas Schläfen pochte es und ein seltsamer Schmerz brannte in ihrem Hals. In ihrem Mund klebte der Geschmack von Erbrochenem – sie hatte sich übergeben. Etwa vor allen anderen? Das wäre ihr schrecklich peinlich gewesen.
»Fühlst du dich jetzt
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