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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Stimmen. Sie wartete, aufmerksam aber ohne Furcht.
    Schließlich traten zwei Jungen aus ihrer Klasse auf die Lichtung: James Chesney und Robin Beckett. Als sie ein ganzes Stück jünger gewesen waren, hatten sie B’Elanna gnadenlos verspottet, aber nicht mehr als die anderen. Kleine Jungen verhielten sich eben auf eine solche Weise. Als sie größer wurden, behandelten sie B’Elanna neutral, und das begrüßte sie. James hatte ihr einmal dabei geholfen, eine schwierige Physik-Aufgabe zu lösen, und dafür war sie ihm noch immer dankbar.
    Jetzt wirkten die beiden Jungen seltsam nervös. James hatte kurzes blondes Haar und jede Menge Sommersprossen; in seinem blassen Gesicht traten sie besonders deutlich hervor.
    Der rothaarige Robin war kräftig gebaut und zeichnete sich durch eine fröhliche Natur aus, aber heute hielt er sich zurück, öffnete und schloss immer wieder die Hände.
    »Hallo, B’Elanna«, sagte James mit einer brüchigen Stimme, die sich fast überschlug. Sie musterte ihn erstaunt.
    »Hallo«, erwiderte sie ruhig. »Was führt euch hierher?«
    »Wir waren mit dem Hovercraft unterwegs und haben
    gesehen, wie du dein Boot auf den Strand gezogen hast.
    Daraufhin beschlossen wir, hallo zu sagen.«
    »Nun, das habt ihr inzwischen.« B’Elanna fragte sich
    neugierig, in welche Richtung das Gespräch zielte.
    Von Unbehagen geprägte Stille folgte. Robin sah sich so auf der Lichtung um, als fände er sie überaus interessant. James zuckte mit den Schultern und lächelte. »Ich habe Orangensaft dabei. Bist du durstig?«
    »Ja, danke.«
    James holte drei Packungen aus seinem Beutel und eine reichte er B’Elanna. Der kalte Saft schmeckte köstlich und sie war dem Jungen dankbar für seine Aufmerksamkeit. »Möchtet ihr euch setzen?«
    »Gern«, erwiderte James und nahm Platz. Robin folgte hastig seinem Beispiel.
    »Wie kommst du mit der Aufgabe zurecht, die Schnaufer uns gegeben hat?«, fragte James. Schnaufer war ein Lehrer an ihrer Schule, der die Angewohnheit hatte, durch den Mund zu atmen. Seit dreißig Jahren unterrichtete er an der Schule von Nessik und von Anfang an hatte man ihn Schnaufer genannt.
    »Ich arbeite daran. Allerdings interessiere ich mich nicht sehr für bolianische Literatur. Ist mir zu frivol.«
    »Mir gefällt sie. Ich finde sie komisch.«
    »Einige Autoren versuchen, komisch zu sein, aber sie geben sich zu große Mühe.« B’Elanna glaubte allmählich, dass keine Absicht hinter dieser Begegnung steckte. Vermutlich war sie nur ein Zufall.
    »Hast du die Geschichte von der Frau des Bauern gelesen, die sich immer wieder mitten in der Nacht fortstahl?«
    »Ich habe sie für sehr dumm gehalten.« Bei der Geschichte –
    eigentlich handelte es sich um ein Märchen – ging es um eine verliebte Ehefrau, die mit ihrem Mann unzufrieden war und die Freundschaft eines übernatürlichen Wesens suchte, eines Waldgeistes. Es war eine phantasievolle, aber im Grunde genommen recht törichte Erzählung. Darüber hinaus
    präsentierte sie eine viel zu deutlich dargestellte Moral in Hinsicht auf treulose Ehefrauen. Von einem solchen
    Schwachsinn hielt B’Elanna nichts.
    »Tatsächlich?«, fragte James so, als besäße dieses Thema eine ganz besondere Bedeutung. »Hast du dich nicht mit der Ehefrau identifiziert?«
    »Was?«, brachte B’Elanna ungläubig hervor.
    Diese Antwort schien James zu verwirren. Er zögerte und befeuchtete sich die Lippen.
    »Nun, ich meine… Sie war sehr leidenschaftlich. Und
    enttäuscht. Ihr Ehemann stellte sie nicht zufrieden.«
    B’Elanna sah James groß an und wusste noch immer nicht, worauf er hinauswollte. »Was willst du damit sagen?«, fragte sie.
    Er errötete und dadurch verschwanden seine
    Sommersprossen vorübergehend. Erneut befeuchtete er sich die Lippen und mied B’Elannas Blick. Als er sprach, vibrierte Unsicherheit in seiner Stimme. »Sind Klingonen nicht… Ich meine, wir haben gehört, dass… Klingonen sehr
    leidenschaftlich sind.«
    Robin stand abrupt auf. Verlegenheit kam in seinem Gesicht und in seiner Haltung zum Ausdruck. »Ich kehre zum
    Hovercraft zurück«, sagte er über die Schulter und eilte fort.
    B’Elanna widerstand der Versuchung zu kichern. Sie begriff jetzt, was vor sich ging, und mit der Erkenntnis ging das Gefühl von Macht einher – sie wusste, dass sie die Situation kontrollierte. Nachdenklich stützte sie das Kinn auf die Hand und beugte sich zu James vor.
    »Was ist mit menschlichen Mädchen?«, fragte sie mit
    samtiger

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