Schicksalspfade
besser?«, fragte ihre Mutter sanft. »Mir hätte klar sein sollen, dass sich dein Magen vielleicht nicht so schnell an klingonisches Essen gewöhnt. Etwas ist dir nicht bekommen.«
B’Elanna wusste, dass es dabei um mehr ging als nur das klingonische Essen. Sie konnte sich nicht zurückhalten, musste unbedingt wissen, ob ein Umzug nach Qo’noS tatsächlich in Frage kam.
»Ist dies unsere wahre Heimat?«, platzte es aus ihr heraus.
»Werden wir hier wohnen? Verlassen wir Nessik für immer?«
Prabsa musterte sie neugierig. »Was veranlasst dich, so etwas zu fragen?«
»K’Karn meinte, wir sollten hier leben. Er riet mir, mit einem Kriegertraining zu beginnen. Muss ich das?«
Ein ungewöhnlicher Ausdruck zeigte sich in Prabsas Gesicht
– sie wirkte sowohl ernst als auch amüsiert. B’Elanna wusste damit nichts anzufangen. »Nein, das musst du nicht«,
antwortete ihre Mutter und B’Elannas Erleichterung war so groß, dass es ihr schwer fiel, sich auf die nächsten Worte zu konzentrieren.
»Nessik ist unser Zuhause. Ich habe dort mein Laboratorium, das eine große Rolle für mich spielt. Ich liebe meine Familie, aber ich habe schon vor langer Zeit entschieden, dass mein Platz nicht hier auf der Heimatwelt ist. Auf diese Weise empfinde ich noch immer.« Prabsa legte eine kurze Pause ein und fügte dann hinzu: »Wenn du in Erwägung ziehen
möchtest, hier zu wohnen… Das könnte ich verstehen.
Vielleicht wärst du bei deinen Verwandten glücklicher.«
»Nein, ich will nicht hier bleiben. Ich möchte gern zurück.«
Erneut musterte Prabsa ihre Tochter, tauchte das Tuch einmal mehr in kaltes Wasser, wrang es aus und betupfte dann B’Elannas Stirn. »Puq Doy’«, murmelte sie. »So ein müdes kleines Mädchen.« Es war ein Moment ungewöhnlicher Nähe zwischen ihnen und B’Elanna spürte, wie sich die dunkle Frage einer schwarzen Blume gleich in ihr entfaltete. Ihre Mutter schien jetzt freundlich und mitteilsam zu sein – genau die richtige Gelegenheit, um die Frage zu stellen. Warum ist Vater fortgegangen?
Sie zitterte am Rand dieses schrecklichen Abgrunds, wollte fragen, fürchtete aber die Antwort. Deshalb blieb sie still und hörte, wie ihre Mutter eine schwermütige Melodie summte, das Gesicht der Tochter weiterhin mit dem feuchten Tuch kühlte.
Schließlich fielen B’Elanna die Augen zu und sie schlief ohne zu träumen. Zumindest konnte sie sich später nicht an irgendwelche Träume erinnern.
Als die jungen Leute von Nessik sie schließlich akzeptierten, geschah das auf eine völlig unerwartete Weise, in jenem Sommer, als sie vierzehn wurde. Sie hatte festgestellt, dass die Pubertät einigen menschlichen Gleichaltrigen üble Streiche spielte; viele von ihnen wirkten plötzlich recht unbeholfen.
Manche nahmen zu, andere magerten ab. Hier und dort zeigten sich scheußliche Pickel in jungen Gesichtern und in einigen Fällen war medizinische Behandlung nötig, um die Reinheit der Haut wiederherzustellen. Auch das allgemeine Verhalten veränderte sich, auf eine Weise, die die Luft mit sonderbarer, knisternder Energie zu erfüllen erschien.
B’Elanna blieb von all diesen Dingen unberührt. Es bildeten sich keine Pusteln in ihrem Gesicht, aber ihr wuchsen Brüste.
Sie war geschmeidig und schlank, weil sie jeden Tag im großen See unweit der Kolonie schwamm. Im Wasser konnte sie glücklich sein. Sie war eine sehr gute Schwimmerin und die großen klingonischen Lungen versetzten sie in die Lage, unglaublich lange – für Menschen – unter Wasser zu bleiben.
Das Staunen der anderen Kinder gefiel ihr. Außerdem segelte sie gern und hatte ein kleines Segelboot, mit dem sie ausgezeichnet umzugehen verstand. Diese Vorliebe
unterschied sie von den anderen: Die meisten Jungen und Mädchen verwendeten Hovercrafts, die schneller waren und sich leichter steuern ließen. Doch B’Elanna stellte sich gern der Herausforderung, mit schwierigen Wellen fertig zu werden und die Elemente zu besiegen, die sehr gefährlich und sogar fatal werden konnten, wenn man ihnen nicht gewachsen war.
Bei jedem Aufbruch sagte sie sich, dass dieses Mal das letzte Mal sein konnte, dass sie ihr ganzes Geschick brauchte, um zu überleben. B’Elanna fand diese Gedanken angenehm erregend.
Zwar hatte sie keine wirklichen Freunde, aber die jungen Leute mieden sie nicht mehr und begegneten ihr – vielleicht auf Drängen der Eltern hin – mit Höflichkeit. B’Elanna versuchte nicht, mehr zu erreichen. Sie suchte keine Kontakte,
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