Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)
was?«
Seyfried erstarrte. Kalle stieß ihn ein Stück vor, sodass Seyfried fast gestürzt wäre.
»Hinrich«, stammelte er.
»Ja, genau!«, donnerte Bridas Vater. »Und jetzt wirste uns mal erzählen, warum du mich umbringen wolltest und was du mit’m Claas für Geschäfte machst.«
Seyfried schluckte. Kein Wort kam ihm über die Lippen. War es der Schreck, der ihm die Stimme geraubt hatte, oder war es Trotz? Simon war sich nicht sicher.
Kalle verlor als Erster die Geduld.
»Marieke, biste mit der Wäsche schon fertig?«, rief er mit Blick auf den Waschzuber mit der Lauge.
Die Magd nickte und zog das letzte Hemd aus dem Wasser.
»Na, dann woll’n wir mal.« Kalle trieb Seyfried vor sich her bis zum Zuber.
»Also, nu sach! Warum haste den Hinrich niedergestochen?«
Seyfried schwieg. Sofort saß ihm Kalles harte Hand im Nacken und drückte ihm den Kopf in das schmutzige Waschwasser.
»Bisschen Sauberkeit hat noch keinem wie dir geschadet.«
Blasen stiegen auf. Kalle lockerte seinen Griff, sodass Seyfried stöhnend hochkam und nach Luft schnappen konnte.
»Ich warne dich, Seyfried, ich ersäuf dich so wie du deine überzähligen Katzen, wenn du nicht bald redest.«
Seyfried würgte. Angewidert stieß Kalle ihn zu Boden, gerade noch rechtzeitig, ehe Seyfried sich in einem Schwall erbrach.
»Igitt!«, hörte Simon Barbaras Stimme. »Ich geh ins Haus, das ist mir zu ekelhaft.«
Jannick lachte laut. »So sind die Männergeschäfte, Schwesterchen.«
Simon sah sich zu Brida um. Anders als Barbara schien sie der Anblick kaum zu beeindrucken. Vermutlich hatte sie dergleichen schon oft auf den Fahrten an der Seite ihres Vaters miterlebt.
Kalle zerrte Seyfried auf die Füße.
»So, du Mistkerl, und nu redest du. Also, warum haste den Käpt’n niedergestochen?«
Seyfried würgte noch immer, aber sein Magen war inzwischen leer.
»Soll ich dich noch mal in die Lauge tauchen?« Drohend legte Kalle seine Hand um Seyfrieds Nacken.
»Der Claas wollte es so«, keuchte Seyfried. »Er hat gesagt, ich muss Hinrich zum Schweigen bringen.«
»Der Claas?« Der alte Kapitän war blass geworden. »Warum?«
Seyfried ächzte.
»Nu red schon, der Käpt’n hat dich was gefragt!« Kalle drückte Seyfrieds Kopf unbarmherzig in Richtung der scharfen Lauge.
»Weil er Angst hatte, der Hinrich hätt’s gehört!«, schrie Seyfried voller Panik.
»Was hätte ich gehört?«
»Dass der Claas hinter dem Anschlag auf den Erik steckte.« Seyfried zitterte. War es die Kälte oder schlichtweg die Angst?
Kalle lockerte seinen harten Griff.
»So, dann mal von vorn. Wir hören.«
»Mach mir erst die Hände los!«
»Ich tauf dich gleich noch mal, wenn du nicht endlich redest.«
Mit Kalles unbarmherziger Faust im Nacken gab Seyfried den letzten Widerstand auf.
»Claas wusste schon bald, wer der da ist.« Seyfried nickte zu Simon hinüber. »Zwar nur ’n halber Däne, aber ’n ganzer Verräter.«
»Ich warn dich, Seyfried, schön höflich bleiben!«, knurrte Kalle.
Seyfried atmete tief durch. »Ich hab gehört, wie Claas mit den Dänen verhandelt hat. Das war ’n paar Tage, bevor die Bürgschaft vom Käpt’n zugelassen wurde. Die Dänen hatten wohl auch genug von dem Verräter und wollten ihn loswerden. Ging um ’n ganz hübsches Sümmchen. Ich habe dem Claas angeboten, ihm zu helfen, wenn er mir was abgibt.«
Simon schluckte. Er hatte es von Anfang an vermutet, aber es so klar zu hören war doch ein harter Brocken für ihn. Auch er hatte Claas vertraut, geglaubt, der Mann wolle ihm helfen … Er sah sich um. Der Käpt’n war totenbleich geworden, Brida hatte die Hand vor den Mund geschlagen und starrte Seyfried mit großen Augen an.
»War nur zu dumm, dass der Käpt’n so’n Narren an dem Erik gefressen hatte«, fuhr Seyfried fort. »Vor allem, als wir nicht wussten, was er mitgekriegt hat. Der hätt womöglich drauf bestanden, dass wir ihn nach Lübeck ausliefern. Dabei haben die Dänen für seinen Tod das Vielfache von dem geboten, was uns die Lübecker für den Verräter gezahlt hätten.«
»Wusste Claas, dass du Hinrich niederstechen wolltest?«, zischte Kalle.
»Na, der hat mich doch geschickt.«
»Das glaub ich nicht!«, schrie Hinrich. »Das glaub ich einfach nicht! Nicht der Claas!«
Seyfried lachte dreckig.
»O doch, der feine Claas. Seit die Anna im Sterben liegt, hat er den Verstand verloren. Dem ist nix mehr wichtig, nur seine Anna. Der würd jeden umbringen, wenn’s der Anna nützen
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