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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Heiligenhafen zurück. Erfreut hatte Simon am Morgen zur Kenntnis genommen, dass fast alles, was noch in den Schuppen lagerte, mit einer Fuhre nach Cismar gebracht werden konnte.
    Die letzte Nacht war hart gewesen, Simon hatte kaum Schlaf gefunden. Eigentlich hätte er nun einige Stunden Zeit gehabt, bis er Magnus zum Treffen mit Claas und später zu dem mit den Dänen begleiten würde. Aber er war viel zu aufgewühlt, um sich niederzulegen, und Kalle, der ihn wieder begleitet hatte, erging es ähnlich.
    »Woll’n wir sehen, ob mein Marieken und Fräulein Brida was Gutes für uns zu essen haben?«, schlug der Schmuggler vor. Simon stimmte sofort zu. Er hatte Brida in den letzten beiden Tagen kaum gesehen.
    »Da schau an, unsere fleißigen Mannsbilder!«, wurden sie von Marieke begrüßt. »Habt ihr Hunger?«
    »Darauf kannste wetten«, gab Kalle zur Antwort, und Simon nickte.
    Noch während sie sich an den Tisch in der Küche setzten, trug Marieke ihnen frisches Brot, Wurst und Käse auf.
    »Ist Brida gar nicht hier?«, fragte Simon.
    »Nein, die ist noch zu Afra gegangen, um ihr gut zuzureden.«
    »Was will sie der denn schon zureden?« Kalle schüttelte verständnislos den Kopf. »Bei der ist doch Hopfen und Malz verloren.«
    »Ist doch wegen der Johanna.«
    »Wer ist Afra?«, wollte Simon wissen.
    »Johannas Mutter«, antwortete Marieke.
    »Johanna hat eine Mutter?« Überrascht hob Simon den Kopf. Er hatte das vorwitzige Mädchen immer für eine Waise gehalten. Wie konnte eine Frau zulassen, dass ihr Kind auf derartige Abwege geriet? Seine Frage wurde beantwortet, als Marieke ihm in aller Ausführlichkeit die Geschichte des Mädchens und seiner Mutter erzählte.
    »Und warum hat sich niemand schon eher um die beiden gekümmert?«
    Marieke hob die Schultern. »Afra wollte nicht. Die hat lieber rumgehurt und gesoffen. Und die Johanna, um die sollte sich der Pfarrer kümmern.«
    »Was der Hurenbock auch getan hat«, knurrte Simon und spürte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten.
    Die Haustür wurde geöffnet. Schritte in der Diele. Ein heftiger Seufzer. Es war Brida. Ihre Augen wirkten müde, als sie in die Küche trat, doch sobald ihr Blick auf Simon fiel, strahlten sie.
    »Ihr seid zurück aus Cismar? Das ist schön.« Ein Lächeln huschte über ihre Züge.
    »Ja, wir haben alles in Sicherheit gebracht. Und du warst bei Johannas Mutter?« Simon rückte mit seinem Stuhl ein Stück beiseite, damit Brida neben ihm auf einem Schemel Platz nehmen konnte.
    »Hat Marieke euch davon erzählt?«
    Die beiden Männer nickten.
    »Nun ja. Ich habe versucht, mit Afra zu reden. Aber wie redet man schon mit einer Frau, die volltrunken auf einem schmutzigen Strohsack liegt und sinnloses Zeugs lallt?«
    »Tja, so wie mit Seyfried kann man’s ja mit ’m Weibsbild nicht machen, ne?« Kalle grinste.
    »Und wo ist Johanna?«, fragte Simon.
    »Bei ihrer Mutter geblieben. Wie immer, wenn Afra betrunken ist. Das Mädchen tut mir leid. Wir müssen dafür sorgen, dass sie Heiligenhafen mit uns verlässt, ehe die Dänen kommen.«
    »Wird ihre Mutter uns begleiten?«
    »Ich hoffe. Sie krächzte so etwas wie eine Zustimmung, vielleicht aber auch nur, um mich loszuwerden.«
    »Ich sorge dafür, dass Johanna mit uns nach Lübeck kommt«, versprach Simon. »Ganz gleich, wie sich ihre Mutter entscheidet.«
    Bridas dankbares Lächeln wärmte ihm das Herz. Wie gern hätte er ihre Hand ergriffen und wäre mit ihr zum Strand gegangen, um zu sehen, wie der frische Wind mit ihrem langen Haar spielte. Und dann, in den Dünen … Er zwang sich, den Gedanken nicht zu Ende zu führen. Für derartige Träumereien war nicht die rechte Zeit.
    Brida schien zu ahnen, was in ihm vorging. Beinahe absichtslos streifte ihre Hand die seine. Eine harmlose Berührung, und doch lief ihm ein Schauer über den Rücken. War er wirklich so ausgehungert? Hatte Jannick mit seiner ewig tadelnden Miene recht?
    Ihre Blicke trafen sich, und er glaubte, in Bridas Augen das gleiche Verlangen zu erkennen. Er atmete tief durch. Beinahe dankbar hörte er Kalle fragen, wann sich Magnus mit Claas treffen wolle.
    »Wenn ich ihn recht verstanden habe, nach der Vesper.«
    »Na, dann haben wir ja noch gut zwei Stunden Zeit. Ich würd gern noch mal mit Willem reden, wie es unserem Seyfried geht. Kommst du mit?«
    Simon nickte, schenkte Brida einen letzten liebevollen Blick, dann folgte er Kalle.
    Der Hauptmann der Stadtwache war nicht allein. Der junge Stadtrat Harald Wever und

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