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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Kaperfahrer bin ich nicht. Auch wenn ich mich an nichts erinnere, der Gedanke an dieses Pack ist mir so zuwider, niemals würde ich mit solchen Leuten gemeinsame Sache machen!«
    Brida sah das zornige Blitzen in seinen Augen. Es war nicht gegen sie oder ihren Vater gerichtet, sondern auf irgendetwas in seiner Erinnerung, irgendeine schlechte Erfahrung, die er nicht mehr benennen, sondern nur noch fühlen konnte.
    »Also, was bleibt?«, fuhr Hinrich fort. »Es bedarf jahrelanger Übung, bis der Körper noch vor dem Verstand handelt, sobald man angegriffen wird. Die meisten Männer wären überrumpelt gewesen und jetzt tot. Ihr lebt. Die Art, wie Ihr ihn getötet habt, trägt die Handschrift der großen Fechtschulen, die Johann Liechtenauer ins Leben rief.«
    »Das mag sein«, antwortete Erik. »Ich weiß nicht, wo ich es gelernt habe.«
    »Fassen wir einmal zusammen, was wir wissen.« Hinrich trank einen weiteren Schluck Wein und lehnte sich in seinem Lehnstuhl zurück. »Ihr habt einen etwa zehn Jahre älteren Bruder. Wenn Ihr tatsächlich einer Kaufmannsfamilie entstammt, was ich nicht bezweifle, dann wäre Euer Bruder der Erbe des väterlichen Handels. Wie sähe es für Euch aus? Wenn Ihr im Geschäft bliebt, könntet Ihr auswärtige Kontore für die Familie leiten oder Handelsfahrten unternehmen. Eine andere Möglichkeit wäre der geistliche Stand und die dritte das Kriegshandwerk.«
    »Und Ihr glaubt, ich hätte das Kriegshandwerk erlernt.«
    »Ja. Aber das bedeutet nicht, dass Ihr auch danach gelebt habt. Es kann für einen Kaufmann von Vorteil sein, wenn er seine Waren zu schützen weiß.«
    »Und was glaubt Ihr, Hinrich?«
    »Was glaubt Ihr selbst, Erik? Wenn Ihr in Eurem Herzen nachspürt, was fühlt Ihr?«
    Erik schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich bin mir sicher, dass ich ein Kontor führen könnte. Wenn ich daran denke, sehe ich Bilder langer Zahlenreihen und Vertragsabschlüsse vor mir. Wenn ich an Kämpfe denke, sehe ich nicht viel. Das Bild, wie ein Schwert geschmiedet wird. Wenn ich in meinen Körper hineinhorche, merke ich, dass er die Bewegungen beherrscht. Aber ich kann sie nicht erklären. Es ist, als sei dies ein eigenständiger Teil meiner selbst, dem ich in solchen Momenten die Kontrolle überlasse. Wie vor dem Wirtshaus Zur Seejungfrau , als Seyfried mich angriff. Und auch als der Fremde auf mich losging.«
    Hinrich nickte. »Damit sind wir bei der nächsten Frage. Warum sollte Euch jemand töten wollen? Und vor allem – woher wusste er, wer Ihr seid und wo Ihr Euch zurzeit aufhaltet?«
    »Vielleicht findet Willem heraus, woher der Mann kam«, warf Brida ein. »Er war wie ein Seemann gekleidet, möglicherweise stammt er von einem der Schiffe im Hafen.«
    Ihr Vater nickte. »Wenn wir wissen, wer der Täter war, haben wir schon einen Anhaltspunkt. War er Deutscher oder Däne? Auch das könnte uns weiterhelfen.«
    Brida fiel auf, dass Erik wieder diesen nach innen gerichteten Blick zeigte.
    »Was seht Ihr, Erik?«
    »Nur Bruchstücke. Mein Bruder, der mir beide Hände auf die Schultern legt und mich fragt, ob ich das wirklich tun will. Der mich warnt, es sei gefährlich.«
    »Wovor warnt er Euch?«
    Wieder Kopfschütteln. »Ich weiß es nicht. Aber es kann noch nicht lange her sein. In dieser Erinnerung ist mein Bruder kein Jüngling mehr. Er ist Mitte dreißig und trägt einen Vollbart.«
    »In welcher Sprache warnt er Euch?«, fragte Brida.
    Ein kurzes Überlegen, dann Kopfschütteln. »Ich kann es nicht genau sagen. In letzter Zeit verwischt es sich. Ich träume inzwischen auf Deutsch. Meine Gedanken sind deutsch, nicht mehr dänisch wie am Anfang.«
    »Ihr hattet Euch also auf ein gefährliches Unterfangen eingelassen«, stellte Hinrich fest. »War es abgeschlossen, oder lag es noch vor Euch?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Könnte es mit der Frau zu tun haben, von der Ihr immer wieder träumt?«, fragte Brida. »Solltet Ihr sie irgendwohin bringen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Könnt Ihr Euren Bruder noch etwas näher beschreiben?«, fragte Hinrich nun. »Haarfarbe, Augenfarbe, Kleidung?«
    »Wir sehen uns ziemlich ähnlich«, entgegnete Erik, ohne nachzudenken. »Die gleiche Haarfarbe, die gleichen Augen. Meine Mutter…« Plötzlich stockte er. Ein kurzes, helles Aufleuchten huschte über sein Gesicht. »Ich kann mich wieder an meine Mutter erinnern!«, rief er. »Ihr Name ist Grit. Und sie sagte immer, Jannick und ich seien Zwillinge im Geist, lägen nicht

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