Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
Vom Netzwerk:
nicht beherrschen zu können?« Pfarrer Clemens’ Stimme klang giftig. Was um alles in der Welt hatte Erik nur an sich, dass der Pfarrer ihn mit derartigem Hass verfolgte? Brida erkannte Clemens kaum mehr wieder. Gewiss, er war schon immer ein schwieriger Mensch gewesen, aber niemals hatte sie ihn so böswillig erlebt.
    »Also gut.« Willem schnitt einen kleinen Ast von der Weide ab, der in etwa die Größe seines Messers hatte. »Dann eben damit.« Gleichzeitig stürzte er auf Erik los.
    Wieder geschah alles so schnell, dass Brida kaum folgen konnte. Erik machte eine schnelle Bewegung, und der Ast zeigte auf Willems Herz.
    »Beeindruckend«, sagte der. »Ich habe bislang nur einen Mann gekannt, der das vermochte.«
    Erik schwieg.
    »Wer war der Mann?«, fragte Pfarrer Clemens.
    »Ein Kaperkapitän, der seine Dienste immer demjenigen anbot, der ihn am besten bezahlte.«
    »Na, das erklärt einiges.« Der Pfarrer pfiff durch die Zähne. »Ich hatte dich gewarnt, Hinrich. Dieser Bursche betrügt dich nicht nur, er ist auch gefährlich.«
    »Wollt Ihr mir unterstellen, ich sei ein Kaperkapitän?« Erik verschränkte die Arme vor der Brust. »Was kommt als Nächstes?«
    »Das habt Ihr gesagt, nicht ich.« Der Pfarrer hob die Brauen. »Auf jeden Fall zieht Ihr Händel an und scheut Euch nicht davor zu töten. Es wäre unverantwortbar, Euch länger frei herumlaufen zu lassen.«
    »Ihr vergesst, dass ich derjenige war, der angegriffen wurde.«
    »Wer weiß, ob der Tote nicht einen guten Grund hatte?«
    »Ach ja?« Eriks Hände ballten sich zu Fäusten. »Was maßt Ihr Euch eigentlich an, Hochwürden?«, brüllte er. »Hätte ich mich erstechen lassen sollen? Von einem Mann, den ich nicht kenne? Weil Ihr glaubt, das sei ein gottgefälliges Werk? Eure verdammte Scheinheiligkeit widert mich an! Wer bin ich in Euren Augen? Der Antichrist? Los, nun sagt es doch! Wer bin ich?«
    Der Pfarrer wich drei Schritte zurück.
    »Willem! Nehmt diesen Mann fest, er hat mich bedroht!«
    Erik fuhr herum, starrte den Hauptmann an. Wieder dieser Raubtierblick, als sei er kurz davor, sich auf jeden Angreifer zu stürzen. Brida zuckte zurück. Das war nicht der Mann, den sie in den letzten Tagen schätzen gelernt hatte. Vaters Worte hallten in ihr nach. So kämpft nur jemand, der das Töten gelernt hat.
    »Gemach, gemach.« Claas trat einen Schritt vor, die Hände beschwichtigend erhoben. »Ich habe keinerlei Bedrohung gehört. Die ganze Angelegenheit ist höchst unerfreulich, aber ich sehe keine Gefahr, und wenn Hinrich für den jungen Mann bürgt, so bürge ich für Hinrich und seine Menschenkenntnis. Es gibt keinen Grund, Erik festzunehmen. Es war Notwehr.«
    »Das sehe ich auch so«, bekräftigte Willem. Brida war sich nicht sicher, ob er es wirklich so meinte oder aber die offene Auseinandersetzung fürchtete. Der gefährliche Ausdruck in Eriks Augen konnte ihm unmöglich entgangen sein. Sie warf Erik einen Blick zu. Langsam wurde er wieder zu dem, den sie kannte. Seine Fäuste lösten sich, und seine Haltung war nicht mehr auf Angriff ausgerichtet.
    »Das werdet Ihr noch bereuen, ich sag’s Euch!«, schrie der Pfarrer. »Das war nicht der letzte Tote, den wir diesem Dänen zu verdanken haben. Und ich bete darum, dass sein nächstes Opfer nicht einer von Euch sein wird.«
    »Nu mach mal halblang, Clemens!« Hinrich schob sich mit seiner ruhigen Art vor den Pfarrer. »Nur weil ein Mann sich seiner Haut zu wehren weiß, ist er noch lang kein Mörder.«
    »Ich glaube, wir haben vorerst alles geklärt, was es zu klären gibt«, sagte der Hauptmann. »Falls sich noch Fragen ergeben sollten, komme ich später wieder.«
    Auch Claas verabschiedete sich und war taktvoll genug, den Pfarrer darauf hinzuweisen, dass er gewiss noch anderes zu tun habe als länger zu verweilen.
    Erik atmete erleichtert auf, als die Männer fort waren.
    »Na, das war ja man ’n Vormittag«, sagte Hinrich. »Und er hat ’n paar Fragen aufgeworfen, ne?« Dabei sah er zu Erik hinüber.
    »Nicht nur bei Euch«, antwortete dieser leise.
    »Dann lasst uns mal wieder reingehen. Ist zwar noch ’n bisschen früh, aber ich könnt schon einen Becher Wein vertragen.«
    Kurz darauf saßen sie in der guten Stube. Während Bridas Vater einen kräftigen Schluck Wein trank, drehte Erik seinen Becher unschlüssig zwischen den Fingern.
    »Also, ein Kaufmann scheint Ihr tatsächlich nicht zu sein«, stellte Hinrich fest.
    »Das habe ich auch nie behauptet«, entgegnete Erik. »Aber ein

Weitere Kostenlose Bücher