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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Hüne. Sein Hemd leuchtete in hellem Rot, die Ärmel waren mit goldenen Stickereien versehen. Das Wams aus weiß gegerbtem Leder, vermutlich Hirsch oder Reh, zierten ebenfalls reiche Ornamente. Das helle Haar fiel ihm bis auf die Schultern, und seine Augen waren von so hellem Blau, dass sie sein Gegenüber förmlich durchbohrten.
    Und Erik hatte Seyfried in seiner neuen Kleidung schon für einen Gecken gehalten …
    »Grüß dich, Helmar.« Kalle kannte keine Scheu und schritt geradewegs auf den Riesen zu.
    »Ah, Kalle. Komm, nimm Platz!« Der Hüne wies auf einen Stuhl zu seiner Linken. Sofort sprang einer der Männer auf und räumte für Kalle das Feld. Erik staunte nicht schlecht. Ein Blick zu Brida hinüber verriet ihm, dass sie ebenfalls höchst überrascht war. Ganz gleich, wie gut der Wein war, den Kalle lieferte, so viel Ehrerbietung brachte ein Mann wie Helmar keinem einfachen Schmuggler entgegen.
    »Nu sag, Kalle, wen haste mir da gebracht?« Helmar wies auf Erik und Brida.
    »Freunde von mir. Brida, die Tochter von Kapitän Hinrich Dührsen, und ihren Gast Erik. Sie brauchen ein Schiff, um nach Lübeck zu kommen. Und ich dachte, du könntest sie hinbringen.«
    »Dachtest du, soso.«
    »Willst du ihnen keinen Platz anbieten? Ich mag’s nicht mit ansehen, wenn du Fräulein Brida einfach stehen lässt.«
    Eine kurze Handbewegung, zwei weitere Männer sprangen auf und überließen Brida und Erik ihre Plätze. Was er hier erlebte, kam Erik immer irrwitziger vor. Fragend spähte er zu Kalle hinüber, doch der grinste nur.
    »Bedient Euch!« Helmar wies auf die Tafel.
    Erik rührte sich nicht, aber Brida griff sofort nach einer Gänsekeule. »Vielen Dank. Ihr wisst, was Gastfreundschaft bedeutet«, sagte sie artig. »Bekomm ich auch einen Krug Bier?«
    Helmar lachte. »Das ist eine Frau nach meinem Geschmack. Na los, gebt ihr schon ein Bier!«
    Erik stellte fest, dass er in seinem früheren Leben vermutlich keine Erfahrungen im Umgang mit Vitalienbrüdern gesammelt hatte, denn er fühlte sich seltsam fehl am Platz.
    »Nun nehmt doch auch schon was!«, raunte Brida ihm zu.
    Zögernd griff er nach einer Pastete.
    »Du hast merkwürdige Freunde, Kalle«, sagte Helmar. »Eine Frau, die sich wie ein Mann gebärdet, und einen Mann, der schüchtern wie ein Mädchen ist.«
    »Vorsicht«, warnte Kalle. »Ich würd mich an deiner Stelle nicht mit Erik anlegen. Der ist mit’m langen Messer noch schneller als ich.«
    »Ach, tatsächlich? Meinste, er wär auch besser als ich?«
    Erik sah das gefährliche Blitzen in Helmars Augen.
    »Kann jemand besser sein als du?«, gab Kalle zurück. »Ich mein, außer mir?«
    »Du bist heute ganz schön frech, Brüderchen.«
    Brüderchen! Erik starrte Kalle an, und der brach in Gelächter aus.
    Helmar stimmte in Kalles Lachen ein. »Ihr solltet eure Gesichter sehen. Hat Kalle euch gar nix von mir erzählt?«
    Erik warf Brida einen Seitenblick zu. Sie war genauso verblüfft wie er.
    »Nein«, antwortete er. »Aber so lange kenne ich Kalle auch noch nicht.«
    »Sag, Kalle, schämst du dich etwa für mich?«
    »Ich bin ’n ehrlicher Schmuggler. Das ist ’ne Lebenseinstellung. Mit Kaperfahrten hab ich’s nicht, das weißt du doch.«
    Helmar versetzte seinem Bruder einen freundschaftlichen Knuff. »Ein ehrlicher Schmuggler, ja klar, bei deinem Vater konnt ja auch nix anders aus dir werden.« Dann wandte er sich wieder an Erik. »Kalle und ich sind Halbbrüder. Mein Vater war ’n bisschen bekannter als seiner.«
    »Aha«, sagte Erik.
    »Biste gar nicht neugierig?«
    »Eigentlich nicht«, gab Erik zu. »Aber wenn du’s mir unbedingt erzählen willst, hör ich zu.«
    Helmar guckte, als wäre gerade die Halle eingestürzt.
    Kalle prustete los und hätte sich fast an seinem Bier verschluckt.
    »Ich wüsste es gern«, sagte Brida schnell und trat Erik unter dem Tisch so heftig gegen das Schienbein, dass er fast aufgeschrien hätte. »Wer war Euer berühmter Vater?«
    »Mein Vater war der Klaus Störtebeker.«
    Der Name weckte irgendeine dunkle Erinnerung in Erik, aber er konnte sie nicht fassen. Alte Geschichten. Geschichten, die ihm jemand erzählt hatte, als er noch ein kleiner Junge gewesen war.
    »Wirklich?«, rief Brida. »Der gefürchtete Seeräuber?«
    Erik spürte, dass ihre Begeisterung geheuchelt war. Aber Helmar merkte es nicht.
    »Ja, der war’s«, bestätigte er mit stolz geschwellter Brust.
    Kalle hustete. Erik schwieg.
    »Na, und du sagst nichts dazu?« Helmar sah Erik fest in

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