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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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sie an. Seine Augen strahlten. Grüner als das Meer.
    »Wir werden wohl am frühen Nachmittag in Lübeck ankommen«, erklärte er.
    »So gut erinnert Ihr Euch an die Strecke?«
    »Nein, Kalle hat’s gesagt.« Erik wies auf den Schmuggler, der sich etwas weiter längs mit Rudger unterhielt, dem Kapitän des Schiffs. »Das heißt, wenn’s auf der Trave nicht wieder eng wird.«
    Brida nickte. Lübeck lag nicht unmittelbar am Meer wie etwa Heiligenhafen. Manchmal dauerte die Fahrt die Trave hinauf länger als die ganze Strecke von Heiligenhafen bis nach Travemünde.
    Kalle hatte sein Gespräch mit dem Kapitän beendet und trat zu ihnen. Ein breites Grinsen lag auf seinem Gesicht. Jetzt konnte Brida sich nicht mehr zurückhalten.
    »Warum hast du uns eigentlich nie erzählt, dass du Helmars Bruder bist? Vater wäre gewiss weniger beunruhigt gewesen, wenn er es gewusst hätte.«
    Kalles Grinsen verschwand. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. »Na ja, weißte, ich schätz ihn ja, den Helmar, aber das ist nicht gerade ’ne Verwandtschaft, mit der man prahlt.«
    »Der Sohn vom Störtebeker.« Brida schüttelte lachend den Kopf. »Eine dolle Geschichte.«
    »Ach, Unfug, damit brüstet er sich nur gern. Außer seiner Mutter weiß keiner, wer sein Vater war. Er war sieben, als unsere Mutter meinen Vater geheiratet hat. Aber da Muttern von Rügen stammt, hat er oft Geschichten über die Freibeuter von unserer Großmutter gehört. Und mit vierzehn ist er von zu Hause ausgebüxt. Muttern war wild wie nix Gutes. Wir haben dann Jahre nix von ihm gehört, er ist erst wieder aufgetaucht, als die Vitalienbrüder Glambeck übernommen haben.«
    »Immerhin war er erfolgreich. Kapitän bei den Vitalienbrüdern - nicht schlecht.« Erik pfiff anerkennend durch die Zähne.
    »Ja, auf die eine oder andere Weise war unsere Sippe schon immer erfolgreich.« Kalle grinste wieder von einem Ohr zum anderen. »Nur ist Helmar einer, der sich gern von seinen Gefühlen leiten lässt. Wenn man ihn beim Stolz packt, kriegt man alles, was man will. Der handelt, ehe er nachdenkt. Aber das hat auch sein Gutes. Sonst hätten wir wohl die Katharina nicht bekommen. Ihr habt ihn schwer beeindruckt. So schnell hat ihn noch keiner besiegt. Dafür hat er auch genügend Größe, das zuzugeben. Und dafür schätz ich ihn.«
    »Vermutlich hätte es länger gedauert, wenn er nicht schon angetrunken gewesen wäre.«
    »Macht Euern Sieg nicht kleiner, als er ist. Ich wüsst ja zu gern, wo Ihr das gelernt habt.«
    »Und Ihr? Wo habt Ihr’s gelernt, Kalle?«
    »So hier und da. Immer wenn mal jemand was konnte, was ich nicht beherrschte, habe ich ihn dazu gebracht, es mir zu zeigen. Mit den Jahren kommt einiges zusammen.«
    Die Sonne stand schon tief, als die Katharina endlich den Lübecker Hafen erreichte, denn natürlich stauten sich die Schiffe wie üblich in der Trave. Kapitän Rudger fluchte so laut, als ein Lastkahn ihm den Weg unabsichtlich versperrte, dass Brida lachen musste. Die Flüche im Nadelöhr vor Lübeck gehörten einfach dazu. Davor war selbst ihr Vater in seiner ruhigen Art nicht gefeit gewesen. Duhnkopp und Döspaddel waren noch die harmlosesten Worte.
    Rudger verzichtete darauf, im Hafen anzulegen, sondern ließ die Reisenden kurz vorher ausbooten. Brida konnte das gut verstehen. Es lohnte sich nicht, sich um einen der begehrten Anlegeplätze zu bemühen, wenn es keine Ladung zu löschen gab.
    Zwei von Rudgers Männern ruderten sie an den Kai. Noch während sie im Boot saß, spähte Brida zu den Nowgorodfahrern hinüber. Dort hatte die Adela ihren Stammplatz, seit Cunard sich auf den einträglichen Pelzhandel verlegt hatte. Tatsächlich, da lag sie, zwischen zwei Kraiern und einer anderen Kogge.
    »Lasst uns als Erstes Cunard aufsuchen«, schlug sie vor und deutete auf die Adela . »Vielleicht hat er schon etwas über Euer geheimnisvolles Wappen erfahren.«
    Erik nickte. Für einen Moment hatte sie den Eindruck, er blicke wieder nach innen.
    »Erinnert Euch der Hafen an etwas?«, fragte sie.
    »Er kommt mir bekannt vor. Aber noch sehe ich keine Bilder. Es ist nur das undeutliche Gefühl, dass ich schon oft hier gewesen bin.«
    Brida nickte. Sie hätte den Lübecker Hafen mit geschlossenen Augen erkannt. Das Geschrei der Möwen, die hier so aufdringlich waren wie nirgendwo sonst und die Schiffe belauerten, um sich dann um die Abfälle zu balgen. Einmal, Brida war noch ein kleines Kind von knapp vier Jahren gewesen, hatte ihr eine große

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