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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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üppigen Mahl, das aufgetragen wurde, bekam Brida kaum einen Bissen hinunter, seit sie wusste, welche Gefahr ihrer Heimat drohte. Sie probierte höflich von all den Köstlichkeiten, die die Mägde auftrugen, trank auch einen Schluck des teuren Weins, blieb aber sehr maßvoll. Hatte sie wirklich erst wenige Stunden zuvor so beherzt eine Gänsekeule von der Tafel der Vitalienbrüder genommen und nach einem Krug Bier verlangt?
    Jacob von Oldesloe schien der bevorstehende Angriff auf Heiligenhafen am wenigsten zu kümmern. Immer wieder suchte er das Gespräch mit Cunard, um mit ihm über den Pelzhandel zu sprechen. Der Kapitän war geschäftstüchtig genug, darauf einzugehen, und Brida war sich sicher, Zeugin eines vorteilhaften neuen Handelsbündnisses zu werden. Ihr Vater wäre gewiss hochzufrieden gewesen.
    Zufrieden … wäre er das wohl auch mit ihrem Wunsch, nicht Cunard, sondern Simon zu heiraten? Sie blickte zu Simon hinüber und entdeckte, dass er sie ebenfalls unverwandt ansah. Er lächelte ihr zu, sagte aber kein Wort.
    »Ich habe noch nie einen lebenden Zobel gesehen«, mischte Barbara sich plötzlich in das Gespräch zwischen Cunard und Oldesloe ein. »Nur die hübschen Pelzbesätze. Könnt Ihr mir ein solches Tier beschreiben?«
    Elisabeth warf ihrer Schwägerin einen strengen Blick zu, doch Cunard schien sich über die Frage zu freuen.
    »Wenn es Euch gefällt, zeige ich Euch beim nächsten Mal gern einen unverarbeiteten Pelz«, bot er an. »Als ich das erste Mal einen Zobel zu Gesicht bekam, glaubte ich, ein Wiesel habe mit einem Fuchs Hochzeit gehalten. Der Körper schlank wie beim Wiesel, aber das Gesicht listig wie ein Fuchs und die Rute ebenso buschig.«
    »Ein Wiesel, das mit einem Fuchs Hochzeit gehalten hat. Was da wohl die Brauteltern gesagt haben?« Barbara kicherte und erntete einen weiteren strengen Blick von Elisabeth.
    »Da sieht man mal, dass auch vermeintlich unpassende Ehen zu guten Ergebnissen führen«, sagte Jannick und zwinkerte Simon zu. Der fing schallend an zu lachen, so ansteckend, dass alle einstimmten, sogar Elisabeth. Auf einmal war die Schwere verschwunden, die seit Simons Rede über der Tischgesellschaft gelastet hatte, und Brida hatte das Gefühl, dass es vielleicht doch noch Hoffnung gab. Für ihre bedrohte Heimat und für ihre Träume.
    Es war spät geworden, als die Tafel aufgehoben wurde. Jacob von Oldesloe und seine Familie ließen sich von Fackelträgern heimgeleiten, obwohl ihr Haus nur zwei Straßen weiter lag. Barbara begleitete Brida zu ihrer Kammer, einer kleinen Gästestube, in der ein Bett und ein winziger Tisch mit einer Waschschüssel standen, davor zwei fein gedrechselte Stühle, die Brida beinahe zu kostbar erschienen, als dass sie darauf hätte Platz zu nehmen gewagt.
    »Und wundert Euch nicht, wenn es unter Euch etwas lauter wird. Simon ist wieder da.« Barbara zwinkerte ihr keck zu.
    »Was meint Ihr damit?«
    »Ach, er macht manchmal die Nacht zum Tag, und seine Kammer liegt unter Eurer. Ich hatte darunter auch schon zu leiden, meine Stube befindet sich ja gleich nebenan. Ich wünsche Euch eine gesegnete Nachtruhe, Brida.«
    Barbara wandte sich zur Tür und ging.
    Seine Kammer lag unter ihrer … Brida atmete tief durch. Den ganzen Tag lang hatte sie sich gewünscht, mit ihm allein sprechen zu können. Immer war etwas dazwischengekommen. Sollte sie es wirklich wagen, noch zu dieser Stunde zu ihm zu gehen? Was würde er wohl von ihr denken?
    Vermutlich nichts, sie hatte ihn schließlich schon unbekleidet im Bett gesehen. Leise öffnete sie die Tür und stieg die Treppe hinunter. Ihr Herz schlug schneller, als sie vor seiner Tür anlangte. Sollte sie wirklich klopfen? Ja, was denn sonst? Beherzt pochte sie gegen das Holz und zuckte zusammen, so laut kam ihr das Geräusch in dem mittlerweile stillen Haus vor.
    »Herein«, hörte sie seine Stimme.
    Sie öffnete die Tür.
    Simon saß an einem kleinen Schreibpult und arbeitete an einem Brief. Ob dies wohl der Bericht für den Rat der Hanse war?
    Bei ihrem Eintreten legte er die Feder beiseite und erhob sich.
    »Jungfer Brida! Ich hoffe, meine Schwägerin weiß nicht, dass Ihr um diese Stunde noch zu mir kommt.«
    War das Überraschung oder gar Missfallen in seinem Blick? Verunsichert schloss Brida die Tür hinter sich.
    »Glaubt Ihr, dann wäre ich bis hierher vorgedrungen? Barbara hat mir verraten, wo Eure Kammer liegt.«
    Er lächelte sie an. »Was kann ich für Euch tun?«
    Brida atmete auf. »Wie das

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