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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Barbara lachte vergnügt. Die Zuneigung, die sie ihrem Bruder schenkte, erfüllte den Raum, und auch Brida wurde es warm ums Herz. »Er war mit einem Freund gemeinsam sogar eine Weile in Italien, um seine Kampfkunst weiter zu vervollkommnen. Als er nach Lübeck zurückkehrte, war er ein Mann, vor dem sich seine Feinde hüten mussten. Er hat Jannick und Vater bei den Handelsabschlüssen unterstützt, aber auch viel Zeit in Hamburg verbracht. Dort lebt nicht nur unsere Schwester Agnes, sondern auch sein Patenonkel Simon von Utrecht.«
    »Simon von Utrecht ist sein Pate?«, rief Brida erstaunt. Der Name war ihr wohlbekannt. Der große Seeheld, der Goedeke Michel und Klaus Störtebeker auf den Richtblock gebracht hatte. Wenn Helmar das gewusst hätte …
    »Ja«, bestätigte Barbara. »Und Simon von Utrecht hat ihn im Haus des Hamburger Bürgermeisters Hein Hoyer eingeführt. Deshalb war es Simon auch ein besonderes Anliegen, Hoyer zu befreien. Während seiner Zeit in Hamburg haben Simon und Hein Hoyer Zuneigung zueinander gefasst, und Simon hat von ihm viel über die Kunst der Diplomatie gelernt. Unser Vater hofft, dass Simon, wenn er seine wilden Jahre überwunden hat, wie er es nennt, in die Fußstapfen der großen Diplomaten tritt.«
    »Ich glaube, er hat viel Talent dafür«, entgegnete Brida und erinnerte sich, wie gewählt er sich von Anfang an ausgedrückt hatte.
    War es wirklich erst am Tag zuvor gewesen, dass sie mit Kalle nach Fehmarn gerudert waren, um ihren Vater zu retten und sich zu verstecken? Es kam ihr so vor, als wäre es Jahre her.
    Elisabeth kehrte zurück. Sie strahlte über das ganze Gesicht. Sogar der strenge Zug um den Mund war verschwunden.
    »Barbara!«, rief sie. »Vater hat auch die Oldesloes eingeladen. Es wird also ein etwas größerer Kreis. Bitte, sieh nach, ob du ein passendes Kleid für Brida findest, das du ihr für diesen Abend leihen kannst.«
    »Gern.« Barbara erhob sich und forderte Brida auf, ihr zu folgen. Brida sah Elisabeth beinahe ungläubig an. War das wirklich dieselbe Frau? So freundlich und fürsorglich? Gar nicht mehr streng? Vermutlich hatte sie ihr unrecht getan. Elisabeth gehörte gewiss zu jenen steifen Patrizierinnen, von denen ihr Vater ihr früher erzählt hatte. Frauen, die nach außen hin einen Panzer trugen, um ihren Haushalt zusammenzuhalten, aber in ihrer Brust schlug ein lebendiges Herz.
    »Ich glaube, Grün ist Eure Farbe.« Barbara hatte verschiedene Kleider aus ihrer Truhe geholt und auf dem Bett ausgebreitet.
    »Das müsste Euch passen.« Sie zeigte auf ein Gewand aus hellgrünem Stoff, das mit dunkelgrünem Samt gesäumt war und zarte Goldstickereien aufwies.
    »Das hat gewiss ein Vermögen gekostet. Es ist viel zu kostbar, als dass Ihr es einer Fremden leihen solltet.«
    »Ihr seid keine Fremde. Ihr habt meinem Bruder das Leben gerettet. Außerdem steht mir die Farbe überhaupt nicht.«
    Wie gut Barbara doch lügen konnte! Das Grün passte ganz hervorragend zu Barbaras Augen und hellen Haaren, die denen von Simon so ähnlich waren.
    Brida probierte das Kleid an. Es saß fast so gut, als wäre es für sie geschneidert worden. Barbara suchte ihr auch noch ein Schappel aus, ebenso hellgrün wie das Kleid, das mit bunten Seidenblumen verziert war.
    »Ihr seid wunderschön«, sagte sie. »Euer Verlobter wird sich freuen, Euch so zu sehen.«
    Bei dem Gedanken an Cunard verspürte Brida einen leichten Stich. »Wir sind nicht verlobt«, widersprach sie. »Ich habe seinen Antrag noch nicht angenommen.«
    »Aber hat Euer Vater nicht bereits zugestimmt?«
    »Er wäre einverstanden, wenn ich Ja sage.«
    »So überlässt er Euch die Entscheidung ganz allein?« Barbara war überrascht. »Das täte unser Vater niemals. Eine Ehe ist eine viel zu ernste Angelegenheit. Und da die Oldesloes kommen, gehe ich davon aus, dass Vater endlich das Bündnis mit ihnen festigen will.«
    »Das Bündnis?« Der leichte Stich, den Brida bei der Erwähnung von Cunard verspürt hatte, verwandelte sich in einen Schwerthieb.
    »Na ja, Jacob von Oldesloe ist ein alter Freund unseres Vaters und möchte seine Kathrin gern mit Simon verbinden.«
    Bridas Herzschlag setzte aus. Nur einen Wimpernschlag lang. Aber es reichte, um sie in die Wirklichkeit zurückzuholen. Wie hatte sie nur träumen können, eine reiche und angesehene Familie wie die von Wickedes könnten sich die Tochter eines einfachen Kapitäns als Schwiegertochter vorstellen? Ganz gleich, was Simon für sie empfinden mochte, er

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