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Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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an Mrs. Graham zum Vorwurf machen.
    RAY CRANE EIN DOPPELMÖRDER!
    Ach, jetzt war alles egal. Es kam nur darauf an, rasch zu handeln, bevor Hank etwa auch noch seinen Bruder heranschaffte. Ray überzeugte sich zunächst, ob Hank tatsächlich in Richtung Dorf davonradelte. Dann öffnete er die hintere Tür des Wagens. Er schlug die schmutzige Decke zurück und sah wieder die gedrungene, starre Hand der Toten. Howard hatte zwei riesige Feldsteine mit Hilfe eines Strickes um die Füße der Toten geschlungen. Ray löste mit einiger Mühe die Knoten und warf die Steine aus dem Wagen.
    Ein leichtes Übelkeitsgefühl stieg in ihm auf, als er die unheimliche Last an den Füßen so weit ins Freie zog, daß er sie unterfassen konnte. Bevor er den Leichnam aufhob, lauschte er noch einmal zur Straße hin. Alles blieb ruhig. Er hatte geglaubt, ein so junges, schlankes Wesen wie Ann Graham müsse federleicht sein. Das Gewicht, das seine Arme schon nach wenigen Metern zu lähmen drohte, überraschte ihn. Keuchend betrat er das Wohnhaus. Mühselig stieg er die steile Holztreppe zur ersten Etage empor. Es war wirklich nicht einfach, sie auf den Armen vor sich her zu tragen.
    Oben angekommen, wollte er die Tote nicht erst absetzen und stampfte in das erstbeste Zimmer, dessen Tür offen stand. Unterhalb des zerbrochenen Fensters ließ er sie behutsam zu Boden gleiten. Eine Gewichtsverschiebung innerhalb der Plane bewirkte, daß plötzlich eine Naht riß. Ray schluckte. In sprachloser Verwunderung starrte er auf das graue, strähnige Haar, das sich durch den Riß der Plane drängte.
    Sekundenlang war er allein mit seinem schweren, keuchenden Atem. Das war nicht Ann Graham. Dieses graue Haar gehörte einem anderen Menschen. Es war das Haar einer älteren Frau. Jetzt erklärte sich auch, warum die Hand so ganz und gar nicht zu seiner Erinnerung an Mrs. Graham gepaßt hatte.
    Aber wo befand sich die tote Mrs. Graham . . . und wer hatte den Tod dieser Unbekannten verschuldet? Ray schluckte. Er verspürte plötzlich Durst. Ich muß weg von hier, dachte er, und zwar rasch ...
    Jetzt nützt mir auch die Pistole nicht mehr viel, denn sie ist nur von Wert im Zusammenhang mit der Leiche der ermordeten Mrs. Graham. Ray stand auf und blickte aus dem Fenster. Er hörte die Vögel zwitschern. Weit in der Ferne pfiff eine Lokomotive. Es war ein klagendes und mahnendes Geräusch. Ray zögerte.
    Er blickte wieder auf das Haar. Ich muß wissen, wer die Tote ist, dachte er. Ich muß es wissen . . .
    Er bückte sich, überwand seinen Widerwillen und riß mit einem Ruck die Plane auf.
    Sein Atem stockte . . .
    Vor sich sah er das Gesicht der Frau, die sich in der Ruine erhängt hatte. Wie kam sie in diese Plane? In welcher Beziehung stand sie zu Graham? Plötzlich durchzuckte Ray ein Gedanke. Der Gedanke hatte mit Graham nichts zu tun. Er konzentrierte sich ganz auf den Butler. Howard!
    Ja, Howard ... er war es gewesen, der damals . . . damals? . . . zum Teufel, es lag ja nur eine Nacht zurück ... in der Ruine auf getaucht war, lang, hager und dürr, mit einer Taschenlampe in der Hand . . .
    Howard also!
    Der Butler hatte diese Frau nicht ermordet, wahrscheinlich nicht . . . aber er hatte sie noch in jener Nacht aus der Ruine geholt und in das Grahamsche Haus gebracht.
    Warum . . .?
    Ray sah die Würgemale des Strickes am Hals der Toten. Ja, es war offenkundig, daß sie Selbstmord begangen hatte. Warum also hatte Howard die Tote zur Seite gebracht? Wieso legte der Butler so großen Wert darauf, daß der Selbstmord dieser Frau nicht bekannt wurde? Und wo war die Leiche der Mrs. Graham? Ann Graham!
    War sie überhaupt tot? Rays Kopf schmerzte. Er erinnerte sich an die drei verhängnisvollen Schüsse, die Graham abgegeben hatte, er durchlebte noch einmal das Zusammenzucken ihres Körpers. Nein, sie mußte tot sein. Ray riß sich zusammen. Er bedeckte das Gesicht der Toten mit der Plane, ging aus dem Zimmer und die Treppe hinab. Als er im Freien stand, sah er den Mann am Wagen lehnen.
    Der Mann war höchstens fünfundvierzig Jahre alt. Er rauchte eine Pfeife und betrachtete Ray interessiert. Dann lächelte er verschmitzt und schien sich an Rays Verblüffung zu weiden. Der Mann trug eine braune, abgeschabte Cordhose und ein buntkariertes Hemd. Er sah aus wie ein Landarbeiter. Das wettergegerbte Gesicht wurde von kleinen, sehr hellen Augen beherrscht.
    „Guten Tag", sagte Ray und merkte, daß er Mühe hatte, den Gruß hervorzubringen.
    „Tag", sagte der

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