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Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Mann.
    „Wer sind Sie?"
    „Mir gehört der Laden hier", sagte der Mann.
    „Ah, Sie sind Mr. Hank?"
    „Ja . . . ich traf gerade meinen Bruder auf der Landstraße. Ich befand mich auf der Fahrt nach hier, weil ich das Schild erneuern wollte. Mein Bruder sagte mir, daß Sie sich für den Kauf des Hofes interessieren."
    Ray entdeckte erst jetzt, daß ein Fahrrad neben der Haustür lehnte. „Ich glaube nicht, daß der Hof für meine Zwecke in Frage kommt, Mr. Hank. Ich müßte doch zuviel investieren."
    „Sie sollten sich erst einmal den Preis anhören."
    „Nein, vielen Dank . . . es ist wirklich nichts für mich."
    „Wenn Sie es wünschen, zeige ich Ihnen das Gehöft. Haben Sie schon alle Räume des Wohnhauses gesehen?"
    Ray spürte, daß eine seltsame Erregung von ihm Besitz ergriff. Die Art, wie Hank ihn betrachtete, gefiel ihm nicht.
    „Danke, das ist nicht nötig. Ich muß jetzt weiter."
    Der Bauer nahm die Pfeife aus dem Mund und lachte leise.
    „Sie haben recht. Warum sollte ich verkaufen? Ich behalte den Hof."
    „Sehr vernünftig."
    „Ein hübsches Geschenk haben Sie mir mitgebracht", meinte Hank plötzlich und wies mit dem Pfeifenstiel auf die schweren Steine und den Strick, die am Boden lagen.
    Ray merkte, daß ihm kalter Schweiß auf die Stirn trat. Ihm fiel keine passende Erwiderung ein.
    „Warum haben Sie sich plötzlich entschlossen, nicht zu verkaufen?" fragte er ablenkend.
    Der Bauer zuckte mit der Schulter.
    „Warum sollte ich verkaufen?" fragte er grinsend. „Ich bin auf dem besten Wege, fünfhundert Pfund zu verdienen."
    Rays Herz klopfte hart gegen die Rippen. Dieser Kerl hatte ihn erkannt. Vielleicht war sein radelnder Bruder schon unterwegs, um die Dorfgendarmerie zu alarmieren?
    Ray ging auf den Wagenschlag zu, aber der Bauer lehnte davor und traf keine Anstalten, Platz zu machen.
    „Lassen Sie mich einsteigen!"
    „Haben Sie es denn so eilig?" fragte der Bauer ruhig. Seine hellen Augen funkelten. „Warten Sie noch einen Augenblick . . . betrachten Sie sich als mein Gast."
    „Nichts für ungut, aber das ist ein wenig gastlicher Ort. Würden Sie bitte zur Seite treten?"
    Der Bauer rührte sich nicht. Er nuckelte lächelnd an seiner Pfeife, ohne Ray auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    „Wer hätte geglaubt, daß ich, der alte Hank, noch einmal berühmt, und reich werden würde", sagte er halblaut. „Zu denken, daß ich einen gefürchteten Mörder gefaßt habe!"
    Ray atmete tief. „Ich bin kein Mörder."
    „Die Polizei ist anderer Meinung."
    „Sie wird sich eines Tages zu meiner Ansicht bequemen müssen."
    „Kann schon sein. Das interessiert mich auch wenig. Es ist mir wirklich egal, ob und was Sie auf dem Kerbholz haben. Mich interessieren jedoch die fünfhundert Pfund, die Belohnung."
    „Sie sind gut orientiert."
    „Ein Bauer ohne Hof hat nicht viel zu tun. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als den lieben langen Tag Zeitungen zu lesen."
    „Sie glauben jetzt sicher, daß sich das bezahlt macht, wie?"
    „Stimmt genau."
    Ray holte tief Luft. „Es tut mir leid, Mr. Hank, daß ich den Ton ein wenig ändern muß. Wenn Sie nicht sofort Platz machen, zwingen Sie mich zu einer Gewaltlösung."
    „Ich fürchte Sie nicht, Crane. Ich habe mich noch niemals vor einem Menschen gefürchtet. Das einzige, was mir Angst einflößt, ist die Armut. Ich werde sie mit Ihrer Hilfe überwinden."
    Ray fragte sich, woher der Mann seine kalte Überlegenheit nahm. Was machte ihn so sicher? War er bewaffnet? Ray ließ unwillkürlich die Blicke über die Taschen des Bauern gleiten. Nirgendwo zeigte sich eine verdächtige Ausbuchtung.
    „Ich habe keine Waffe bei mir", meinte Hank, der Rays forschenden Blick bemerkte. „Das ist auch gar nicht notwendig. Sie sitzen nämlich in der Falle, mein Lieber. Die Landstraße dort drüben ist die Verbindung zwischen zwei Hauptverkehrsstraßen. Man braucht die Einmündung nur abzusperren, und Sie kommen nicht mehr heraus . . . auch dann nicht, wenn Sie querfeldein zu laufen versuchen. Südwärts ist das Gelände durch einen See begrenzt, und im Norden bildet ein Fluß die Grenze. Die Landgendarmerie kennt hier jeden Fußbreit Boden. Sie haben wirklich keine Chance."
    Ray spürte, wie sich der Schweiß auf seiner Stirn verstärkte. Wenn die Worte des Bauern stimmten, war alles aus.
    „Mein Bruder ist schon auf dem Weg zur Polizei", sagte der Bauer rasch.
    Er äußerte es vielleicht um eine Nuance zu hastig oder zu eifrig . . . jedenfalls glaubte Ray

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