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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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unvorhersehbar, so intensiv. Für ihre kostbaren Stunden gab es keine Regeln, keine Vernunft; die Welt gehörte ihnen. Ella erschauerte, als sie an seine Rückkehr zum Stützpunkt dachte. Sie kannten die Risiken genau, doch jetzt sollte nichts die herrliche Zeit ihrer Hochzeitsreise verderben.
    Sie fuhren nach Oxford und besichtigten die Universität mit ihrer schönen Architektur, spazierten am Cherwell entlang, aßen in einem alten Restaurant zu Abend und gingen ins Kino.
    Es wurde ein Propaganda-Kriegsfilm gezeigt, »The Lion Has Wings«, mit Ralph Richardson und Merle Oberon, und war daher nicht besonders schön anzuschauen mit seinen Bombenangriffen, die an die Realität in Anthonys Leben erinnerten. Schon bald verspürte Ella das dringende Bedürfnis, an die frische Luft zu gehen. Sie wünschte, sie hätten sich einen anderen Film ausgesucht, aber Anthony hatte Spaß daran, Fehler und Ungereimtheiten in der Handlung zu entdecken, und merkte nicht, dass sie mehr und mehr Angst bekam. Sei tapfer, ermutigte sie sich also selbst. Hör auf, Zeit und Sorgen an etwas zu verschwenden, das du nicht ändern kannst.
    Sie machten einen langen Spaziergang zu den Rollright Stones, ein Ort, der ihnen magisch vorkam und an dem sie sich etwas wünschten. Die alten, wettergegerbten Steine, die den Elementen trotzten, gaben ihnen Hoffnung. Dieser Krieg war nötig, ein Kampf gegen die Tyrannei, und auch sie musste ihren Teil beisteuern und dort helfen, wo sie am meisten gebraucht wurde. Vielleicht sollte Ella sich sofort melden?
    Am Sonntagnachmittag besuchten sie ein hübsches strohgedecktes Haus im Dorf, um sich bei Simons Mutter für die nette Begrüßung zu bedanken. Ein junges Mädchen öffnete ihnen die Tür. »Mutter ist im Garten«, sagte sie, »aber gehen Sie bitte durch.« Mrs Russell-Cooke, eine gesetzte Frau, arbeitete gerade im Gemüsebeet. Sie sah auf, als die beiden kamen. »Ah, haben die zwei Turteltäubchen endlich ihr Nest verlassen!«
    Ella errötete. »Wir wollten Ihnen nur danken, dass Sie das Haus so schön hergerichtet haben.«
    »Simon hat uns alles über Sie beide erzählt, und Anthony war zu Schulzeiten so etwas wie sein Held. Es freut mich, dass das Haus Ihnen von Nutzen war.« Sie zwinkerte. »Kommen Sie herein und trinken Sie einen Sherry mit mir.«
    Sie führte die beiden ins Wohnzimmer, in dem hübsche Bilder an den Wänden hingen. Ella sah sich interessiert um. »Was für ein schönes Zimmer«, sagte sie und stutzte, als sie ein bekanntes Gesicht in einem Silberrahmen auf dem Fenstersims entdeckte. »Dieses Gesicht kenne ich!«, rief sie aus. »Das ist Captain Smith!«
    Mrs Russell-Cooke nickte überrascht. »Gut erkannt, junge Dame. Er war mein Vater.«
    »Sie sind Helen Smith? Sie waren es, die damals die Statue in Lichfield enthüllt hat?«
    »Ja, aber normalerweise benutze ich meinen zweiten Vornamen Mel. Wie seltsam! Sie sehen viel zu jung aus, als dass Sie ihn gekannt haben könnten.«
    »Meine Mutter hat ihn sehr verehrt. Ich kenne nur seine Statue, die von Kathleen Scott. Ich war damals noch ein Baby, aber ich war bei der Enthüllung anwesend.«
    Mrs Russell-Cooke hob den Bilderrahmen hoch und seufzte. »Ach, das war damals alles ganz schrecklich. Ich war noch zu jung, um den Aufruhr zu begreifen, aber meine Mutter hat es sehr mitgenommen, wie Sie sich vorstellen können. Sie ist nie darüber hinweggekommen, dass sein Name so in den Schmutz gezogen wurde.«
    Ella musste sich setzen. »Ich kann es gar nicht fassen. Wussten Sie, dass Ihr Vater mir das Leben gerettet hat? Er hat mich in ein Rettungsboot gehoben. Ich war noch ein Baby. Das ist alles so seltsam. Meine Mutter war der festen Überzeugung, dass er mich gerettet hat.«
    »Guter Gott! Ich hatte einmal so ein Gerücht gehört, aber es haben sich nie irgendwelche Augenzeugen gemeldet. Vielleicht könnte Ihre Mutter …?« Mel Russell-Cooke sah sie hoffnungsvoll an.
    Ella schüttelte den Kopf. »Traurigerweise ist sie vor langer Zeit gestorben, aber es hat sie sehr erbost, wie man den Captain behandelt hatte. Sie war ganz aufgebracht, als sie sah, dass seine Statue nicht mehr gepflegt wurde.«
    »Ich auch …« Mrs Russell-Cooke hielt inne. »Mir wäre es lieber gewesen, er hätte in Blundell Sands bei Liverpool gestanden und aufs Meer hinausgeblickt und nicht mitten auf dem Festland. Aber ich bin froh, dass ihn dort jemand in Ehren hielt.«
    »Dass ich die Tochter des Kapitäns einmal treffe … Ich kann es wirklich nicht

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