Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
Vom Netzwerk:
solche Sachen sagen?
    »Weine nicht, Liebste«, sagte er zärtlich. »Du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist, alles, was ich immer gewollt habe. Du bringst einen Raum zum Leuchten, wenn du lächelst, deine Hände erschaffen wunderschöne Dinge, und du kümmerst dich um andere Menschen. Wie kann ich dich nicht lieben? Wenn ich denke, wie leicht ich dich hätte verpassen können, wenn ich damals nicht in dem Feld gelandet wäre! Ich fühle mich so glücklich, ja, gesegnet. Viele Männer hatten nie das Glück, von einer Frau geliebt zu werden. Wir werden es schon schaffen, das werden wir, also mach dir keine Sorgen.«
    »Du bist genug Einsätze geflogen. Bald wirst du nur noch zur Ausbildung eingesetzt, oder?«
    »Das hoffe ich, aber das wird sicher nur vorübergehend sein. Ich kann nicht an einem Schreibtisch sitzen, wenn ich weiß, was ich weiß.«
    »Versprich mir, dass du zurückkommst«, flehte sie und schlang ihre Arme um ihn.
    »Wenn nicht, dann will ich, dass du dein Leben und deine Kunst weiterlebst … einen neuen Mann findest. Werd nicht zur Nonne. Meine Eltern werden sich um Clares Ausbildung kümmern. Um Geld musst du dir niemals Sorgen machen«, beharrte er.
    »Hör auf damit. Bleib einfach für uns am Leben.« Sie hasste es, wenn er so sprach. Es brachte Unglück, über den Tod zu reden. Sie hatte das Gefühl, als wäre jemand über ihr eigenes Grab gegangen.
    »Du musst dich den Tatsachen stellen, Ella. Die Aussichten für uns sind schlecht. Manchmal habe ich so ein Gefühl …« Ella drückte sich fest an ihn und erstickte seine Worte mit einem Kuss.
    »Komm mit, lass uns spazieren gehen. Du bist nur angespannt, weil du wieder wegfahren musst. Frische Luft wird uns allen guttun. Wir können mit der Kleinen den Treidelpfad hinuntergehen und die Enten füttern.«
    Während sie langsam den Weg entlangspazierten, hörten sie über sich Flugzeuge in Richtung des Flugstützpunkts in Lichfield, die von ihren Routineübungen zurückkehrten. Sie flogen in Formation, drehten Kreise und wechselten die Positionen, um ihre Zusammenarbeit als Kampftruppe zu erproben. Ständig hörte Ella das Dröhnen der Motoren, es verfolgte sie sogar im Schlaf.
    So vieles war so schnell geschehen. Clare war auf der Hochzeitsreise gezeugt worden. Die Liebe im Krieg war tatsächlich Liebe im Eiltempo, aber sie bereute keinen einzigen Tag. Anthony musste um Clares willen überleben. Sie musste mit ihrem Vater aufwachsen. Clare sollte das haben, was Ella nie gekannt hatte, eine richtige Familie mit zwei Elternteilen, die sie liebten und für sie sorgten. Etwas anderes wäre nicht genug.

109
    August 1942
    Das Sommerpicknick für die evakuierten Kinder war anstrengend. Der Freiwillige Verband der Frauen hatte einen Ausflug mit Sport, Spielen und viel frischer Luft zum Hopwas Wood organisiert, für den viele Mütter, Großeltern und kräftige Freiwillige aus der Stadt aushalfen. Celeste hatte geholfen, die Picknicktische vorzubereiten, und dann stürmten Horden von Stadtkindern herbei, machten sich über die belegten Brote und Kuchen her und spülten alles mit Flaschen von Limonade hinunter, die zuvor in Kisten den Berg hinaufgekarrt worden waren.
    Ella und die kleine Clare saßen bei einigen jungen Müttern mit ihren Kindern, und die meisten von ihnen fanden Lichfield viel zu ruhig, verschlafen und abgelegen.
    Bei allem Trubel musste Celeste dennoch immer wieder an Roddys letzten Brief denken. Er hatte geschrieben, dass seine Ausbildungszeit vorüber und er in die Armee aufgenommen worden sei und dass er sich nun auf seinen Einsatz im Fernen Osten freue. Sie hatte keine Ahnung, wo auf der Welt er sich im Moment befand.
    Es waren bereits einige amerikanische Truppen in die Kaserne Whittington verlegt worden, und mit den Soldaten am Luftstützpunkt Fradley war Lichfield zur geschäftigen Garnisonsstadt geworden. Celeste wünschte, Roddy wäre hier.
    Abends bevölkerten sie die Lokale der Stadt und tummelten sich auf den Straßen, laut lärmende junge Männer, die von einigen Angehörigen der »Unterstützenden Luftwaffe der Frauen« in Uniform begleitet wurden und sich meist betranken, um möglichst viel aus ihren kurzen Urlaubszeiten zu machen. Die ganze Stadt hallte vom Krieg wider, ganze Konvois zogen durch die Hauptstraßen. Die Fahrzeuge, die nachts am Red House vorbeifuhren, waren so laut, dass die Fenster klapperten, und über ihnen hörte man ständig das Dröhnen der Flugzeuge zu nächtlichen

Weitere Kostenlose Bücher