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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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wieder los. Irgendwohin, ich weiß es nicht, ist alles geheim.«
    »So bald schon?« Während sie auf die Tür zu steuerte, wurde Ella ganz traurig. »Sollen wir reingehen? Um der alten Zeiten willen?«
    »Warum nicht? Wer weiß, wann ich wieder herkomme? Da kann ich wenigstens einen letzten Blick auf mein altes Zuhause werfen: Weißt du noch, dass Grandpa Forester immer Süßigkeiten in seiner Soutane hatte? Wenn wir im Gottesdienst herumgezappelt haben, hat er uns ein Bonbon zum Lutschen gegeben.«
    »Ich mochte seine Lakritzbonbons, diese kleinen Dinger, die man hinten im Hals spürte und mit denen man besser singen konnte. Er war ein netter Mensch und so überaus freundlich zu meiner Mutter.«
    »Mom hat mir das von May geschrieben. Ich hätte dir auch schreiben sollen, aber ich wusste nicht, was.«
    »Ich bin froh, dass sie es dir erzählt hat. Sie fehlt mir sehr, vor allem hier«, fügte Ella hinzu, während sie den Gang entlangschritt.
    »Mir fehlt es auch, meine Mutter bei mir zu haben«, erwiderte er und folgte ihr.
    »Ich bin so froh, dass ich Clare und Anthony habe und auch die Foresters«, fuhr sie fort. »Deine Mutter war so lieb zu mir.« Sie blieb stehen und sah ihn an, sah ihm direkt in die Augen. »Warum bist du weggegangen?«, stellte sie die Frage, die seit Jahren unausgesprochen geblieben war.
    »Ich wollte euch nicht verlassen. Ich hatte nicht vorgehabt, mit meinem Vater wegzugehen, aber es kam alles anders, und ich war zu jung, um zu erkennen, was er tat, bevor es zu spät war.«
    »Aber hättest du nicht mit Celeste zurückkommen können? Wir haben dich vermisst.«
    »Ich weiß. Ich war jung und habe nicht nachgedacht, und später war es nicht mehr so einfach. Da war Grandma. Sie hatte es schwer mit Pa und seiner Trinkerei. Ich bin einfach geblieben, bis es dann zu spät war, um zurückzukommen, und jetzt habe ich mein Unternehmen.«
    »Davon habe ich gehört, und du bist wohl sehr erfolgreich. Ich hätte dich mir nie als Lastwagenfahrer vorgestellt!«
    »Sei nicht so ein Snob, so typisch englisch!«, schalt er lachend. »Ich bin jetzt Offizier.« Er tippte auf seine Manschette. »Also benimm dich.«
    Das letzte Stück in der Kathedrale gingen sie schweigend nebeneinander, wie Touristen, und ihre Schritte hallten von den Steinplatten wider. Alles von Wert war eingepackt und weggeschafft worden, das Kirchenschiff wirkte kalt und leer. Ella war froh, als sie wieder draußen in der Sonne standen.
    »Zeit zurückzugehen. Ich fürchte, Mrs Allens Gemüseauflauf wartet schon auf uns. Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
    »Hast du nicht etwas vergessen?«, wollte Roddy wissen.
    Sie sah ihn verständnislos an. »Was?«
    Er deutete zum Eingang der Museum Gardens. »Wir müssen unsere Tour schon vollständig gehen, und wenn ich mich nicht irre, gehört der alte Seebär da hinten dazu.«
    »Captain Smith! Ich dachte, du hättest ihn längst vergessen!«
    »Niemals. Wir müssen die ganze Runde gehen. Ohne ihn wäre keiner von uns beiden hier«, beharrte er.
    Es war, als würden sie genau dort weitermachen, wo sie vor all den Jahren aufgehört hatten. Ihr großer Bruder war wieder da. »Ich muss dir unbedingt erzählen, wie ich die Tochter des Kapitäns kennengelernt habe. Du wirst es nicht glauben.«
    Roddy schob Clares Karre, während Ella ihm die Geschichte erzählte. Ihr fiel nicht auf, dass er sie mit neu erwachtem Interesse ansah. Sie sah umwerfend aus, dachte er. Vielleicht, wenn er in England bliebe, wer weiß …? Aber nein, sie war verheiratet und daher tabu. Er seufzte. Selbst schuld, dass er seine Rückkehr so lange aufgeschoben hatte!

110
    Italien, 1944
    »Flach auf den Boden, Padre!«, schrie eine Stimme aus einem Schützenloch, als in der Nähe eine Mine explodierte. Frank warf sich hin und hob automatisch die Arme über den Kopf, während er betete, das Gesicht in den Schlamm gedrückt. Er wusste, dass im Kampf keine Rücksicht auf ein Kollar genommen wurde. Er war blutverkrustet und müde bis in die Knochen. Die Landung bei Anzio war besser verlaufen, als sie gedacht hatten, aber nach einem deutschen Gegenangriff steckten sie jetzt zwischen zwei starken Verteidigungslinien fest.
    Die Kämpfe zur Befreiung Nordafrikas schienen lange her, und so viele seiner Kameraden waren dabei draufgegangen, durch Explosionen, Beschuss, Hunger und Erschöpfung. Und nun würde der geplante Durchmarsch von Neapel nach Rom nicht funktionieren. Und sie würden wiederum große Verluste

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