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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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betrachtete ihr Kind aufmerksam.
    »Seien Sie nur dankbar, dass sie gesund und munter ist. Sie können sie ja immer noch Antonia nennen«, entgegnete die Hebamme, während sie sich am Bett zu schaffen machte.
    Ella seufzte tief beim Anblick des zerknitterten Winzlings mit schwarzem Haarbüschel und dunkelblauen Augen, die zu ihr aufblickten, noch ohne sie richtig zu sehen. Sie spürte eine Welle tiefer Liebe in sich aufsteigen, als sie ihre neugeborene Tochter im Arm hielt.
    Celeste durfte sie als Nächstes bewundern, und Mrs Allen brachte ein gestricktes Babyjäckchen aus aufgetrennter Schafswolle, die mit Tee gefärbt worden war.
    »Ich weiß, das ist eine komische Farbe, aber so ist das eben mit der Rationierung. Zumindest ist es warm. Sie müssen ja so stolz sein, Mrs Harcourt! Ihre Mutter hätte die Kleine bestimmt gern gesehen.«
    Ella betrachtete den Säugling an ihrer Brust und war ganz überwältigt von dem Durcheinander an Gefühlen, die auf sie einstürmten. Hatte ihre eigene Mutter, wer auch immer sie war, sich auch so gefühlt? So voller Liebe und Dankbarkeit, Stolz und Angst?
    Später kam auch Selwyn zu ihr. »Gut gemacht, mein Mädchen.« Er schien erfreut, dass das Baby endlich da war, sah es aber nur flüchtig an, weil er in Gedanken wohl noch bei den letzten Radionachrichten war. »Gerade habe ich noch mehr gehört«, raunte er Celeste zu, die am Schlafzimmerkamin Windeln anwärmte. »Die amerikanische Flotte in Pearl Harbour wurde von den Japanern angegriffen. Sie sind jetzt ebenfalls in den Krieg eingetreten.«
    Ella war zu müde und schläfrig, um sich weitere Gedanken zu machen. Seufzend schloss sie die Augen. »Deinen Geburtstag wird wohl niemand mehr vergessen, meine Kleine, aber ich werde dich bestimmt nicht Pearl nennen, das wäre einfach zu traurig. Wir müssen deinem Vater telegraphieren, dass er einen Namen für dich aussucht.«
    Und so wurde Clare Antonia Mary an Heiligabend in der Kathedrale getauft und trug dazu das Spitzenhemdchen und die kleine Mütze aus Mays Koffer – dieselben Sachen, mit denen Ella damals auf der
Titanic
bekleidet gewesen war. Anthony bekam Kurzurlaub von seinem Stützpunkt in Lincolnshire. Celeste und Hazel wurden Taufpatinnen und Selwyn Pate. Es war ein beißend kalter Wintertag, doch nichts konnte ihre gute Laune dämpfen, nicht einmal der Brief von Roddy, in dem er schrieb, dass er sich gemeldet hatte und auf irgendeinem Militärstützpunkt weitab im Nirgendwo stationiert war.
    Sie hatten ihn per Telegramm über Clares Geburt benachrichtigt, und er hatte ein hübsches Kleid geschickt, in einem Paket mit der Aufschrift »Konserven«, das es irgendwie über den Atlantik und an den U-Booten vorbei geschafft hatte. Das Kleid war viel zu groß, aber in einer Zeit von Rationierungen und Coupons etwas ganz Besonderes.
    Ella weinte, als Anthonys Urlaub vorüber war und er auf seinen Posten im Bomberkommando zurückmusste. Es war eine gefährliche Arbeit, und er sah übermüdet aus. Jede Nacht war er schweißbedeckt aufgewacht und hatte im Schlaf Befehle gebrüllt. Sie hatten sich aneinandergeklammert, um sich gegenseitig zu trösten, und eines Morgens hatte sie ihn am Kinderbett stehen sehen, wo er auf seine Tochter herabblickte, als wäre sie zu zerbrechlich, um sie auf den Arm zu nehmen.
    »Wenn mir irgendetwas passieren sollte, weiß ich wenigstens, dass ein Teil von mir in ihr weiterlebt, auch wenn sie genauso aussieht wie du.« Er schwieg, als er ihren angsterfüllten Blick sah.
    »Sag so etwas nicht«, entgegnete Ella erschrocken.
    »Nein, hör zu, es muss gesagt werden. Du weißt, was ich tue, du kennst das Risiko. Mit jedem Einsatz stehen die Chancen schlechter. Jede Seite muss ihren Preis bezahlen, und vielleicht werde ich zu denen gehören, die ihn zahlen.«
    »Nein, bitte …« Sie versuchte, ihn von seinen düstern Gedanken abzubringen. »Lass uns spazieren gehen.«
    Unbeirrt fuhr er fort: »Wenn ich bei dir bin, kann ich ein paar Stunden so leben, als gäbe es keinen Krieg. Wenn ich über die Nordsee fliege, weiß ich, dass du hier sicher bist und dein Leben lebst und alltägliche Dinge erledigst. Das gibt mir Kraft, und jetzt, wo Clare da ist, sind wir eine Familie, egal, wie weit ich entfernt bin. Wenn ich euch beide in den Armen halte, kann ich vergessen, was der morgige Tag bringen mag, und die Angst, dass ich vielleicht nicht in einem Stück zurückkomme oder dass es für uns kein Happyend geben könnte.«
    Ella begann zu weinen. Wie konnte er

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