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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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unbewaffnet und unerfahren, doch ihr Lehrer hatte gesagt: »Mut ist nichts als Angst, die ihre Gebete gesprochen hat. Sie müssen auf Ihren eigenen Glauben vertrauen, der Sie da hindurchbringt.« Er konnte nur hoffen, dass das stimmte.
    Was er am meisten fürchtete, war, in einem der großen Truppentransporter in See zu stechen. Sobald er auf dem Wasser war, wurde er augenblicklich seekrank. Ihm wurde schon im kleinsten Boot auf einem Teich übel. Wie würde es bei den Männern ankommen, wenn sie sahen, dass ihr Priester die ganze Fahrt über den Atlantik seinen Kopf über einen Eimer hielte? Er würde sich schon zum Gespött machen, noch ehe er richtig angefangen hätte.
    Am Tag seiner Einschiffung hatte er seine Familie noch auf ein Abschiedsessen besucht. Er hatte all seine Lieblingsspeisen gegessen,
Penne all’arrabiata
– Nudeln mit feurig-scharfer Tomatensoße, und einen speziellen Käsekuchen aus Bellinis Konditorei. Er hatte am Tisch gesessen und versucht, jede Sekunde in seiner Erinnerung festzuhalten. Davon musst du in den nächsten Monaten zehren, hatte er gedacht, als Patti auf ihn ein plapperte und Mum lächelte und sich die Haare aus der Stirn schob, während Jack auf seine teure Armbanduhr starrte und es kaum erwarten konnte, auf seinen Streifzug durch die Stadt zu starten.
    Seine Familie war sein fester Halt, sein Fleisch und Blut, trotz aller Fehler und Schwächen – »mit Warzen und Pickeln«, wie sein neuer protestantischer Kollege immer sagte. Er würde ihre bodenständige Art vermissen. Er würde Seite an Seite mit Männern wie Jack arbeiten müssen, zähe, raue Buschen, die Priester für Platzverschwendung hielten.
    Als er gehen musste, trat sein Vater zu ihm und schob ihm etwas in die Hand. Es fühlte sich weich und seltsam vertraut an. »Ich möchte, dass du das mitnimmst, Frankie, ein Andenken an deinen Vater. Wir sind sehr stolz auf dich.«
    Er blickte auf den kleinen Schuh hinunter. »Ich verstehe nicht«, sagte er und überlegte, was er damit anfangen sollte.
    »Früher dachte ich, es wäre der Schuh meiner kleinen Tochter. Das ist verrückt, ich weiß, aber für mich ist sie nie gestorben. Wem auch immer dieser Schuh gehörte, er stammt von der
Titanic
. Er hat das schreckliche Unglück überstanden. Ich möchte, dass du ihn als Glücksbringer behältst.«
    »Aber das ist nur Aberglaube«, erwiderte Frankie kopfschüttelnd, doch sein Vater bestand darauf.
    »Dieser kleine Schuh steht für Hoffnung und Liebe und Überleben, allen Widrigkeiten zum Trotz. Außerdem ist es eine Erinnerung an Zuhause, an deine
mamma
und deinen
papa
, an alle, die wir hier auf deine Rückkehr warten. Bitte nimm ihn mit.«
    Was konnte Frankie anderes tun als einzuwilligen und seinen Vater fest in den Arm zu nehmen? Er schob den weißen Stoffschuh in seine Tasche. »Vielleicht hält er mich davon ab, seekrank zu werden«, meinte er schmunzelnd, um die Stimmung zu heben. »Betet für mich.«
    »Jeden Abend«, sagte seine Mutter heiser vor Tränen, während sie mit zitternden Händen seinen Teller vom Tisch nahm. »Pass auf dich auf, mein Sohn. Gott sei mit dir.«
    Angelo sah seinem Jungen nach und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Er war so stolz auf seine beiden Söhne: beide hatten sich freiwillig gemeldet, der eine zur Infanterie, der andere als Militärgeistlicher an vorderster Front. Nun konnte niemand behaupten, die Bartolinis seien keine Patrioten. Nicht zu fassen, dass seine Familie in Italien offiziell zu ihren Feinden zählte! Sein Vater war ein durch und durch guter Mensch. Doch in ihren Briefen hatte er ihre Angst gespürt, Verwirrung, Unverständnis und Misstrauen. Er hatte nicht den Ozean überquert und seine Familie verlassen, um sie als Feinde zu sehen. Im letzten Krieg hatte er sich gemeldet und versucht, seinen Beitrag zu leisten, aber jetzt war er zu alt, zu schwach auf der Brust, um mehr zu tun als für die Sicherheit seiner Söhne zu beten. Außerdem musste jemand hierbleiben, um die Familienehre zu bewahren. Patti war drauf und dran, ihre italienischen Wurzeln zu vergessen. Sie hatte sich den Künstlernamen Patti Barr zugelegt.
    »Was ist so verkehrt an Patricia Bartolini?«, hatte er gefragt, als er den neuen Namen in einem Theaterprogramm entdeckt hatte.
    »Er ist zu lang. Ich brauche etwas Modernes – kurz und prägnant«, hatte sie erwidert und ihr leuchtend rotes Haar zurückgeworfen, wie um ihn zu erinnern, dass sie auch halb irisch war. Kinder zeigten neuerdings immer weniger

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