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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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bleiben Sie doch, wir haben noch so viele Fragen. Sie haben uns seltsame Neuigkeiten gebracht, und über Frank zu reden, bringt ihn für einen Moment zu uns zurück. Ich werde uns etwas zu essen machen«, sagte Kathleen und verließ das Zimmer.
    »Ich muss bald gehen.« Patti wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ich habe heute Abend einen Auftritt.«
    »Meine Tochter ist Zweitbesetzung für eine Broadway-Show.« Angelo lächelte stolz. »Ihr Künstlername ist Patti Barr.«
    Roddy betrachtete sie erneut. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn sie Filmschauspielerin gewesen wäre. »Für welche Show?«
    »›Annie Get Your Gun‹. Ich kann Ihnen Karten besorgen.«
    »Auf jeden Fall«, antwortete er fast ein wenig zu enthusiastisch. »Entschuldigung, ich wollte Sie in solch einem schweren Moment nicht kränken.«
    »Nein, nein, wir haben uns schon an den Gedanken gewöhnt, dass Frank nicht mehr zurückkommt. Er ist nicht der Einzige unserer Söhne, der gefallen ist. Auch unser Ältester, Jack, ist im Pazifik umgekommen.«
    »Ja, Frank hat es mir erzählt, ich habe den Brief gesehen. Ihre beiden Söhne! Es tut mir ja so leid.« Roddy wusste nicht, was er sagen sollte. Der alte Mann zuckte mit den Schultern und hob die Hände.
    »Frank würde sagen, es ist Gottes Wille. Er nimmt, und er gibt. Wir werden in unserem Glauben geprüft, aber auf einmal kommen Sie und bringen ihn durch Ihre Neuigkeiten zu uns zurück. Bitte bleiben Sie und erzählen Sie uns noch mehr. Sie wurden aus einem bestimmten Grund geschickt. Erzählen Sie etwas über die
famiglia
. Ging es ihnen gut? Es ist so lange her, seit ich dort war.«
    Noch viele Wochen dachte Roddy über seine Worte nach, während er sich wieder in Ohio einlebte und über die vielen Meilen hinweg der hübschen Patti Bartolini den Hof machte. An Liebe auf den ersten Blick hatte er früher nicht geglaubt, aber ein Blick von ihr, und er war verloren gewesen. Er hatte immer das Bild einer Frau vor Augen gehabt, nach der er suchte, aber bis zu jenem Moment in New York hatte er es nicht gefunden. Patti war lebhaft, selbstbewusst, klug und schön – welches Glück wurde ihm auf einmal zuteil durch ihre Begegnung.
    Und er hatte sich nicht durch Italien und später durch halb Europa gekämpft, um jetzt vor Schwierigkeiten wie Entfernung, unterschiedlichen Glaubensrichtungen oder Familienhintergründen zu kapitulieren. Er empfand tiefe Dankbarkeit, dass Patti seine Gefühle offenbar erwiderte, und in ihrem Briefwechsel verfestigte sich die erste aufflammende Begeisterung zu einem sicheren, kostbaren Gefühl der Nähe und Vertrautheit.
    Was war also Schlimmes daran, dass er sich für ihre Verbindung in der katholischen Lehre unterweisen lassen musste, Franks Lehre? Wenn diese Lehre Männer wie seinen Freund hervorgebracht hatte, sollte es ihm recht sein. Wo würden sie wohnen? Das war unwichtig. Wichtig war nur, dass Frank sie – wenn auch auf seltsamem Wege – zusammengebracht hatte. Roddy stand für immer in seiner Schuld.
    Nach ein paar Monaten reiste er nach New York und hielt in aller Form um Pattis Hand an. Ihr Strahlen war ihm Antwort und Versprechen auf zukünftiges Glück zugleich.
    Nun musste er nur noch seiner Mutter schreiben und ihr die gute Nachricht mitteilen. Er hatte die Richtige gefunden, und das Leben fing ganz neu an.
    Angelo konnte in jener Nacht nach Roddys Antrag nicht schlafen, und das nicht wegen der gewohnten Schmerzen, sondern wegen eines überwältigenden Glücksgefühls. Der Schuh hatte wieder ein Wunder gewirkt. Er war verloren, gefunden, gegeben, genommen, weitergetragen worden – was für eine seltsame Reise! Und nun war ein Fremder gekommen und bat um die Hand seiner Tochter. Er hatte bei dem ersten Besuch sofort bemerkt, wie es zwischen ihnen gefunkt hatte; ein zur Hälfte englischer und noch dazu protestantischer Soldat hatte vor seiner Nase das Herz seiner Tochter gestohlen. Eigentlich sollte er solch eine Verbindung verbieten, aber dieser Mann war der letzte Mensch gewesen, der seinen Sohn lebend gesehen hatte, ein guter Mann mit guten Aussichten. Es war alles wie ein Wunder. Erst waren sie traurig, gequält, erstarrt gewesen, und nun sprachen sie von Hochzeit und Feier.
    Nichts davon würde ihm seine Kinder wiederbringen, aber diese jungen Leute setzten vielleicht neue in die Welt, die er dann lieben könnte.

Fünfter Teil Das große Gewebe
    1958 – 1959
    120
    England
    »Sie drehen einen Film über die
Titanic
«, sagte Clare, die gerade die

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