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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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der Melodie eines irischen Jig tanzten, aber sie war sich nicht ganz sicher. Die Szene verfolgte ihn. Maria hatte immer gern getanzt, ihre Füße berührten kaum den Boden, wenn sie sich lachend im Kreis drehte.
    Sie sollten hier das Schauspiel gemeinsam genießen, die Kleine auf seinen Schultern, Maria an seiner Seite in ihrem weißen Kleid mit dem Spitzenbesatz, auf den sie so stolz war. Ihre Fähigkeiten wären gefragt. Sie wollte ihre gesamte Ausrüstung mitbringen; ihr Klöppelkissen, die Ständer und Spulen sowie ein paar Entwürfe ihres Meisters. Sie hatte vorgehabt, das Herstellen von Spitze zu unterrichten und ihre Arbeiten zu verkaufen. Wieder dachte er an den Schuh; er stand auf dem Schrein, den er aus Marias Porträt und der Statue der Madonna del Carmina errichtet hatte. Wenn sie nun diese Schuhe an Bord verkauft hatte, und ein kleines Kind hier trug die Sachen seiner Tochter? Den Gedanken konnte er nicht ertragen.
    Er sah zu, wie die Zuschauer sich andächtig bekreuzigten, als die Madonnenstatue auf den Schultern stattlicher irischer Hilfsarbeiter vorbeischaukelte. Auf der anderen Straßenseite machte eine Gruppe irischer Verkäuferinnen Scherze und winkte der Prozession zu. Ein Mädchen blieb zurück, schlug einen Schal um sich, den Strohhut auf dem Kopf, die Augen gesenkt, bis sie merkte, dass er sie anstarrte. Da lächelte sie ihm zu. Er wandte den Blick ab, erschüttert von seiner Reaktion.
    O nein, du machst einem irischen Mädchen keine schönen Augen, wo deine Frau noch kein Jahr tot ist. Aber das Verlangen, Trost zu finden, war stark. Er wandte sich beschämt ab, während die Musikkapellen in ihren grünen Uniformen vorbeimarschierten und ihre Melodien in die Luft schmetterten. Die Menge war erdrückend, und er benötigte dringend etwas zu trinken. Neuerdings brauchte er dauernd einen Drink. Eine Flasche war sein Trost und sein treuer Begleiter. Sie half ihm zu schlafen. »Arbeite schwer, arbeite beständig, und du wirst nie hungern müssen«, hatte sein Papa immer gesagt.
    Er arbeitete schwer, aber wofür? Zu welchem Zweck? Salvi nörgelte stets an ihm herum, er solle sich waschen und seine schwarzen Locken kämmen. »Du bist ein gutaussehender
boia
… such dir eine
ragazza
, die dich tröstet.«
    Am liebsten hätte er ihm eine reingehauen, konnte aber seinen älteren Verwandten gegenüber nicht respektlos sein. Wie sollte er eine andere Frau anschauen? Wie konnte er seine Maria einfach so vergessen, als würde man einen Wasserhahn abdrehen?
    Weit entfernt in Kanada lagen Gräber, in denen man die geborgenen Leichen bestattet hatte. Er hätte dort suchen sollen, aber es hieß, eine Maria oder Alessia sei nicht gefunden worden. Anna und Salvi hatten in seinem Namen an die Hilfsorganisation geschrieben und gehört, man könne eine Entschädigung anbieten, jedoch nur in Höhe von Marias Eigentum. Angelo könnte sich ein Bündel verlorener Spitzenarbeit ersetzen lassen. Aber wie wurde der Verlust von Frau und Kind wiedergutgemacht?
    Der Priester von Old St. Patrick’s stand ihm bei, hatte ihm jedoch gesagt, er solle geduldig in seinem Kummer sein. Er würde mit der Zeit nachlassen, doch Angelo wollte nicht, dass er aufhörte. Der Schmerz war seine Strafe, aber um zu arbeiten, musste er schlafen, und um zu schlafen, musste er trinken. Er lief Gefahr, die Kontrolle über sich zu verlieren. Spielte es denn eine Rolle, wenn er eines Morgens oben auf dem Gerüst ausrutschte? Wenn er allem ein Ende setzte?
    Allein der Gedanke an Schande und Schmerz, die er über seine Mutter bringen würde, hielt ihn davon ab. Das und der kleine Schuh. Wenn Alessia nun doch da draußen irgendwo wäre?
    Angelo wandte der Parade den Rücken zu. Er hatte für diesen Tag genug glückliche Familien gesehen. Er brauchte ein starkes Getränk, eine billige Bar und ein paar Stunden Vergessen in den finsteren Seitenstraßen von Mulberry Bend.
    Später wurde er auf dem stinkenden Fußboden einer Absteige wach. Seine Taschen waren sauber geleert worden. Er roch nach Schnaps und Schlimmerem. Wo war er? Als er aufstand, begann sich der Raum zu drehen. Während er über Betrunkene stieg, die schnarchend ihren Kater ausschliefen, hörte er die Glocken, welche die Gläubigen zur Messe am Palmsonntag riefen.
    Er konnte sich nicht daran erinnern, wie er in dieser Kaschemme gelandet war, aber ihm war schwindelig, und er hatte bohrende Kopfschmerzen. Hatte er mit ein paar feiernden Iren zu tief ins Whiskyglas geschaut? Spielte es eine

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