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Schiff der tausend Träume

Schiff der tausend Träume

Titel: Schiff der tausend Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Fleming
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einzige Geschenk, das noch unter der großen Tanne in der Eingangshalle lag.
    Roddy stand mit großen Augen staunend vor seinen vielen Geschenken und flitzte vom einen zum anderen, während die Dienerschaft zusah. Susan hatte den Tag frei, daher hatte Celeste ihren Sohn ganz für sich allein, nachdem sie zur Kirche gegangen waren.
    Grovers Eltern sollten jeden Augenblick zum Weihnachtsessen eintreffen. Wie sehnte sie sich nach Mince Pies, der würzigen Fruchtmischung, umgeben von weichem Teig, eine englische Tradition. Aber sie würde sich mit einer Art von Plumpudding abfinden müssen, die nie so schmeckte wie zu Hause.
    »Sieh mal, Grover, May hat so wohlüberlegte Geschenke geschickt, und sie hat einen Antrag beim
Titanic
-Hilfsfonds gestellt. Das freut mich so … Jetzt kann sie sich selbst ein Leben aufbauen. Schau, wie groß Ella geworden ist«, sagte Celeste in dem Versuch, ihren Mann für die Weihnachtskarte zu interessieren.
    Sobald die Mahlzeit vorüber war, würden sie alle beisammensitzen und sich nicht viel zu sagen haben, und sie wollte nicht, dass er die Whiskeykaraffe leerte.
    Grover warf einen Blick auf den formellen Schnappschuss von May, die in ihrem schwarzen Kleid mit einem hübschen Spitzenkragen posierte, auf ihrem Knie ein hübsches Kind in gestärkter weißer Baumwolle.
    »Wie hat das dürre Ding bloß so ein Püppchen zustande gebracht?«, schnaubte er.
    »Oh, sei nicht so streng. Ihr Mann hatte Zigeunerblut, hat sie mir erzählt«, erwiderte Celeste.
    »Er muss taub, dumm
und
blind gewesen sein, um so ein Ding zu heiraten«, entgegnete er und widmete sich wieder seiner Zigarre. Mays Briefe waren für Grover nie von Interesse, dennoch schien er etwas dagegen zu haben. »Was will sie denn jetzt schon wieder abstauben, dein Schützling?«
    Celeste ignorierte die Frage.
    Selwyns Weihnachtskarte war unleserlich, und Bertie brachte nur ein paar Zeilen zustande über das Rudern auf dem Cam und seinen Versuch, in die Universitätsmannschaft aufgenommen zu werden. May war es, die nun zu einer fleißigen Briefschreiberin wurde und Celeste über die Gesundheit ihres Vaters auf dem Laufenden hielt. Celeste hob Mays Briefe in einer besonderen Schublade in ihrem Sekretär auf, um sie immer wieder lesen und an ihre Brust drücken zu können. Sie waren eine Nabelschnur, eine letzte Verbindung zu ihrer Familie in der Heimat.
    Seitdem Celeste dem Women’s Relief Committee beigetreten war, hatte ihr Leben einen neuen Sinn bekommen. Sie empfand neue Kraft und das Gefühl, sich nützlich machen zu können. Nun saß sie nicht mehr herum wie ein geschniegeltes Püppchen, das darauf wartete, dass ein nörgelndes Kind es aufhob und mit ihm spielte. Sie hatte Termine in ihrem Kalender, die nicht nur aus Einkaufstouren, Dinnerpartys oder Kirchenbasaren bestanden.
    Sie schaute zu ihrem Mann hinüber, der in seinem Sessel zusammengesackt war.
    Grover war ein verwöhnter Tyrann, und je länger sie verheiratet waren, desto mehr verabscheute sie das Leben mit ihm. Ihnen fiel es immer schwerer, ihre Auseinandersetzungen vor Roddy zu verbergen. Tagsüber war er im Kindergarten, aber abends musste sie sich vergewissern, ob er schlief, bevor sie es wagte, ihrem Mann Paroli zu bieten.
    Weihnachten war durch Grovers Sorgen bei der Arbeit überschattet. Ihr Mann war jetzt ein hohes Tier in der Diamond Rubber Company. Der Vorstandschef, Frederick Barber, hatte sich nach einem Streit in der Vorstandsetage in seine große Villa zurückgezogen. Es war viel gemauschelt worden, um seinen Nachfolger zu finden, und da Grover den Spitzenposten nicht bekommen hatte, war er verstimmt.
    »Komm, wir gehen ein bisschen an die frische Luft«, schlug sie vor. »Das wird uns allen Appetit machen und Roddy ein bisschen Auslauf verschaffen. Er kann seine neuen Fäustlinge anziehen und auch seinen neuen Schläger und den Ball mitnehmen.«
    »Geht ihr, ich muss arbeiten.«
    »Aber es ist Weihnachten«, protestierte sie. »Ein Familienfest. Deine Eltern werden bald hier sein. Ach, gib dir ein bisschen Mühe.« Sobald die Worte über ihre Lippen waren, erkannte sie ihren Fehler.
    »Mühe! Was glaubst du, was ich den ganzen Tag mache? Diese Briefe aus England verdrehen dir den Kopf. Diese Frau schmeichelt sich bei dir ein, mehr nicht. Du denkst nur noch an die heilige
Titanic
-Sache. Findest du nicht, dass es an der Zeit ist, das ganze Geschreibsel aufzugeben?«
    »Unsinn, May ist einsam. Ich bin einsam; sie erinnert mich an zu Hause.«
    »Dein

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