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Schiffbruch und Glücksfall

Schiffbruch und Glücksfall

Titel: Schiffbruch und Glücksfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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aber nicht. Die meisten Gäste waren in sommerlich-entspannter Stimmung und genossen die Kreationen der Küche. Soquette schlich zwischen den Tischen herum und bekam hier und da ein Stückchen Fisch zugesteckt, verschmähte jedoch klugerweise Crêpes mit Schokoladensoße, war aber einem Finger voll Schlagsahne nicht abgeneigt.
    Gegen zwei Uhr aber stiegen aus dem Kelda wohlbekannten Wohnmobil drei junge Männer und drei kichernde Surf-Groupies. Sie waren ein echter Anblick – braun gebrannte, durchtrainierte Männer, einer mit langen Rastalocken, der andere mit einem schwarzen Pferdeschwanz und passendem Bartschatten, der dritte, Matt, ein wahrer Teutone mit sonnengebleichten Blondlocken.
    »Hallo, Kelda, kriegen wir was zu essen bei euch?«, rief er quer über die Terrasse.
    Sie ging auf sie zu. »Sicher, ich schiebe euch zwei Tische zusammen.«
    Die Jungs packten mit an, die Mädchen sonnten sich in den gierigen Blicken der Veteranen. Ihre Shorts warenKunstwerke des Minimalismus, unter ihren knappen Tops wippten jugendlich straffe Brüste. In ihren Köpfen hatte aber offensichtlich die hochstehende Mittagssonne schon bleibende Schäden angerichtet. Sie giggelten bei jedem Wort, das einer ihrer Begleiter von sich gab. Kelda nahm ihren Block und versuchte, einigermaßen geordnet die Bestellung aufzunehmen. Man hatte offensichtlich die Absicht, sich einmal durch die Karte zu fressen.
    »Dein Ex«, sagte Marie-Claude, als sie in die Küche trat. »Nicht sehr angenehm für dich, was?«
    »Nein, nicht angenehm. Ich weiß nicht …«
    »Wirst du wieder weich?«
    »Bin ich nicht ein bisschen zu hart?«
    Ihre Freundin schaute von dem Salat auf, den sie gerade anrichtete. »Er wohnt bei dir auf deine Kosten, er bestimmt, wie du den Urlaub zu verbringen hast, er lässt sich von dir bei den Seminararbeiten helfen, er schmust da gerade sehr öffentlich mit einem der kleinen Hohlköpfchen herum. Ich wüsste nicht, warum du dir das alles gefallen lassen musst. Ist es Liebe?«
    »Gehört das nicht zur Liebe dazu?«
    »Sich ausnutzen zu lassen? Ja, es gibt solche Frauen. Ich habe dich bisher nicht für so ein Weibchen gehalten, Kelda. Liebe kann sich an solchen Dingen zerreiben. Du bist erwachsen geworden, er ist ein Junge geblieben.«
    Kelda stellte Gläser und Flaschen auf ein Tablett. »Das ist dein Eindruck?«
    »Die ganze Zeit schon.«
    Mit einem unterdrückten Seufzer brachte sie die Getränke an den Tisch und beobachtete die Runde. Matts Aussehen hatte sie einst angezogen. Er hatte einen offenherziges Wesen und einen jungenhaften Charme – den er jetzt gegenüber den Groupies spielen ließ.
    Sie ignorierte es und schenkte die Gläser ein. Rotwein in der Sonne, dachte sie, wird euch nicht gut bekommen.
    »Setz dich doch zu uns, Kelda«, schlug Matt vor und zog an ihrem Schürzenband.
    »Tut mir leid, aber wenn ihr etwas zu essen haben wollt, dann musst du mich schon loslassen.«
    »Machst du hier den Affen?«
    »Ich helfe Marie-Claude. Immerhin wohne ich ja bei ihr kostenlos.«
    »Im Womo ist noch immer Platz für dich.«
    Ein giftiger Blick der Rothaarigen an seiner Seite traf auf Kelda.
    »Wie ich schon erklärte, Matt: nein.« Kelda entwand sich ihm und kehrte in die Küche zurück.
    Marie-Claude hatte recht, dachte sie. Er war ein Junge geblieben. Er merkte noch nicht einmal, dass sich etwas geändert hatte.
    Die erste Portion Vorspeisen war angerichtet, sie nahm das nächste Tablett auf. Während sie die Teller und Schüsseln auf den Tisch stellte, legte Matt seinen Arm um ihre Taille.
    Wieder machte sie sich los.
    »Hab dich doch nicht so«, grummelte er.
    Kelda sagte nichts mehr dazu. Die vier Alterchen winkten ihr mit dem Cidre-Krug zu, sie nickte. Das Futter zähmte die Meute, sie brachte neue Getränke, verkniff sich jede Bemerkung zum Rotwein-Konsum, räumte den Tisch ab, brachte neue Teller, nahm weitere Bestellungen auf, und gegen halb vier waren die sechs endlich gesättigt. Sie standen auf und wollten gehen.
    »Matt!«
    »Ja, Kelda?«
    »Wer zahlt die Rechnung?«
    »Wieso Rechnung? Deine Freundin hat uns doch eingeladen.«
    Das stimmte insoweit, als Marie-Claude sie und ihn am ersten Tag umsonst bewirtet hatte.
    »Ich wüsste nicht, aus welchem Grund sie dich und vor allem deine Freunde durchfüttern sollte. Zahlst du, oder geht es getrennt?«
    »Hey, Matt, was soll denn der Scheiß?«
    »Frag mich nicht. Was zickst du denn so rum? Der Laden geht schon nicht zugrunde, wenn ihr mal einen Happen umsonst

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