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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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Hamnet, wie soll es jetzt weitergehen mit dieser Schweinerei?«
     
     
    Kapitel 11
     
    Schwitzend wachte Hamnet auf, er war bereits schwitzend eingeschlafen. Nachdem er die Augen aufgeschlagen hatte, bemerkte er weniger als fünfzig Zentimeter vor seinem Gesicht einen Ventilator, der sich abmühte, eine Luft zu verquirlen, die so schwer und feucht war, dass man meinte, sie auswringen zu können. Hamnet schaute dem Ding eine Weile zu, während er langsam mit seinem vom Schlafmangel benebelten Kopf zu klären versuchte, wo er war und warum. Bangkok. Die Reise war ohne Probleme verlaufen, nur die Zeit war so entsetzlich langsam geschlichen. Jede Minute auf dem Boot, im Bus und in der unheilschwangeren Hitze dieser Albtraumstadt hatte er sich gefragt, was wohl inzwischen mit Anna geschehen war.
    Heute würde er endlich Dubre treffen. Schnell setzte er sich auf. »Ahh!« Er war gegen den Ventilator gestoßen und ließ sich wieder aufs Bett zurückfallen und versuchte, die Tränen zu unterdrücken. Der Wunsch, sich einfach das Laken über den Kopf zu ziehen und den ganzen Schlamassel zu ignorieren, wurde fast übermächtig. Aber er hatte auf diesen Tag hingelebt – irgendwie. Er rollte aus der Koje, fiel schwer auf den Boden und schaute sich dann mit rot geränderten Augen in dem Raum um. Er sah ein Dutzend Pritschen in vier je dreistöckigen Arrangements in finsterem Metallgrau. In fünf der Betten sah er unbewegliche Umrisse liegen. Die unvermeidlichen Begleiterscheinungen von mehreren Weltreisenden lagen davor: Rucksäcke, T-Shirts, feuchte Handtücher, die zum Trocknen aufgehängt worden waren. Die Absteige war erbärmlich, aber Dubre hatte Recht: In diesem internationalen Haufen der Billigtramper nahm niemand Notiz von einem allein reisenden, melancholischen Engländer.
    Langsam schlüpfte Hamnet in seine billigen Shorts und das T-Shirt, die Dubre besorgt hatte, und ging dann den langen Gang hinunter in die Halle, die gleichzeitig als Lobby, Restaurant und Bar diente. Gebräunte, gepiercte und pferdeschwänzige Jugendliche saßen herum und unterhielten sich, während sie Kaffee tranken. Hamnet warf einen schnellen Blick auf seine billige, neue Uhr und ging weiter. Er hatte jede Menge Zeit, aber keine Lust auf ein Frühstück. Draußen landete er in einer Seitenstraße, auf der ein Markt stattfand. Der Geruch – diese feuchte Verwesung, die bis zu einem gewissen Grad über ganz Bangkok zu hängen schien – wurde immer schlimmer, je weiter er ging. Sein Hemd klebte sofort wieder an dem schwitzenden Körper, und die Baumwolle schien den Dreck geradezu anzuziehen. Doch dafür hatte Hamnet jetzt keinen Kopf.
    Als er durch das Stahltor in den einfach gestalteten Park trat, sah er den Tempel sofort. Ein dreifaches rotes Ziegeldach wölbte sich über Wänden aus glänzendem Marmor, die ein Fundament aus Granitplatten umschlossen. Hamnet ging zwischen den Statuen der Löwen hindurch, die als Aufpasser dienten, und blieb lediglich kurz stehen, um die Schuhe abzustreifen, wie es die Sitte verlangte. Dann schaute er sich unter den Frühaufstehern unter den Touristen um, aber von Dubre war nichts zu sehen. Wieder warf er einen Blick auf die Uhr: acht Uhr zwanzig. Er war zu früh dran. Also setzte er sich und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tempelwand.
    Er brauchte nicht lange zu warten, bis Dubre erschien; sein übliches Cherubgesicht wirkte verdüstert, und unter seinen Achseln zogen sich dunkle Schweißflecken über das weiße T-Shirt, das er zu weiten, grauen Hosen trug, die ihm nicht passten. In jeder Hand trug er einen rechteckigen Umschlag aus Packpapier, das entdeckte Hamnet sofort, und er kam rasch auf ihn zu: »Lass uns draußen reden.«
    Hamnet folgte Dubre aus dem Park, während sein Mund wie ausgedörrt war, sein Rücken zu kribbeln begann und ihn eine tiefe Beklemmung in den Schwitzkasten nahm. Dubre ging voraus zu ein paar lang gestreckten Teichen und einer Brücke, die sich rostrot über das grüne Wasser spannte. Am hintersten Ende blieb er stehen und ließ sich auf einem Betonsitz neben einer kleinen Landungsbrücke nieder; Hamnet nahm neben ihm Platz, verzweifelt vor Anspannung. Doch er wagte keine Frage zu stellen. Dubre reichte ihm einen der Umschläge. Voller Angst, was er wohl darin finden würde, starrte Hamnet ihn an.
    »Fotos«, erklärte Dubre. »Schau sie dir an.«
    Hamnets Magen rumorte, als er den Umschlag aufriss und vier Hochglanzfarbfotos im Format vierundzwanzig mal fünfzehn Zentimeter

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