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Schiffe versenken

Schiffe versenken

Titel: Schiffe versenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Chisnell
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herauszog. Er atmete tief durch. Das erste zeigte eine Leiche auf einem Tisch. Der Bauch war weiträumig aufgeschlitzt, so dass man die inneren Organe sehen konnte, ebenso die Muskeln an beiden Waden und Oberschenkeln. Ein Arm war auf Höhe des Ellbogens fast abgetrennt. Doch das Gesicht war gut zu erkennen und fast unverletzt.
    »Bureya«, sagte Hamnet und schaute Dubre verdutzt an.
    »Michael Toliver Bureya«, bestätigte Dubre. »Bürger der Vereinigten Staaten und früher Angehöriger der Special Forces. Vietnam. Kumpel eines gewissen Paul Robert Janac. Der exakt deinen Beschreibungen des zweiten Amerikaners an Bord der Shawould entspricht.« Sein Tonfall war ernst und unpersönlich. »Mr. Bureya wurde gestern Morgen in der Limende Strait gefunden, neben einem Frachter, dem die Untiefen von Kelemar ein paar Stunden vorher zum Verhängnis geworden waren. Seine Verletzungen deuten darauf hin, dass er von einem Motorboot untergemangelt wurde. Was im Prinzip nicht weiter schlimm ist, denn alle, die ihn kannten, sind sich einig, dass er eine besonders widerliche Ausgeburt der Hölle war. Das Problem ist, dass auch alle zwölf Mitglieder der Mannschaft mit ihm den Tod gefunden haben.« Dubre legte eine lange, qualvolle Pause ein, ehe er weitersprach. »Was für eine Scheiße läuft da ab, Phillip?« Er lehnte sich vor und ballte die Fäuste.
    Hamnet wusste nicht, ob er im nächsten Moment ohnmächtig werden würde oder sich übergeben musste. Zwölf weitere Tote. Eine Brise lief durch die Blätter der Bäume, veränderte die Schatten auf dem Straßenpflaster und linderte für einen winzigen Moment die schwer lastende Hitze. Der Schweiß kühlte eine Sekunde lang ab. Eine Atempause für Hamnets Seele. Was hatte er angerichtet?
    »Pack aus, Phillip. Kannst du mir helfen, den Wahnsinn zu stoppen? Was weißt du?«, forderte Dubre, während er mit den Fäusten auf die Knie hämmerte.
    Hamnet starrte ihn hoffnungslos an, kämpfte um Worte, brachte aber kein einziges hervor.
    »Was weißt du?«, wiederholte Dubre.
    »Anna …?«
    »Dieser Janac ist ein Psychopath. Es tut mir Leid – Anna hat kaum eine Chance.« Dubre griff sich ein weiteres Foto. »Aber du könntest andere Leben retten. Männer wie die hier zum Beispiel.« Hamnet blickte kurz auf das Foto mit einer Reihe von Leichen, die am Kai nebeneinander lagen, ehe er das Gesicht mit geschlossenen Augen in seinen Händen vergrub. Der entfernte Verkehrslärm und das helle Tirilieren eines Vogels vermochten die tiefe Stille zwischen den beiden Männern nicht zu unterbrechen.
    Die Sonne leuchtete zwischen den Fingern auf Hamnets Augenlider und betonte die roten Äderchen. Die Erde drehte sich weiter, eine Erde, auf der dreizehn Männer ihr Leben hatten lassen müssen, weil er hoffte, das von Anna retten zu können. Ihrer aller Blut klebte an seinen Händen.
    »Weißt du, wo sie Anna hingebracht haben?«, stieß Hamnet zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und presste die Hände zusammen.
    »Ich habe eine Vermutung.«
    »Wo?« Hamnets Hände entkrampften sich wieder, und er schaute Dubre mit hartem Blick an.
    »Burma.« Dubre wischte seine schwitzenden Hände an der Hose ab.
    »Burma? Sie haben Anna nach Burma verschleppt?«
    »Nicht unwahrscheinlich. In den Norden, ins Grenzgebiet zu Thailand. Janac ist auf der Flucht, seit man ihn von einer Insel im Golf von Thailand verjagt hat. Die Drug Enforcement Agency hat ihn bereits im Visier und mehrere Vorfälle im Grenzgebiet auf sein Konto geschrieben, und die DEA ist die mächtigste US-amerikanische Drogenüberwachungsbehörde. Man sagt ihm beste Verbindungen zu einem der Drogenbosse nach, und möglicherweise ist er bei ihm untergetaucht. Piraterie und Drogenhandel unterstützen sich gegenseitig, wo sie nur können.« Seine Stimme war voll mit bitterem Sarkasmus. »In Australien hat Janac einen eigenen Drogenring, und jedes Jahr um diese Zeit kommt er zusammen mit dem übrigen Abschaum aus dem pazifischen Raum ins Goldene Dreieck zum Einkaufen. Ich gehe schon deshalb jede Wette ein, dass er bald auf der Bühne erscheinen wird. Entweder agiert er von Burma aus und hat Anna mitgeschleppt, oder er hat sie irgendwo anders versteckt; das kann man nicht mit Sicherheit sagen. Es ist nur eine begründete Vermutung«, betonte Dubre noch einmal und strich sich mit der Hand über sein nicht vorhandenes Haar. »Falls sie überhaupt noch lebt …«
    »Das ist unser einziger Anhaltspunkt, also werden wir dort nachschauen«, beschloss

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