Schiffe versenken
und in einem Salto nach vorn schoss. Ihre Schrecksekunde dauerte lange genug, dass er auf den Füßen in der Hocke landete, und er konnte sich durch die Rolle aus ihrem Griff befreien. So kam er wieder einen Meter näher an Janac heran.
Hamnet spannte seine Oberschenkel an und schoss wie eine Rakete nach vorn. Aber Janac wehrte den Angriff mit seinem Unterarm und der Schulter ab und gab die geballte Energie mit perfekter Leichtigkeit an Hamnet zurück, der auf dem Rücken landete und am Ende war. Einen Moment später drückten ihn fünf Männer auf die Erde. Er wehrte sich noch mit aller Kraft, aber es waren zu viele. Er verfiel in zitterndes, schluchzendes Elend. »Ich habe ihm gesagt, ich habe dem verdammten Bastard gesagt, dass er warten soll«, brüllte er. »Ich hatte ein Abkommen mit Dubre, diesem Hurensohn! Bei Gott, ich werde ihn umbringen! Ich schwöre, dass er das nicht überleben wird!«
Janac schickte einen spöttischen Blick zu Lee. Aber der Alte interessierte sich offensichtlich mehr für Janacs kämpferische Fähigkeiten als für das heulende Elend, das von seinen Männern am Boden gehalten wurde. »Du hast immer noch gute Reflexe, mein Freund.«
»Ich hatte den besten Lehrer«, antwortete Janac grinsend, und Lee nahm das Kompliment mit einem Kopfnicken zur Kenntnis.
Langsam wich die Wut aus Hamnet, ihm blieb nichts weiter, als tief durchzuatmen und dem Körper etwas Ruhe zu gönnen.
Janac nestelte eine weitere Zigarette aus der Packung und sagte: »Hamnet, wir hatten eine Abmachung. Du hast dich nicht daran gehalten, und ich muss sagen, es hat sogar mich überrascht, wie schnell das ging. Sogar für deine Verhältnisse. Also trag die Konsequenzen wie ein Mann.«
Zwischen den einzelnen Atemzügen und den Schluchzern, die ihn schüttelten, rang Hamnet um Worte. »Es stimmt, ich habe ihm alles, was ich wusste, aufgeschrieben. Aber er sollte den Umschlag drei Tage liegen lassen und nur öffnen, falls weder Anna noch ich zurückkämen. Er hat es mir versprochen. Und dann hat er alles sofort ausposaunt? Kaum dass ich weg war?«
Janac zündete die Zigarette an und schmatzte durch die Zähne. »Das ist Pech.« Er blies einen Ring aus Rauch und grinste wieder zu Lee hinüber. »Hast du was dagegen, wenn wir ihn noch eine Weile hier behalten?«
Der General schüttelte den Kopf.
»Dann schmeiß ihn wieder in sein Loch«, befahl Janac einem der Männer mit entsprechender Handbewegung. »Aber gib ihm was zu essen und Wasser, und schneid’ seine Fesseln los.«
Wie ein gezähmtes Tier setzte sich Hamnet in Bewegung. Nichts in seinem Leben lohnte noch, dafür zu kämpfen, und er verwendete alle ihm noch verbliebene Energie darauf, den tiefen Fall abzufedern. Dann schloss sich die Falltür über ihm, und es wurde wieder still.
Kapitel 15
Als sie zurückkamen, war Hamnet in tiefe Gleichgültigkeit verfallen. Die in Blätter eingerollten Reisbällchen und die Wasserflasche, die sie ihm irgendwann in sein Loch hinuntergeworfen hatten, hatte er unberührt liegen lassen. Seine Körperfunktionen liefen auf Schmalspur, fast Leerlauf, er atmete flach und langsam, und sein Verstand mied jeden Gedanken an die Realität und flüchtete sich ins Vergessen. Die Rufe, die von oben kamen, drangen nicht mehr in sein Bewusstsein vor. Er kauerte zusammengesunken an der Wand, unfähig, sich mit der neuen, veränderten Situation auseinander zu setzen.
Auch als schließlich ein Schuss einen halben Meter vor seinem Knie den Dreck aufspritzen ließ, zeigte sich nur leichte Neugier auf seinem Gesicht. Er schaute zum Rand der Grube hinauf, wo ein paar Männer schreiend auf eine Leiter deuteten, woraufhin er sich einfach abwendete. Doch dann begann sein Kopf langsam wieder zu funktionieren. Schnell folgten ein zweiter und ein dritter Schuss, und die Einschläge kamen jedes Mal näher. Dreck spritzte vom Boden auf und über seine Beine hinweg. Hamnets Körper war schwer wie Blei, während er sich unglaublich langsam eine Sprosse nach der anderen hochzog.
Oben empfingen ihn die frische Morgenluft und das Tageslicht, und er merkte, dass er eine weitere Nacht dort unten zugebracht hatte, obwohl er die Dunkelheit nur als eine besondere Form der Verzweiflung wahrgenommen hatte. Erschöpft vom Aufstieg, hatte er nicht mehr die Kraft, sich vorwärts zu schleppen und fiel hin. Nachdem sie ihn vergeblich mit ein paar Stößen zum Weitergehen zwingen wollten, packten ihn zwei Soldaten unter den Armen und schleppten ihn mit sich,
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