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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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nicht dabei.«
    » Pima ganz bestimmt nicht«, sagte Tick-tock. » Nie und nimmer.«
    Und damit war die Diskussion beendet, denn was sie sich sonst auch an Lügen erzählen mochten, Tick-tock hatte recht. Auf Pima war Verlass. Die ließ nie locker und stand für sie alle ein. Selbst wenn sie wegen der Quote rummeckerte, passte sie auf ihre Kolonne auf. Nailer wünschte sich plötzlich, er könnte ihr sein ganzes Glück schenken. Wenn irgendjemand ein besseres Leben verdient hatte, dann sie.
    Bedrückt von der Wendung, die das Gespräch genommen hatte, standen sie alle nach und nach auf, sammelten die Essensreste ein, löschten das Feuer mit Sand und machten sich auf den Weg zu den verschiedenen Schlupfwinkeln, die ihnen Schutz boten.
    Wind kam auf, und Nailer wandte sich der erfrischenden Brise zu. Erste Anzeichen des Unwetters, wenn er sich nicht täuschte. Er lebte schon so lange an der Küste, dass er dafür ein Gespür entwickelt hatte. Ihnen stand ein heftiges Gewitter bevor. Gut möglich, dass hier für ein paar Tage niemand mehr arbeiten konnte. Vielleicht verschaffte ihm das die Zeit sich auszuruhen, damit seine Verletzungen heilten.
    Er atmete die frische Salzluft ein, die ihn umwehte. Überall wurden Lagerfeuer gelöscht, und die Strandbewohner machten sich daran, ihre wenigen Besitztümer in Sicherheit zu bringen oder so festzubinden, dass sie das Unwetter überstanden.
    Draußen am Horizont glitt ein weiterer Klipper mit blauen Positionslichtern über den nächtlichen Golf. Nailer holte tief Luft – bestimmt steuerte das Schiff den nächsten Hafen an, um vor Anker zu gehen. Dieses eine Mal war Nailer froh, festen Boden unter den Füßen zu haben.
    Er wandte sich um und stapfte den Strand entlang zu seiner eigenen Hütte. Wenn er wirklich Glück hatte, war sein Vater auf Sauftour und er würde unbemerkt ins Bett schlüpfen können.
    Nailers Zuhause lag am Rand des Dschungels, von Kudzuranken und Zypressen umgeben. Errichtet war die Hütte aus Palmwedeln, Bambusstreben und Wellblech, das sein Vater mit seinem Zeichen – einer Faust – versehen hatte, damit es niemand stahl, wenn sie tagsüber fort waren.
    Nailer setzte seine Glücksgeschenke vor der Tür ab. Fast konnte er sich an die Zeit erinnern, als diese Tür noch nicht bedrohlich auf ihn gewirkt hatte. Bevor seine Mutter Fieber bekommen hatte. Bevor sein Vater sich fortwährend betrunken hatte. Jetzt war es jedes Mal ein Risiko, diese Tür zu öffnen.
    Wenn Nailer nicht geliehene Kleider angehabt hätte, wäre er gar nicht hergekommen, aber seine eigenen Kleider befanden sich da drin, und wenn er Glück hatte, war sein Vater nicht zu Hause. Er öffnete die Tür und tastete sich im Dunkeln durch die Hütte. Öffnete den Krug mit der Leuchtfarbe und schmierte sich etwas davon auf die Stirn. Nach einer Weile zeichneten sich Schatten in der Finsternis ab.
    Ein Streichholz flammte auf. Nailer fuhr herum.
    Sein Vater lehnte hinter der Tür an der Wand, eine fast leere Schnapsflasche in der Faust.
    » Schön, dich zu sehen, Nailer.«
    Richard Lopez war zwar dünn und ausgemergelt, schien aber nur aus sehnigen Muskeln und geballter Energie zu bestehen. Drachentattoos bedeckten seine Arme und schlangen ihre Schwänze um seinen Hals, wo sie in die verblassten Muster der Tätowierungen seiner Leichten Kolonne übergingen, die schon vor Jahren ihre Gültigkeit verloren hatte. Frischer und weit unheimlicher war eine Reihe von Siegesnarben, die auf seiner Brust leuchteten und für all die Männer standen, die er im Ring zusammengeschlagen hatte. Dreizehn rote, entzündete Schnittwunden. Sein erstes Dutzend hatte er vollgemacht, wie er nur allzu oft mit einem Grinsen erzählte, und einen als Zugabe. Und dann fragte er Nailer meist, ob er jemals so knallhart sein würde wie sein alter Herr.
    Richard zündete eine Sturmlampe an, die an der Decke hing, und stieß mit der Hand dagegen. Nailer rührte sich nicht, sondern versuchte zu erraten, in was für einer Stimmung sich sein Vater befand. Richard Lopez zog sich einen alten Stuhl heran und setzte sich rittlings darauf. Die schaukelnde Lampe warf ihre Schatten an die Wände. Sein Vater war voll auf Slide, und in seinen Adern brannten Schnaps und Amphetamine. Er musterte Nailer mit blutunterlaufenen Augen, eine Schlange, die sich jeden Moment auf ihn stürzen konnte.
    » Was zum Teufel ist denn mit dir passiert?«
    Nailer versuchte, keine Angst zu zeigen. Sein Vater hatte nichts in der Hand: kein Messer, keinen

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