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Schiffsdiebe

Schiffsdiebe

Titel: Schiffsdiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Hannes; Bacigalupi Riffel
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ausschreitenden Gestalten in den Blick. Er musterte ihre Gesichter, bis er ihren Anführer entdeckte. » Blut und Rost«, fluchte er leise.
    » Was ist los?«, fragte Nita erneut. » Wer ist das?«
    Pima seufzte. » Sein Vater.«

12
    Richard Lopez eilte mit langen Schritten über die Sandbank, von der sich inzwischen das Meer zurückgezogen hatte. Begleitet wurde er von einer erstaunlich großen Kolonne – seine ganzen Helfershelfer, seine Kumpel fürs Grobe, die für Ruhe und Ordnung sorgten, wenn ihnen danach war, und sonst nur faul herumhingen. Sie trugen barbarisch funkelnden Schmuck – Stahl um den Hals, Kupfer um die Bizepse. Kolonnentattoos schlängelten sich über ihre Haut. Männer und Frauen, die einmal schwer gearbeitet hatten, dann aber das Leben der Schiffsbrecher hinter sich gelassen und sich am Strand mit seinen Nagelschuppen, Spielhöhlen und Opiumschuppen eingerichtet hatten.
    Nailer sah ihnen durch das Fernglas entgegen und gab sich alle Mühe, die Angst zu unterdrücken, die ihn beim Anblick seines Vaters beschlich. Auch einen Teil der anderen kannte er. Eine grimmig dreinschauende, hagere Frau, die von allen » Blue Eyes« genannt wurde und vor der sich Nailer fast noch mehr fürchtete als vor seinem Vater. Dann kam eine Gestalt in sein Blickfeld, die über einen Kopf größer war als alle anderen und so breit wie ein Schrank: Tool, der Halbmensch, den Nailer zuletzt an Lucky Strikes Seite gesehen hatte. Außerdem erkannte er noch Steel Liu, einen Schlägertypen, der einer Bande namens » Red Python« angehörte. Allesamt finstere Gestalten, wie man es auch drehte und wendete.
    Die Drachen auf den Schultern seines Vaters spannten sich. Lopez ging an der Spitze der Gruppe, wobei er breit grinste und seine schiefen gelben Zähne bleckte. Durch das Fernglas betrachtet war er so groß, dass es so aussah, als stünde er bereits direkt vor dem Klipper.
    Nailer erschauderte, und es lag nicht nur an der sich ausbreitenden Infektion, dass ihm kalt war. » Wir müssen uns verstecken.«
    » Meinst du, die wissen bereits, dass wir hier sind?«, fragte Pima.
    » Hoffentlich nicht.« Nailer versuchte aufzustehen, aber ihm fehlte die Kraft dazu. Er warf Pima einen Hilfe suchenden Blick zu.
    » Warum willst du dich vor deinem Vater verstecken?«, fragte Nita.
    Nailer schloss die Augen, als Pima ihn auf die Füße zog. Er konnte unmöglich mit wenigen Worten erklären, warum er Angst vor Richard Lopez hatte. In vieler Hinsicht war sein Vater wie ein schweres Unwetter. Erst glaubt man zu wissen, was einen erwartete, und dann war der Sturm da und entpuppte sich als weit schlimmer als alles, was man bisher erlebt hatte. » Der ist einfach übel drauf«, murmelte er.
    Pima legte sich seinen Arm über die Schulter und half ihm, das abschüssige Deck hinunterzuhumpeln. » Ich hab mal zugeschaut, wie er einen Mann im Ring umgebracht hat«, keuchte sie. » Er hat auf ihn eingedroschen und ihn totgemacht, obwohl die gesagt haben, er hat schon gewonnen. Hat ihn zu Hackfleisch geprügelt und dann mit zermatschtem Schädel liegen lassen.«
    Nailers Gesicht fühlte sich an wie aus Holz geschnitzt. Er blickte über den flimmernden Sand und sah die Kolonne seines Vaters immer näher kommen. Schneller und schneller. Um diese Tageszeit waren sie wahrscheinlich schon voll auf Slide.
    » Wenn die Nita in die Finger bekommen, ist sie so gut wie tot«, sagte Pima. » Deinen Vater wird nichts und niemand davon abhalten, das Schiff zu plündern.«
    Nailer sah zu Nita hinüber. » Wäre wirklich klasse, wenn deine Leute jetzt auftauchen würden.«
    Nita schüttelte den Kopf. » Es ist noch zu früh, glaube ich.« Sie blickte nicht einmal zum Horizont. » Was können wir sonst noch tun?«
    Nailer und Pima wechselten einen Blick. » Lasst uns von hier verschwinden«, sagte Pima. » Sollen sie doch das Schiff durchsuchen. Da gibt’s ne Menge zu holen. Vielleicht sind sie damit so lange beschäftigt, dass wir uns später an den Strand zurückschleichen können. Heute Abend oder sonst wann.«
    Nailer starrte den ameisenhaften Gestalten entgegen. » Er wird trotzdem nach mir suchen, auch wenn wir es nach Hause schaffen.«
    » Oder auch nicht. So high, wie der ist, weiß er wahrscheinlich nicht mal mehr, dass er einen Sohn hat.«
    Nailer musste daran denken, wie sich sein Vater einmal, als er total breit und stinkwütend gewesen war, auf einen Mann gestürzt hatte, der doppelt so groß gewesen war wie er – ein Flaschenhals war durch die

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